Nachdem der außergewöhnlich hohe Auftragsbestand in der Industrie infolge der Corona-Krise und der damit zusammenhängenden Materialengpässe seit längerer Zeit für eine Stabilisierung der Produktion gesorgt hatten, scheint dieser Puffer nunmehr zunehmend abgebaut zu sein. Gleichzeitig erweisen sich die weiterhin rückläufigen Auftragseingänge, insbesondere aus dem Ausland, zunehmend als Bremse für eine nachhaltige Erholung der Industriekonjunktur. Allerdings dürfte die Aufhellung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, trotz anhaltender handels- und geopolitischer Unsicherheiten, im weiteren Jahresverlauf zu einer Trendwende in der Industrieproduktion führen.
Auch mit Blick auf die Entwicklung des privaten Verbrauchs haben sich die jüngsten Stimmungsindikatoren, wie der GfK-Konsumklimaindex und das HDE-Konsumbarometer, zuletzt etwas eingetrübt und damit den vorherigen Aufwärtstrend abgeschwächt. Dennoch sollte sich die binnenwirtschaftliche Nachfrage angesichts der insgesamt robusten Beschäftigungsentwicklung, moderater Verbraucherpreissteigerungen und steigender Realeinkommen zunehmend beleben. Nicht zuletzt ist infolge der Fußball-EM ein kleiner, positiver Impuls im zweiten Quartal 2024 zu erwarten, von dem vor allem die konsumnahen Wirtschaftsbereiche wie Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe profitieren dürften.
Mit der jüngsten Einigung auf einen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025, den Finanzplan bis 2028 und der Vorlage einer umfassenden Wachstumsinitiative, die durch stärkere Arbeitsanreize, Investitionsförderung und steuerliche Entlastungen Wachstumsimpulse geben soll, hat die Bundesregierung die Grundlage für eine verlässliche, investitions- und wachstumsorientierte Finanz- und Wirtschaftspolitik gelegt. Dies dürfte das Vertrauen in den Unternehmen wie auch der Verbraucherinnen und Verbraucher stärken und die Perspektiven für eine wirtschaftliche Belebung in der zweiten Jahreshälfte verbessern.
Weltwirtschaft weiter auf Erholungskurs
Die globale Industriekonjunktur kommt erst allmählich wieder in Gang. Im April ist die weltweite Industrieproduktion saisonbereinigt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, damit lag sie im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 2,2 Prozent im Plus. Frühindikatoren deuten auf eine weitere verhaltene Expansion der globalen Industrieproduktion hin: Der Stimmungsindikator von S&P Global ist im Juni um 0,8 Punkte auf 52,9 Punkte gefallen, nachdem er im Mai um 0,4 Punkte gestiegen war. Er liegt aber weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der jüngste Rückgang geht maßgeblich auf den Dienstleistungsbereich zurück (von 54,0 auf 53,1 Punkte), während die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe nahezu unverändert blieb (von 51,0 auf 50,9 Punkte).
Für den Euroraum zeichnen aktuelle Stimmungsindikatoren zuletzt ein gemischtes Bild: Während es laut Umfragen unter Investoren weiter in kleinen Schritten bergauf gehen dürfte, blieben Einkaufsmanagerindizes im Juni – vor allem dank einer robusten Entwicklung im Dienstleistungsbereich – zwar noch leicht über der Wachstumsschwelle; sie signalisieren aber zum Ende des zweiten Quartals wieder eine schwächere Dynamik als zuvor. Insgesamt dürften die gesunkenen Energiepreise sowie die begonnenen Zinssenkungen aber die Erholung der Industriekonjunktur, besonders in den europäischen Ländern, im weiteren Verlauf stützen.
Auch der Welthandel scheint sich – unter Schwankungen – weiter zu stabilisieren. Im April nahm er saisonbereinigt um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, nachdem er zuvor um 1,1 Prozent gefallen war. Damit übertraf er im April sein Vorjahresniveau um 1,8 Prozent. Für das zweite Quartal zeichnet sich eine weitere Belebung des weltweiten Warenhandels ab: Der RWI/ISL- Containerumschlag-Index ist im Mai saisonbereinigt von 129,1 auf 129,9 Punkte gestiegen. Während der Containerumschlag in den chinesischen Häfen zwar gesunken ist, kam es beim Nordrange Index für europäische Häfen nach einem Rücksetzer im Vormonat wieder zu einem deutlichen Zuwachs. Mit der erwarteten Erholung in wichtigen Abnehmerländern und dem Anziehen des Welthandels, vor allem mit Industrieerzeugnissen, dürfte sich das deutsche Auslandsgeschäft in der zweiten Jahreshälfte weiter erholen.
