E&E:
Wie unterscheidet sich die Nepcon von anderen Elektronikmessen?
Hajime Suzuki:
Weltweit gibt es für die Elektronikfertigung eine sehr bekannte Messe, die Productronica in Deutschland. Wenn man die Nepcon mit der Productronica vergleicht, kann man sagen, dass unsere Show eine Kombination aus Productronica und Electronica ist. Die Productronica beschäftigt sich mit der Elektronikfertigung, auf der Electronica werden vor allem Komponenten gezeigt. Auf der Nepcon haben wir beide Elemente: Die Fertigungstechnologie, die Materialien, die Komponenten – es ist alles da.
Die Nepcon ist eine japanische Messe. Wie wichtig sind Aussteller und Besucher aus anderen Teilen der Welt für die Messe?
Die wichtigsten Hersteller und Entwickler aus Asien, vor allem aus Korea, Taiwan oder China, besuchen keine Messen in ihren eigenen Ländern. Sie wissen, dass sie zur Nepcon Japan kommen müssen, um die neuesten Technologien zu sehen. Wenn sie lokale Messen, beispielsweise in China, besuchen, sehen sie zwar die Trends für die Massenfertigung, aber nicht die hochwertigeren Technologien.
Wie sieht es mit Besuchern aus den USA oder Europa aus? Ist das ein Thema?
In Zukunft hätten wir gerne mehr Besucher aus den USA und Europa. In der Vergangenheit hatten wir etwa 68.000 Besucher, von denen nur etwa 5.000 nicht aus Asien kamen. Ich denke, dass die Messe wirklich einzigartig ist: Wir zeigen die Materialien, Komponenten und Fertigungstechnologie für Elektronik, aber auch Beleuchtungs- und Automobil-Technologie. Wenn ich mir die Messelandschaft weltweit anschaue: Da gibt es nichts Vergleichbares. Das Problem liegt darin, dass die Messe in den USA und Europa nicht bekannt ist.
Wie würden Sie die Entwicklung der Aussteller- und Besucherzahlen in diesem Jahr beschreiben?
In diesem Jahr ist die Zahl der Aussteller um zehn Prozent gestiegen. Das liegt aus meiner Sicht vor allem daran, dass sie mit der Messe im letzten Jahr zufrieden waren. Und wir sind sehr zuversichtlich, die Zahl auch im nächsten Jahr zu steigern. Bei den Besuchern ist kein Anstieg zu verzeichnen. Das liegt daran, dass wir eine Messe für Experten machen wollen. Wir segmentieren stärker und laden wirklich nur die Fachleute ein. Es geht also nicht darum, die Besucherzahlen zu steigern, wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Wenn wir nur die Menge erhöhen wollten, könnten wir sicher ohne Schwierigkeiten 100.000 Besucher erreichen. Aber diesen Weg wollen wir nicht gehen, wir wollen die Nepcon noch stärker zu einer Business-Veranstaltung machen.
Sie haben unter den Ausstellern einige prominente Neuzugänge. Wenn würden Sie besonders hervorheben?
Für die Elektronikindustrie sind es keine Neuzugänge, aber Unternehmen wie Samsung waren in der Vergangenheit nicht so stark vertreten. Sie haben zwar Geschäfte in Japan gemacht, aber gerade bei SMT-Maschinen sind die japanischen Firmen sehr stark, daher waren andere Firmen nicht so präsent. Da sie aber zurückgekommen sind, wollen sie sich offenbar dem Wettbewerb mit den japanischen Unternehmen stellen. Möglicherweise haben sie ihre Strategie geändert. Die wichtigen japanischen Hersteller sind natürlich auch vertreten. Dann würde ich noch sagen, dass die IC-Packaging-Show im Vergleich zu den anderen Bereichen der Messe am deutlichsten zugelegt hat. Der Grund dafür ist ein Wechsel vieler Aussteller von der Semicon Japan zur Nepcon Japan. Sie versprechen sich von unserer Messe höhere Synergy-Effekte als die Semicon bieten kann.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends in diesem Jahr?
