Nach großflächigen Stromausfällen liegt ein Netzwiederaufbau normalerweise in der Zuständigkeit der Übertragungsnetzbetreiber. Er kann aber nach Absprache auch durch die Verteilungsnetzbetreiber unterstützt werden. Um ein solches Szenario für Hamburg zu erproben, wurde GridLab mit der Vorbereitung einer derartigen Simulation beauftragt.
Daher trafen sich im Trainings- und Simulationszentrum von GridLab in Berlin-Schönefeld am 9. Oktober 2017 mehrere systemrelevante Hamburger Unternehmen, die in dieser Simulation für den Aufbau eines funktionsfähigen Inselnetzbetriebes notwendig sind. Dazu gehörte neben Stromnetz Hamburg auch die Vattenfall Wärme Hamburg mit dem Heizkraftwerk Tiefstack und Trimet Aluminium.
Inselnetz schrittweise unter Spannung setzen
Gemäß einem vorgegebenen Konzept wurde nach Abstimmung mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission und dem im Eigenbedarf befindlichen Heizkraftwerk schrittweise ein Inselnetz unter Spannung gesetzt. Anschließend konnten die gut steuerbaren Lasten des Aluminiumherstellers Trimet sukzessive zugeschaltet werden.
Währenddessen muss die Netzfrequenz immer stabil auf 50 Hertz gehalten werden. Die Versorgungsinsel erwies sich unter realistischen Bedingungen als stabil und geeignet, weitere Energieerzeuger und Lasten nach und nach aufzunehmen. Die originäre Aufgabe des Netzbetreibers ist es, in diesem Zusammenspiel aus Stromproduktion, -verbrauch und -bezug den Wiederaufbau des Gesamtnetzes zu koordinieren.
Machbare Teilnetze abkoppeln
„Für Trimet und Stromnetz Hamburg bedeutet der erfolgreiche Versuch eine Win-Win-Situation“, sagt Heribert Hauck, Leiter Energiewirtschaft von Trimet Aluminium. „Trimet leistet durch sein Lastmanagement einen aktiven Beitrag zur Versorgungssicherheit und schützt gleichzeitig seine Produktionsanlagen vor Schäden durch Stromausfälle.“
„Der Versuch zeigt sehr anschaulich, dass wir im Falle von großflächigen Stromausfällen in Hamburg durchaus in der Lage sind, machbare Teilnetze abzukoppeln und als autarkes Inselnetz weiterhin mit Strom zu versorgen. Das kann dann durch eine stufenweise Zuschaltung weiterer Verbraucher nach und nach im Gesamtnetz an Stabilität gewinnen. Derartige Notfallpläne sehen wir als unerlässlich an, um eine möglichst schnelle Wiederherstellung des Hamburger Stromnetzes im Ernstfall zu gewährleisten. Alle Beteiligten sind dabei gemeinschaftlich in ihrer individuellen Rolle systemunterstützend tätig“, erklärt Thomas Volk, technischer Geschäftsführer von Stromnetz Hamburg.