Außenhandel erhält Dämpfer
Der Außenhandel konnte seinen Aufwärtstrend zuletzt nicht fortsetzen. Im Mai haben sich die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt mit -2,0 Prozent spürbar verringert. Maßgeblich war der Warenhandel mit Ländern außerhalb der EU, der im Vormonatsvergleich um 4,9 Prozent zurückging; der Handel mit Ländern der EU verringerte sich um 2,5 Prozent. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen nahmen um 5,5 Prozent gegenüber April 2024 noch deutlicher ab, vor allem im Zuge der um 8,9 Prozent deutlich gesunkenen Lieferungen aus der EU; die Importe aus Nicht-EU-Ländern lagen um 4,0 Prozent niedriger.
Damit erhielt die seit Jahreswende zu beobachtende Erholung des Außenhandels einen Dämpfer, sowohl bei den Ausfuhren als auch bei den Einfuhren. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Ex- und Importe aber mit 2,2 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent weiter im Plus. Der monatliche Handelsbilanzüberschuss lag angesichts der stärkeren Abnahme der Importe im Vergleich zu den Exporten mit 21,2 Milliarden Euro höher als im Vormonat. Die Einfuhrpreise haben sich im Mai saisonbereinigt geringfügig um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erhöht, die Ausfuhrpreise mit +0,2 Prozent nur etwas mehr. Damit blieben die Terms of Trade im Vormonatsvergleich mit +0,1 Prozent nahezu unverändert. In realer Betrachtung dürften die Rückgänge also bei den Aus- und Einfuhren nur leicht höher ausgefallen sein.
Frühindikatoren geben gemischte Signale hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben sich im Mai gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 2,8 Prozent deutlich verringert, nachdem sie bereits im April um 1,0 Prozent zurückgegangen waren. Besonders aus dem Nicht-Euroraum gingen mit -4,6 Prozent weniger Bestellungen ein. Die Ifo Exporterwartungen sind im Juni auf -1,0 Punkte gefallen. Im Mai hatten sie erstmals seit April 2023 wieder im positiven Bereich gelegen.
Der Indikator lässt gegenwärtig keine klare Richtung erkennen. Wichtige Exportbranchen wie Automobilsektor, Maschinenbau, Chemische Industrie und Elektrische Ausrüstungen gehen von einem in etwa konstanten Auslandsgeschäft aus. Die Erholung des deutschen Außenhandels scheint sich damit zu verzögern. Die jüngsten Außenhandelsdaten haben enttäuscht und die Frühindikatoren fallen überwiegend zurückhaltend aus. Vor diesem Hintergrund und angesichts weiter bestehender geo- und handelspolitischer Risiken dürfte sich das deutsche Auslandsgeschäfts zunächst noch recht verhalten entwickeln.
Abbau der Auftragsbestände dämpft Produktion
Auch bei der Produktion im Produzierenden Gewerbe kam es zuletzt zu einem Rücksetzer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging sie im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zurück. Im April hatte der Ausstoß in etwa stagniert. Zuletzt wurde nicht nur die Ausbringung im Bausektor um 3,3 Prozent zurückgefahren, auch die Industrieproduktion wurde um 2,9 Prozent gedrosselt. Demgegenüber konnte die Energieproduktion mit einem Plus von 2,6 Prozent erneut gesteigert werden.
Die Produktionsschwäche im Mai war in einer Reihe von Wirtschaftszweigen festzustellen: Die größten Rückgänge verbuchten die Bereiche elektrische Ausrüstungen (-7,2 Prozent), Maschinenbau (-5,9 Prozent), pharmazeutische Erzeugnisse (-5,4 Prozent) und Kfz/Kfz-Teile (-5,2 Prozent). Hersteller von Getränken (+3,2 Prozent), chemischen Erzeugnissen (+2,4 Prozent) sowie Nahrungs- und Futtermitteln (+1,4 Prozent) konnten ihren Output hingegen erhöhen. Auch in den besonders energieintensiven Industriezweigen konnte die Herstellung um 0,2 Prozent erneut leicht zulegen.
Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich ergab sich in der Industrie ein leichtes Plus von 0,4 Prozent, getragen von den Bereichen der Konsumgüter (+1,3 Prozent) und der Vorleistungsgüter (+0,9 Prozent). Die Nachfrageschwäche bei den Investitionsgütern führt dort zu einem Rückgang um 0,3 Prozent. Im Baugewerbe war infolge der zuvor kräftigen Ausweitung im Dreimonatsvergleich mit +0,1 Prozent eine Stagnation zu verzeichnen.
