Während Bürger der Sonnenfinsternis entgegen fiebern, kommen Netzbetreiber bei dem Gedanken an das Spektakel leicht ins Schwitzen. In Donald Trumps Amerika, das nach wie vor primär auf fossile Energieträger setzt, ist eine totale Sonnenfinsternis keine große Bedrohung für die Stromversorgung: Solarenergie ist im amerikanischen Strommix mit gerade mal 1,4 Prozent vertreten. Diese waren während der sechs Minuten, in denen am 21. August der Himmel über Nordamerika dunkel wurde, noch verschmerzbar.
Sonnenfinsternis in Deutschland - ein Super-GAU?
Anders sieht es in Deutschland aus: Hier kann die Solarenergie an Spitzentagen bis zu 40 Prozent des Energieverbrauchs decken. Damit ist Sonnenstrom mit Atomenergie beinahe gleichauf. Und wenn auf einen Schlag 40 Prozent weniger Strom eingespeist wird, kann das fatale Folgen für das Stromnetz haben, sofern die Stromversorger nicht ausreichend auf die Ausnahmesituation vorbereitet sind.
Eine solche Ausnahmesituation war die partielle Sonnenfinsternis in Deutschland 2015, als nach und nach insgesamt 35.000 Megawatt Solarleistung ausgefallen sind - soviel wie etwa 200 mittelgroße Kraftwerke produzieren. Die größte Herausforderung war hierbei, genügend Regelleistung vorzuhalten und innerhalb von Sekunden bereitzustellen, um die solaren Ausfälle auszugleichen. Am 20. März 2015 waren es 8000 Megawatt Regelleistung, die zum Puffern bereit gestellt werden mussten. Um diese Regelleistung zu sichern, mussten nicht nur konventionelle Kraftwerke auf Hochtouren laufen, sondern die Netzbetreiber mussten diesen Pufferstrom auch in geregelte Bahnen lenken.
Solaranlagen einfach aus- und wieder anknipsen?
Auch wenn genug Regelleistung vorhanden ist, um das Stromnetz stabil zu halten, birgt die Sonnenfinsternis noch weitere Tücken als die bloße Abwesenheit von Solarenergie. Das Herunter- und anschließende Hochfahren der 1,5 Millionen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland lässt nicht nur den Strommix explodieren, sondern treibt auch die Netzfrequenz in die Höhe. Je höher die Frequenz, desto schneller rotieren beispielsweise Turbinen und Generatoren. Eine zu hohe Frequenz kann also die Energieinfrastruktur schwer beschädigen. Als Gegenmaßnahme sollten 2015 Kraftwerke heruntergefahren werden, falls der Schwellenwert von 50,2 Hertz überschreitet. Diese Situation ist jedoch 2015 nicht eingetroffen.
Blackout bei hellstem Sonnenschein
Die Folge solcher Maßnahmen sind im schlimmsten Fall so starke Frequenz- und Netzschwankungen, dass ein Totalausfall, ein Blackout droht. 2015 haben die deutschen Netzbetreiber das Abenteuer Sonnenfinsternis ohne größere Ausfälle gemeistert.
Aber wussten Sie, dass ein Hackerangriff eine noch verheerendere Wirkung auf die Stromversorgung haben kann als eine Sonnenfinsternis? Da man sich darauf kaum vorbereiten kann, würde eine großflächige Cyberattacke im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen - und das bei hellstem Sonnenschein.