eFuels sind synthetische Kraftstoffe. Sie werden aus Wasser und CO2 in einem Syntheseprozess mit Hilfe von Erneuerbaren Energien gewonnen. eFuels können fossile Kraftstoffe ersetzen und in den allermeisten bestehenden Anwendungen mit Verbrennungsmotoren genutzt werden. Da eFuels im Verbrauch nur das CO2 abgeben, das für ihre Herstellung aus der Atmosphäre gebunden wird, sind sie in der Nutzung klimaneutral.
Die Effizienzdebatte ist klimapolitisch nicht zielführend
Die Herstellung von eFuels ist energieintensiv. Rund 60 Prozent der Kosten für die Herstellung von synthetischem Kraftstoff entfallen auf den erneuerbaren Strom, der für die Elektrolyse zur Gewinnung des Wasserstoffs benötigt wird. Deshalb werden eFuels in den Teilen der Welt hergestellt, in denen die Bedingungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen besonders günstig sind.
Das sind in der Regel dünnbesiedelte Regionen, wo Sonne und Wind häufig verfügbar sind – wie etwa beim Projekt Haru Oni von HIF Global in Patagonien. Dort erreicht eine Windkraftanlage im Durchschnitt etwa viermal mehr Volllaststunden als Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland.
Wenn eFuels in solchen bevorzugten Regionen außerhalb Europas produziert werden, konkurrieren sie nicht um den in Deutschland noch immer knappen erneuerbaren Strom. Stattdessen können die weltweit großen ungenutzten Potenziale für erneuerbare Energien erschlossen und in Form von eFuels rund um den Globus zur Verfügung gestellt werden. Chile beispielsweise verfügt nach eigenen Angaben über das Potential von 70-mal mehr Erneuerbare Energien als es zum Eigenbedarf benötigt. Ähnliches gilt für andere Regionen in Nord- und Südamerika, Afrika und Australien.
Das häufig unreflektiert angebrachte Argument, wonach eFuels im Vergleich zur direkten Stromanwendung zu ineffizient seien, überschattet daher die eigentlich zu beantwortende Frage: Wie können wir fossile Kraftstoffe möglichst schnell zu möglichst geringen Kosten ersetzen? Bei globaler Betrachtung hat die Welt keinen Mangel langfristig Erneuerbaren Energien zu produzieren, sondern das Problem, dass klimafreundliche Technologien nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, die den Klimawandel verursachen und Energieversorgung gefährden, zu unterbinden.
eFuels sind nicht der teure „Champagner der Energiewende“
Grundsätzlich sind eFuels umfassend erforscht. Die Technologie ist industriell skalierbar. Unsere Mitglieder bieten heute schon eFuels für Produktionskosten zwischen 1-2 €/l aus geeigneten Regionen an. Langfristig wird der Preis unter 1 €/l fallen. eFuels Preise von 4-10 Euro sind ein Mythos und beziehen sich auf im Labor und ersten Forschungsanlagen produzierte eFuels.
Eine Kernkomponente des Endpreises, den die Verbraucher zahlen müssen, ist die Energiesteuer. Diese wird aktuell auf europäischer Ebene überarbeitet. Der Kommissionsvorschlag sieht eine klare steuerliche Begünstigung von eFuels vor, welche die Mehrkosten fast vollständig kompensiert. Des Weiteren können eFuels fossilen Kraft- und Brennstoffen beigemischt werden, so dass sich die anfangs höheren Produktionskosten bei geringen Beimischungsmengen kaum auf den Endverbraucherpreis auswirken.
Durch Skaleneffekte lassen sich langfristig Produktionskosten senken, wie wir es bei Wind, Photovoltaik und Batterien gesehen haben. Unterm Strich bleibt klimaneutrales Heizen oder Tanken damit für alle Bürger jederzeit auf dem heutigen Niveau bezahlbar.
eFuels sind keine Nischenlösung
Die Produktion im industriellen Maßstab ist angelaufen, viele Investitionsentscheidungen wurden und werden aktuell getroffen. Erste große Mengen eFuels werden bereits ab dem Jahr 2023 verfügbar sein. Die EU wird im Rahmen des Green Deals eine verpflichtende Quote von 2,6 bis 5,7 Prozent grünen Wasserstoff und eFuels im europäischen Verkehrssektor bis 2030 beschließen – das sind umgerechnet 14 bis 30 Milliarden Liter Diesel-äquivalent.
Fraunhofer IEE hat das Potenzial für grünen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe untersucht: Demzufolge könnten bis zu 88.000 TWh klimaneutrale synthetische Kraftstoffe außerhalb Europas produziert werden. Das entspricht fast dem Dreifachen des Energiebedarfs des globalen Verkehrssektors (33.603 TWh im Jahr 2019).
Mit eFuels Klimaschutz und Energiesicherheit miteinander verbinden
Ob es Luftfahrt, Schifffahrt, Bahn, Straßenverkehr, Anwendungen im Offroad-Bereich, der Chemie oder der Produktion von Stahl sind: eFuels in der gesamten Palette von Wasserstoff über Kraftstoffe bis hin zu Ammoniak oder Naphta werden gebraucht, um Klimaziele zu erfüllen und den Klimawandel zu bekämpfen.
Klar ist auch: Es wird nicht ausschließlich mit eFuels gehen, denn es gibt für bestimmte Anwendungsfälle natürlich auch andere Technologien, zum Beispiel die direktelektrische als Batteriefahrzeuge oder Wärmepumpen. Je mehr Technologiepfade wir beschreiten können, desto schneller senken wir CO2-Emissionen und desto größer sind die Wahlmöglichkeiten für den Nutzer. Außerdem gilt es am Ende auch so kosteneffizient wie möglich vorzugehen, um Ressourcen zu sparen und weiterhin möglichst bezahlbar zu produzieren oder mobil sein zu können.
Deswegen tritt die eFuel Alliance für Technologieoffenheit ein und will die Rahmenbedingungen so gestalten, dass so viel Wettbewerb wie möglich und so wenig regulatorische Eingriffe wie nötig erforderlich sind, um die Klimaziele zu erfüllen. Mit einer Beimischung von 5 Prozent eFuels zusätzlich in den Europäischen Kraftstoffmix könnten 60 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Zugleich könnten damit 70 Prozent der russischen Rohölimporte ersetzt werden.
Keine Technologie hat nur Vorteile oder nur Nachteile. Einseitige Abhängigkeiten sind nie gut – wie wir gerade in Deutschland schmerzlich erfahren müssen. eFuels werden also einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig unsere Energieversorgung nachhaltig sichern und diversifizieren.