Wenn ich mir die Hallen ansehe, stelle ich fest, dass Geschäfte nicht nur zwischen japanischen Unternehmen gemacht werden, sondern auch zwischen japanischen und anderen asiatischen Unternehmen. Und auch die machen untereinander Geschäfte. Die Nepcon entwickelt sich zu einer,asiatischen Messe.
In welchem Bereich der Messe sehen Sie die meisten Innovationen? Woher kommen die wichtigsten Impulse für die Industrie?
Sehr viele Innovationen sind sicher im Bereich der Design-Beleuchtung zu finden. Da haben wir auch in diesem Jahr ein einzigartiges Konzept: Zum einen haben wir einen speziellen Bereich – die Brücke - für europäische Unternehmen, die keine Büros in Japan haben und hier auch noch nie ein Produkt vorgestellt haben. Wir wollen, dass daraus eine Brücke zwischen dem europäischen und dem japanischen Markt wird. Und dann haben wir noch einen Bereich für kleine und mittlere Unternehmen, die ihr Geschäftsvolumen vergrößern wollen. Das ist eine Art Newcomer-Bereich.
Neben der klassischen Elektronik gehört zur Messe auch die Automotive World, die sich mit Elektronik in Fahrzeugen beschäftigt. Wie würden Sie die Entwicklungen in diesem Bereich beschreiben?
Wir sind in Japan, im Vergleich zu anderen Regionen, sehr stark bei den Materialien und auch bei Bauteilen. Es werde sehr viele Materialien aus Japan gezeigt. Und das ist ein wichtiger Grund, warum viele Besucher zu dieser Messe kommen: Um sich einen Überblick über diese Materialien zu verschaffen.
Wie sieht es im Automotive-Bereich aus?
In der Vergangenheit haben die japanischen Autohersteller fast ausschließlich mit Unternehmen zusammengearbeitet, die zum gleichen Konzern gehören. Inzwischen ist es völlig normal, dass ein Hersteller, der eigentlich an Nissan liefert, auch mit Toyota zusammenarbeitet. Darüber hinaus sin japanischen Autohersteller sehr daran interessiert, die Kosten zu senken und suchen daher weltweit nach neuen Lieferanten, vor allem in Korea und China, aber auch in anderen Regionen. Die Zahl der Aussteller, die auf den japanischen Markt abzielen, ist deutlich gestiegen – das gilt vor allem für Automotive und Beleuchtung.
Sie haben die gleichzeitig stattfindende Lighting Japan bereits erwähnt. Wie passt diese Messe in das Elektronik-Umfeld?
Die Reduzierung von Kosten und Energieeffizienz sind Themen, die die japanische Industrie derzeit bewegen. In vielen Fabriken wird versucht, die Beleuchtung mit LEDs zu lösen. Diesen Trend haben wir nach dem Erdbeben von Fukushima im privaten Bereich gesehen. Nun ziehen die Unternehmen und Fabriken nach, um Geld und Energie zu sparen. Vor drei, vier Jahren war es noch schwierig, bestimmte Beleuchtungslösungen umzusetzen. Aber jetzt gibt es in dem Bereich sehr viele Innovationen, mehr Flexibilität bei Design und Form.
Was ist für Sie persönlich der spannendste Teil der Messe?
Im Beleuchtungs-Bereich gibt es so viele neue Lösungen, so viele Innovationen. Ich kann mir vorstellen, dass das für die Fertigungstechnologie eine große Herausforderung ist. In diesem Bereich passiert wirklich sehr viel.Und auch die Automobilindustrie befindet sich in einem echten Wandel. In vielleicht zehn Jahren wird es noch größere Veränderungen geben, wenn sich die Industrie mit autonomen Fahrzeugen und anderen Technologien beschäftigt. Heute haben wir Elektrofahrzeuge, in Zukunft werden es vielleicht auch Brennstoffzellen und andere Technologien sein, weil es einen Wettbewerb zwischen den verschiedenen Arten der Energieerzeugung gibt.