Nachfrageschwäche hemmt die Produktion
Der Abwärtstrend bei den Neuaufträgen setzt sich im Mai fort. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,6 Prozent zurückgegangen. Im April waren sie laut revidierten Angaben um 0,6 Prozent gefallen. Für den erneuten Rückgang war ein merklicher Orderrückgang aus dem Ausland um -2,8 Prozent, vor allem bei den Ländern außerhalb des Euroraums (-4,6 Prozent) verantwortlich. Die Nachfrage aus dem Inland expandierte dagegen mit +0,5 Prozent leicht. Anders als im Vormonat gingen im Mai überdurchschnittlich viele Großaufträge ein. Die um Großaufträge bereinigten Auftragseingänge lagen mit 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat im Minus. Im Dreimonatsvergleich bleiben die Auftragseingänge mit -6,2 Prozent deutlich abwärtsgerichtet, sowohl aus dem Inland (-6,4 Prozent) als auch aus dem Ausland (-6,1 Prozent).
In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel die Entwicklung unterschiedlich aus: Während weniger Bestellungen in den gewichtigen Branchen Maschinenbau (-1,9 Prozent), Kfz/Kfz-Teile (-2,9 Prozent), bei den Herstellern pharmazeutischen Erzeugnisse (-2,4 Prozent) sowie im sonst. Fahrzeugbau (-19,2 Prozent) eingingen, nahmen sie in den Bereichen Daten-, elektrische und optische Geräte (+11,2 Prozent), Metallerzeugung und -bearbeitung (+3,8 Prozent) sowie Chemie (+1,7 Prozent) spürbar zu.
Zusammen mit der jüngsten Eintrübung der Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe deuten die anhaltenden Rückgänge bei den Auftragseingängen zunächst noch auf eine eher verhaltene Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin. Erst im Zuge der weiteren Erholung des Welthandels und der allmählichen Belebung der Nachfrage nach Industrieerzeugnissen dürften sich Auftragseingänge und Produktion stabilisieren.
Aufwärtstrend bei Verbraucherstimmung unterbrochen
Umsatzzahlen des Einzelhandels für den Berichtsmonat Mai veröffentlicht das Statistische Bundesamt voraussichtlich erst Ende Juli. Im April sind die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) gegenüber dem Vormonat geringfügig um 0,2 Prozent gesunken. Gegenüber April 2023 meldete der Einzelhandel ein leichtes reales Umsatzplus von 0,3 Prozent. Der Handel mit Lebensmitteln weist mit -3,1 Prozent im Vormonats- wie auch mit -0,8 Prozent im Vorjahresvergleich rückläufige Umsätze auf. Der Umsatz im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im April um 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat beziehungsweise 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Umsatzsteigerungen sind im Vormonatsvergleich zudem beim Handel mit IKT- und Datenverarbeitungsgeräten festzustellen.
Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im Juni um 9,8 Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen sie um 6,1 Prozent höher. Im aussagekräftigeren Zwei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen gegenüber dem Vormonat um 4,5 Prozent zu. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im Juni im Vormonatsvergleich eine Zunahme um 10,0 Prozent. In der Zwei-Monats-Betrachtung ist – nach hohen Schwankungen in den Vormonaten – ein Plus von 6,1 Prozent zu konstatieren. Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen nahmen im Mai um 9,6 Prozent zu.
Bei der Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland, gemessen am GfK-Konsumklimaindex und dem HDE-Konsumbarometer, deutet sich zuletzt ein Dämpfer an: Das HDE-Konsumbarometer fiel im Juli – nach fünf Anstiegen in Folge – leicht um 1,1 Punkte. Auch der Aufwärtstrend beim Konsumklima ist laut GfK im Juni sowie Juli (Prognose) vorerst gestoppt, wobei sich sowohl Einkommenserwartungen als auch Anschaffungs- sowie Sparneigung negativ auswirkten. Insgesamt ist die Erholung der Verbraucherstimmung in Deutschland aktuell vorerst zum Stillstand gekommen. Im Zuge steigender Löhne, zunehmender Erwerbstätigkeit und rückläufiger Inflationsraten dürfte sich der private Konsum in der zweiten Jahreshälfte jedoch spürbar beleben.
Inflationsrate zuletzt wieder gefallen
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) ist im Juni wieder leicht gesunken. Sie lag mit +2,2 Prozent wieder auf ihrem Wert von März und April, nachdem sie im Mai mit +2,4 Prozent infolge eines Basiseffekts aus der Einführung des 49-Euro-Ticket im Mai 2023 angestiegen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) verringerte sich im Juni geringfügig auf 2,9 Prozent, nachdem sie im Mai +3,0 Prozent betragen hatte.
