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Interview zum Firmenjubiläum von Afriso „Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben“

AFRISO-EURO-INDEX GmbH

Die Afriso-Geschäftsführer Jürgen Fritz (links) und Elmar Fritz erzählen im Interview über den bisherigen und den zukünftigen Weg ihres Unternehmens.

Bild: Afriso
11.11.2019

Das Umwelttechnik-Unternehmen Afriso feiert in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass sprechen die Geschäftsführer Jürgen und Elmar Fritz, Urenkel des Unternehmensgründers, über ihr Erfolgsrezept und wie sehr die Wurzeln das Familienunternehmen heute noch prägen.

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Im Alter von gerade einmal 23 Jahren hat Adelbert Fritz im Jahr 1869 das Unternehmen gegründet – Start-up-Kultur in einer Epoche, in der dieser Begriff noch gänzlich unbekannt war. Inwieweit prägt dieser Mut Afriso bis heute?

Elmar Fritz:

Mut braucht es für ein erfolgreiches Unternehmen in jedem Fall – vor 150 Jahren ebenso wie heute. Mit 23 Jahren ein Unternehmen zu gründen, spricht sicherlich für sich. Mut muss aber auch Grenzen haben, etwa wenn Risiken zu groß oder unüberschaubar werden. Ein „Alles oder nichts“ ist für uns nicht vorstellbar, allein schon im Interesse des Unternehmens und der Mitarbeiter. Gleichzeitig ist Fortschritt nur möglich, wenn man weiter mutig vorangeht.

Was sind die wichtigsten Werte, die Afriso über 150 Jahre geprägt haben?

Elmar Fritz:

Werte wie Anstand, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Offenheit und eine gehörige Portion Flexibilität bestimmen unser Unternehmen seit Beginn an. Das mag wie eine Floskel klingen, ist es aber nicht! Im Miteinander mit unseren Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten orientieren wir uns tagtäglich an diesen Maßstäben. Das Miteinander ist entscheidend.

Über die Jahrzehnte hinweg hat sich Afriso immer wieder neu erfunden und weitere Geschäftsfelder erschlossen. Kann das Unternehmen dieser Linie auch in Zukunft treu bleiben?

Jürgen Fritz:

Seit 150 Jahren entwickeln und produzieren wir innovative Produkte und bewegen uns auf den verschiedensten Geschäftsfeldern. Auch in Zukunft können die jeweiligen Märkte und unsere Kunden aus der Industrie und dem Handwerk immer wieder Neues von Afriso erwarten. Aus unserer Sicht gibt es allerdings nicht nur „die eine“ vielversprechende Chance für die Zukunft, sondern eine ganze Reihe attraktiver Geschäftsfelder und Ideen, mit denen wir uns aktiv beschäftigen. Großes Potenzial sehen wir beispielsweise in unseren Produkten für den Smart-Home-Markt, in unseren Messanlagen für den Schifffahrtsbereich ebenso wie für vernetzte Handmessgeräte und Sensormodule für den Service, die beispielsweise dem Instandhaltungspersonal den Umgang mit der Datenflut erleichtern und Messprotokolle direkt über Schnittstellen digital weitergeben können. Insbesondere durch unser breites Portfolio als Vollsortimenter im Bereich Druck, Temperatur und Füllstand gibt es praktisch für jeden Industriezweig oder jede Produktionsanlage mess- und regeltechnische Standardlösungen, die auch komplett individualisierbar sind – dies ist und bleibt weiterhin das Kerngeschäft für die Zukunft unserer Industriesparte.

Mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben Sie sich bereits beschäftigt, als das Thema noch nicht en vogue war. Was verbinden Sie mit dem Claim „Technik für Umweltschutz“?

Elmar Fritz:

Diesen Begriff füllen wir bereits seit Jahren mit Leben, zum Beispiel mit unseren Produkten, die helfen, die Luft reinzuhalten, das Grundwasser zu schützen und Energie einzusparen. Insofern ist die Nachhaltigkeitsthematik für uns überhaupt nicht neu. Dies betrifft nicht nur die Produkte, sondern zieht sich für uns durch die gesamte Wertschöpfungskette und spiegelt sich selbst in Bereichen wider, die nicht direkt mit dem Geschäftlichen zu tun haben. So engagieren wir uns an unseren Standorten für die Umwelt, haben beispielsweise auf unserem Firmengelände in Güglingen neuen Lebensraum für Bienen, Hummeln und Co. geschaffen und haben große Teile des Firmenareals der Natur vorbehalten.

Jürgen Fritz:

Geschäftlich gesehen, ist „Technik für Umweltschutz“ sehr von gesetzlichen Bestimmungen abhängig. Deshalb müssen wir stets in der Lage sein, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Ohne gesetzliche Vorgaben hätten es viele unserer Produkte deutlich schwerer, wenn ich beispielsweise an Emissionsmessanlagen für Schiffe oder industrielle Verbrennungsanlagen denke. Entscheidend ist es für uns auch in Zukunft angesichts der zu erwartenden, weiteren Umwelt- und Klimaschutzthematik, bei gesetzlichen Änderungen frühzeitig die geeigneten Lösungen auf den Markt zu bringen.

