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Auf Ackerflächen doppelt ernten Chancen von Agri-Photovoltaik für die Energiewende

BayWa r.e. Power Solutions GmbH

Die Pilotanlage auf dem Gelände der Demeter-Hofgemeinschaft in Heggelbach.

Bild: Fraunhofer ISE
12.03.2021

Mit der Agri-Photovoltaik können Ackerflächen doppelt genutzt werden: Am Boden wachsen die Kulturpflanzen, darüber erzeugen Solarmodule erneuerbaren Strom. Der Ansatz erhöht die Flächeneffizienz und könnte künftig Konflikte um den Gebrauch von landwirtschaftlichen Böden entschärfen. Aktuelle Informationen über die Technologie, ihr Potenzial sowie den aktuellen Entwicklungsstand beleuchtet ein neuer Leitfaden.

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In dem Leitfaden sind, neben aktuellen Informationen über die Technologie, ihr Potenzial sowie den aktuellen Entwicklungsstand, auch Vorschläge für eine Anpassung des rechtlichen Rahmens enthalten. Herausgeber ist das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Das Forschungsinstitut hat die Technologie in Deutschland erstmals umfassend erprobt. Die Publikation umfasst 56 Seiten, ist kostenfrei und steht nun online auf Deutsch und Englisch zum Download bereit.

Agri-Photovoltaik-Vorteile

Die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bringt Solarstromerzeugung und Landwirtschaft unter einen Hut. Eine Fläche kann so gleichzeitig der landwirtschaftlichen Nahrungs- und Futtermittelproduktion als auch der Solarstromerzeugung dienen. „Das reduziert die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen und trägt zu einer effizienteren Landnutzung bei“, sagt Max Trommsdorff, Gruppenleiter Agri-Photovoltaik am Fraunhofer ISE. „Darüber hinaus kann die Agri-PV Schutz vor Hagel-, Frost- und Dürreschäden bieten und macht Schutzfolien und andere Materialien überflüssig. Auch kann eine Reduktion der Windlasten und der Sonneneinstrahlung zu einem geringeren Wasserverbrauch in der Landwirtschaft beitragen.“ Bei manchen Ackerfrüchten können die aufgeständerten Solarmodule sogar zu einem Anstieg der landwirtschaftlichen Erträge führen, haben Forschungsprojekte wie APV-RESOLA gezeigt. Darüber hinaus schafft die Solarstromerzeugung stabile zusätzliche Einkommensquellen für Landwirtschaftsbetriebe und erhöht damit die Resilienz vieler Höfe gegenüber Ernteausfällen.

Chancen für Landwirtschaft und Energiewende

Das Potenzial der Technologie ist hoch: Unter allen Photovoltaikanwendungen birgt die Agri-PV besonders große Chancen. Nur rund vier Prozent der deutschen Ackerflächen würden ausreichen, um mit ihr bilanziell den gesamten aktuellen Strombedarf in Deutschland zu decken. Dafür wären rund 500 GW installierte Leistung nötig. Auch die Kosten können sich inzwischen sehen lassen. Mit Stromgestehungskosten zwischen sieben und zwölf Cent pro kWh ist die Agri-PV heute schon kostengünstig.

Hürden für die Nutzung in Deutschland

Der Leitfaden beschreibt die internationale Entwicklung der noch jungen Technologie etwa in den USA, Frankreich oder Chile und zeigt erfolgreiche Anwendungsbeispiele. Dabei weist er auch auf Hürden für die Nutzung von Agri-PV in Deutschland hin. So erhalten Agri-PV-Anlagen aktuell in den meisten Fällen keine kostendeckende Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und die landwirtschaftliche Nutzung fällt aus der EU-Agrarförderung. Auch wird die flächenneutrale Agri-PV im Baugesetzbuch nicht privilegiert. All dies hemmt die Nutzung der Technologie.

Um die Hemmnisse zu beseitigen, schlagen die Autorinnen und Autoren des Leitfadens Änderungen vor, die die Agri-PV besser in den ordnungspolitischen Rahmen einbetten sollen. Auch die frühzeitige Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort als entscheidendes Erfolgskriterium wird im Agri-PV-Leitfaden herausgestellt. „Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen könnte das enorme Potenzial der Agri-PV erfolgversprechend erschlossen werden“, ist sich Max Trommsdorff sicher. „Für das Klima und die Landwirtschaft wäre das eine gute Nachricht.“

Wissen aus Forschung und Praxis

Die Autorinnen und Autoren des Leitfadens kommen von den Forschungsinstituten Fraunhofer ISE und Karlsruher Institut für Technologie KIT, der Universität Hohenheim, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie dem Unternehmen BayWa r.e. und der Kanzlei Becker Büttner Held Rechtsanwälte (BBH). Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schrieben das Vorwort und würdigen darin die Agri-PV als ein wichtiges Instrument, um die energie- und klimapolitischen Ziele – denen auch die Landwirtschaft verpflichtet ist – zu erreichen.

Download des Leitfadens

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