Dr. Peter Heuell ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Kurz vor Weihnachten 2019 war es für EMH metering endlich geschafft: Als drittes Unternehmen erhielt man für das Smart Meter Gateway Casa die offizielle Common-Criteria-Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Damit einher ging die Zulassung des „Safebag“, der die durchgängige sichere Lieferkette (Silke) von der Produktion bis zur Montage ermöglicht. Die Lösung hatte EMH gemeinsam mit dem Kunden Thüga SmartService entwickelt. Die Umverpackung schützt jedes einzelne Gateway vor Manipulation: Wird der Safebag aufgerissen, verändert sich das Muster des Verschlusses. Auch eine Validierungs-App gehört zum Angebot. Das ist ein Beispiel, das Geschäftsführer Dr. Peter Heuell meint, wenn er sagt: „Wir stellen die Bedürfnisse der Kunden in den Mittelpunkt unserer Arbeit.“ Der Zähler- und Gateway-Hersteller aus Gallin entwickelt sich dabei zunehmend von einem Produktlieferanten zu einem Dienstleister. „Ähnlich wie es in der IT der Fall ist, sind wir als Gateway-Lieferant langfristiger Partner unserer Kunden.“
Automatisierung der Produktions- und Lieferkette
Um noch schneller auf Wünsche reagieren zu können, automatisiert EMH metering seine Produktions- und Lieferkette und wendet hierfür Industrie4.0-Kriterien an. „Das macht uns wettbewerbsfähig und schafft die Grundlage dafür, dass wir weiterhin in Deutschland produzieren können“, betont Heuell. EMH metering fertigt mit 300 Mitarbeitern moderne Energiemessgeräte an zwei Standorten in Deutschland. Dennoch beurteilt der Elektrotechnik-Ingenieur die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen kritisch. „Die Energiewende ist ein gigantisches Infrastrukturprojekt und kommt nur sehr langsam voran“, beklagt er. Dabei hat der 56-Jährige vor allem die Digitalisierung und smarte Technologien im Blick. Kein Wunder also, dass er fordert, die Quote beim Smart Meter Rollout zu erhöhen oder die sektorübergreifende Digitalisierung schnell umzusetzen. Sein Argument: „Je höher der Anteil angebundener Haushalte, elektronischer Verbraucher und Erzeuger an das intelligente Netz, desto besser gelingt es, Stromproduktion und -verbrauch zusammenzubringen.“
Heuell hat noch weitere Vorschläge hinsichtlich der Optimierung der Energiewende. So würde er eine Flexibilisierungsverordnung einführen, die Verbraucher für die Steuerung ihrer Verbrauchseinrichtungen durch den Netzbetreiber mit einer Ermäßigung bei den Netzentgelten belohnt. Für diskutabel hält Heuell auch eine Trennung der einheitlichen Strompreiszone in eine Süd- und Nordzone. Der Experte für Smart Metering und Smart Grid, der neben zahlreichen veröffentlichten Publikationen auch drei Patente für Innovationen auf diesem Gebiet hält, verspricht sich von diesem Vorstoß eine Begrenzung der ausufernden Redispatch-Kosten.
Digitalisierung verändert Marktumfeld fundamental
Der Geschäftsführer von EMH metering, der über sieben Jahre dieselbe Position beim Wettbewerber Landis+Gyr Deutschland bekleidete, geht davon aus, dass die Digitalisierung auch das Marktumfeld fundamental verändert: „Die fortschreitende Digitalisierung lässt sich daran erkennen, dass es im Gegensatz zu 900 Netzbetreibern nur 20 bis 30 Gateway-Administratoren gibt. Der Markt konzentriert sich auf wenige für die IT zuständige Unternehmen“, ist sich Heuell sicher. Für Heuell ist es entscheidend, seine Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Stolz macht ihn trotz einiger Rückschläge „über all die Jahre“ an die Digitalisierung der Energiewirtschaft geglaubt zu haben. Als besonders wertvoll beschreibt er seine Zeit als Manager bei ABB, wo er auch in den USA arbeitete.