Während die Welt ein neues und verbindliches globales Übereinkommen von der UN-Klimakonferenz in Paris erwartet, legt die Unternehmensberatung A.T. Kearney drei marktorientierte Ansätze vor, die das Potenzial haben sollen, nachhaltiges Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu ermöglichen. „Wir zeigen auf, wie der Energiesektor weltweit an die global angestrebten Klimaziele angepasst werden kann“, sagt Florian Haslauer, Autor der Studie und globaler Leiter des Beratungsbereichs Energie- und Versorgungswirtschaft bei A.T. Kearney. „Unser Drei-Punkte-Plan macht deutlich, wie allein in der EU die Emissionen von Treibhausgasen um mehr als 900 Millionen Tonnen gesenkt werden können.“
Der Plan warnt davor, dass der weltweite Wunsch nach Verringerung der Treibhausgasemissionen zu niedrigerem Wachstum der Weltwirtschaft führen könnte: „Regierungen und der Energiesektor müssen zusammenarbeiten, um beide Bereiche weiter voneinander zu entkoppeln und sich auf die drei wichtigsten Schritte in Richtung Energiewende zu konzentrieren“, rät Haslauer in seinem Drei-Punkte-Plan. Dieser umfasst als ersten Punkt eine Erhöhung der Energieeffizienz. E-Mobility und Elektroheizungen müssen weiterentwickelt und gefördert werden. Investitionen in neue Technologien und die Digitalisierung der Energienutzungsmuster können Ansatzpunkte sein, die Energieeffizienz zu erhöhen.
Punkt zwei enthält Änderungen im Strommix. Kurzfristig ist der Wechsel von Kohle zu Gas höchst rentabel, so die Studie. Diese Option bietet eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen und ist billiger als der aktuelle Preispunkt der erneuerbaren Energien. Erneuerbare Energien brauchen eine weitere Reduzierung der Kosten, denn auf lange Sicht ist es die einzige Technologie, die keinerlei Emissionen für Strom erzeugt – neben Kernenergie. Um Veränderungen im globalen Strommix zu erreichen, müssen Regierungen von technologieorientierten Eingriffen zu markt- und ergebnisorientierten Interventionen umlenken.
Zum dritten behandelt die Studie das Pricing der CO2-Emissionen. Der richtige Preis muss gefunden und das Ergebnis von CO2-Auktionen für Forschung und Entwicklung genutzt werden, um die Technologieführerschaft zu gewinnen und Arbeitsplätze zu schaffen. Der Emissionsrechtehandel in der EU ist grundsätzlich der richtige Ansatz und sollte weiterentwickelt und für andere Sektoren übernommen werden. Global gesehen sollte das Ziel die Integration anderer Regionen wie den USA, Japan, China oder Indien in den CO2-Markt sein.
„Bislang hat nur die EU die erfolgreiche Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Treibhausgasemissionen geschafft“, so Haslauer. „Große Volkswirtschaften wie die USA, Russland oder Indien fangen zwar damit an. Aber es fehlt noch an so manchem, um das Ziel, die globale Erwärmung auf zwei Grad anstatt geschätzten sechs Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau bis 2050 zu begrenzen, tatsächlich zu erreichen.“
Heute ist der Energiesektor für zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Trotz der starken Subventionen für erneuerbare Energien und Effizienzbemühungen hat sich die CO2-Intensität bei der globalen Stromerzeugung nur wenig verbessert. In Deutschland, einem der führenden Märkte für erneuerbare Energien, haben sich die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung zwischen 1990 und 2000 erheblich reduziert – vor allem durch die Schließung alter Braunkohlekraftwerke. Dennoch, so die Studie, sei es in den letzten fünf Jahren durch den verstärkten Einsatz von Stein- und Braunkohle zu einem Anstieg von sieben Prozent gekommen. Im gleichen Zeitraum sei es den USA durch ihre – auch umstrittene - Schiefergasrevolution gelungen, ihre Treibhausgasemissionen konstant zu halten.
Mit Blick auf die Zukunft, so die Studie, nehme die Bedeutung des Strommixes, der Energieeffizienz und einer marktgerechten CO2-Preisgestaltung zu und werde unerlässlich sein, um die Energiewende weiter voranzutreiben. Die Energiewende werde den Übergang zu einer globalen, kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigen und sicherstellen, dass Reduktionen von CO2-Emissionen keine negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum zu haben brauchen.