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 Prozent; im Mai hatten sie um +0,6 Prozent zugelegt. Die Energiepreise waren im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat mit -2,1 Prozent wieder stärker rückläufig als im Mai, als sie sich um 1,1 Prozent verringert hatten. Im Bereich der Dienstleistungen lag der Preisauftrieb unverändert bei +3,9 Prozent und damit weiterhin überdurchschnittlich.
Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen sind im Vorjahresvergleich weiterhin Preisrückgänge zu beobachten. Die Erzeugerpreise gingen im Mai um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Im April hatte die Rate bei -3,3 Prozent gelegen. Ausschlaggebend waren nach wie vor die Preisrückgänge bei Energie. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Erzeugerpreise im Mai unverändert. Die Einfuhrpreise lagen im Mai um 0,4 Prozent unter dem Vorjahresmonat und haben sich damit gegenüber dem Vormonat nicht verändert. Die Verkaufspreise im Großhandel sind im Mai im Vorjahresvergleich um 0,7 Prozent gefallen. Gegenüber dem Vormonat stiegen sie geringfügig um 0,1 Prozent.
An den Spotmärkten erhöhten sich zuletzt die Preise für Erdgas wieder. Aktuell liegt der TTF Base Load mit knapp 31 Euro/MWh etwa 16 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem Vormonat sanken sie um rund 10 Prozent. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen um 30 Euro/MWh bewegen werden. Alles in allem dürfte die Inflationsentwicklung im weiteren Jahresverlauf vor dem Hintergrund der Preisrückgänge auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, moderater Energiebörsenpreise, der Wirkung der geldpolitischen Straffungen der EZB, angemessener Tarifabschlüsse sowie einer Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen tendenziell weiter nachlassen.
Arbeitsmarkt weiter von schwacher Konjunkturdymnamik geprägt
Die Arbeitsmarktzahlen senden weiterhin gemischte Signale aus: Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm saisonbereinigt um 19.000 Personen zu, die Unterbeschäftigung stieg um 16.000 Personen. Gleichzeitig haben die Erwerbstätigkeit im Mai um 20.000 Personen sowie die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im April um plus 44.000 gegenüber den Vormonaten zuletzt saisonbereinigt erneut zugenommen. Die konjunkturelle Kurzarbeit ist im April auf 242 Tausend Personen gestiegen, die Anzeigen von Kurzarbeit bei der BA sind im Juni gegenüber dem Vormonat in etwa unverändert geblieben.
Aktuelle Frühindikatoren sprechen für eine Fortsetzung des bisherigen Trends: Die Zahl der bei der BA gemeldeten Stellen ist weiter rückläufig und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat laut Ifo Beschäftigungsbarometer im Juni wieder leicht abgenommen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt im Juni einen neutralen Arbeitsmarktausblick, wobei die Beschäftigungskomponente sich leicht positiv und die Arbeitslosigkeitskomponente leicht negativ entwickelt. Die erwartete gesamtwirtschaftliche Erholung dürfte sich am Arbeitsmarkt erst verzögert niederschlagen.
Anstieg der Unternehmensinsolvenzen pausiert laut Frühindikatoren
Im April stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen um 5,8 Prozent gegenüber März. Im Vergleich zum Vorjahresmonat April 2023 betrug der Anstieg 33,5 Prozent. Mit 1.906 Fällen wurde der höchste Wert seit März 2017 (1.933) verzeichnet. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 lagen die Unternehmensinsolvenzen insgesamt 28,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum sowie 4,1 Prozent über dem Mittelwert des Vergleichszeitraums 2016 bis 2019. Als Ursachen für das weiterhin dynamische Insolvenzgeschehen werden eine Reihe von Entwicklungen gesehen, darunter die immer noch verhaltene Konjunkturentwicklung sowie Nachholeffekte aus der Zeit der durch Sonderregelungen geprägten Vorjahre mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen.
Der IWH-Insolvenztrend weist im Juni 2024 mit 1.169 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften den zuvor prognostizierten zweiten Rückgang in Folge aus. Die Zahl sank gegenüber dem Vormonat Mai um 8,0 Prozent (Mai: -7,0 Prozent). Bezogen auf das erste Halbjahr 2024 beträgt der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum 35,1 Prozent. Im Juli erwartet das IWH wieder einen leichten Anstieg der Insolvenzzahlen. Für die weiteren Monate, sodass IWH weiter, sei noch kein stabiler Trend erkennbar.