Was tun Sie intern, um Ihr Unternehmen noch nachhaltiger aufzustellen – Energieoptimierung in der Produktion etwa oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien?

Jürgen Fritz:

Bei Neu- und Umbauten hat Energieeffizienz für uns eine zentrale Bedeutung. Bei unserer jüngsten Erweiterung am Standort Güglingen zum Beispiel haben wir konsequent auf moderne, umweltfreundliche Technik gesetzt, von Geothermie und Wärmepumpentechnik bis zu Fußbodenheizung, Solarthermie, Photovoltaik und der eigenen Regenwassersammlung und -nutzung. Auch in der Produktion sind wir bestrebt, alle Möglichkeiten zum Energiesparen konsequent zu nutzen. Dabei helfen uns unsere Mitarbeiter enorm mit ihren Verbesserungsvorschlägen aus der Praxis.

Wie sehr beschäftigt Sie der Megatrend Digitalisierung, nicht nur bezogen auf Ihre Produkte, sondern ebenso auf Ihre Prozesse, Fertigung oder Logistik?

Elmar Fritz:

Um das Thema Digitalisierung kommt heute selbstverständlich niemand mehr herum. Dazu haben wir 2017 mit der Einführung von SAP eine starke Basis gelegt. Zug um Zug können wir jetzt die Prozesse in allen Bereichen des Unternehmens verschlanken. Ganz aktuell arbeiten wir an wesentlichen Erleichterungen für den Bereich Logistik, die bis zum Herbst 2020 mit einem neuen Logistikzentrum am Standort Güglingen verwirklicht werden.

Wie wichtig ist heute für Afriso der deutsche Markt – und welche Bedeutung messen Sie ihm in Zukunft bei? Welche Auslandsmärkte schätzen Sie als besonders wichtig und attraktiv ein?

Elmar Fritz:

Der deutsche Markt ist und bleibt der wichtigste für uns – vielleicht auch deshalb, da hier die Umweltgesetze weltweit mit am umfangreichsten und auch am strengsten sind. Bei unseren Auslandsmärkten sehen wir insbesondere in China die größten Potenziale. Dort sind wir seit Jahren aktiv und verzeichnen für den asiatischen Raum ein kontinuierliches Wachstum. Im Bereich der Druck-, Temperatur- und Füllstandmesstechnik sprechen wir eigentlich grundsätzlich über einen weltweiten Markt, in dem wir viele unterschiedliche Branchen abdecken. Dies macht uns als Unternehmen unabhängig von Einzeleffekten oder Konjunkturschwankungen in gewissen regionalen Märkten.

Aktuell beschäftigen Sie 1.100 Mitarbeiter. Wollen Sie auf diesem Niveau bleiben oder auch personell weiterwachsen?

Jürgen Fritz:

Auf mittelfristige Sicht werden wir auch personell weiterwachsen, aktuell gilt das insbesondere für unsere Standorte in Polen, Rumänien und China. Auch wenn es derzeit schwieriger als früher ist, geeignete Mitarbeiter zu finden, können wir die freien Stellen letztendlich doch immer qualifiziert besetzen. Und selbstverständlich bilden wir auch selbst aus.

Wird Afriso auch in den folgenden Generationen ein familiengeführtes Unternehmen bleiben?

Elmar Fritz:

In der Tat war vom ersten Tag an bis heute über 150 Jahre kontinuierlich stets mindestens ein Familienmitglied in der Geschäftsleitung tätig. Das ist sicherlich eine Besonderheit, die uns ausmacht. Vielleicht haben wir einfach auch Glück mit unserer Familie und unserem Verständnis untereinander. Die Hoffnung und die Aussichten sind sehr gut, dass auch die nächste Generation eines Tages die Geschicke des Unternehmens übernehmen wird. Wir würden es uns auf jeden Fall wünschen, dass wir ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Die Chancen dafür stehen sehr gut, schließlich haben wir beide zusammen sieben Kinder, die prinzipiell für diese Aufgabe infrage kommen.

Wie leicht wird es sein, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten den besonderen Charakter als Familienunternehmen zu erhalten?

Elmar Fritz:

Wir sind da sehr zuversichtlich. Selbst wenn wir nicht mehr dabei sein werden und keines unserer Kinder eine führende Rolle spielen sollte, dann sind doch in jedem Fall die Geschäftsführer so ausgewählt und darauf fokussiert, dass der Familien-Charakter von Afriso auf alle Fälle erhalten bleibt! Verantwortung und soziale Kompetenz bilden auch in Zukunft unsere Leitlinien.

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