Theben feiert in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Wann und wie startete die Erfolgsgeschichte?
Das exakte Geburtsdatum ist der 22. Februar 1921 mit der Eintragung im Stuttgarter Handelsregister. Paul Schwenk war gelernter Uhrmacher, der schließlich in einer Schaltuhrenfabrik gearbeitet hat. Seine Vorgehensweise zieht sich mehr oder weniger bis heute durch: Er hat das Produkt perfektioniert und den sogenannten Treppenlicht-Zeitschalter entwickelt. Auch beim Thema Schaufensterbeleuchtung war er aktiv. Nach dem Start in der Hinterhofwerkstatt seines Schwiegervaters wuchs der Betrieb in den 1920er-Jahren gut. Mit 30 Mitarbeitern wurden Schaltuhren hergestellt, bis schließlich ein großes Haus in Stuttgart gekauft wurde als erstes Fabrikgebäude. Um sich den Unruhen des Zweiten Weltkriegs ein Stück weit zu entziehen, folgte der Umzug aufs Land, nach Haigerloch. Nach dem frühen Tod meines Urgroßvaters 1944 übernahm mein Großvater Paul Eberhard Schwenk mit nur 19 Jahren den Betrieb. Dieser war nach dem Krieg auf eine minimale Größe geschrumpft und ging mit drei Personen wieder in Produktion. Beim wirtschaftlichen Aufschwung rund um die 1950er-Jahre waren wir zur richtigen Zeit mit den richtigen Produkten am richtigen Ort. Deutschland blühte auf und Theben hatte die passenden Lösungen. Auch im ländlichen Raum wurden Elektrizität und Komfort verstärkt nachgefragt. So entwickelte sich die Erfolgsgeschichte von Theben über die kommenden Jahrzehnte.
Wann sind Sie in das Unternehmen eingetreten?
Ich startete im Jahr 2005 im Aufsichtsrat, zu dieser Zeit habe ich noch studiert. Nach Beendigung meines Studiums und dem Sammeln eigener unternehmerischer Erfahrungen bin ich Anfang 2016 bei Theben eingestiegen. Nach dem frühen Tod meiner Mutter im Jahr 2001 war ich mit meinen 20 Jahren sehr bald mit dem Unternehmen und mit Verantwortung konfrontiert. Ich befand mich im sprichwörtlichen „kalten Wasser“, doch mein Ehrgeiz hat sich entwickelt und ich kann heute sagen, dass Schicksalsschläge, wenn man es richtig anpackt, auch positiv wirken können.
Über welches Produktsortiment definiert sich Theben?
Seit 100 Jahren beschäftigen wir uns mit Lösungen zur Vermeidung von Energieverschwendung und gleichzeitiger Komforterhöhung. Ab den frühen 1990ern kam das Thema KNX hinzu. Theben war eines der Gründungsmitglieder und hat sehr früh an diesem Standard mitentwickelt. 2003 kam Theben mit der Wohnkomfortsteuerung „LUXOR“ auf den Markt, lange bevor der Begriff »Smart Home« etabliert war. Luxor wurde bereits damals mit der Intention entwickelt, es dem Installateur zu vereinfachen, seinen Kunden ein automatisiertes, komfortables System zur Gebäudesteuerung anzubieten. Daraus ging mit LUXORliving vor wenigen Jahren ein einfach bedienbares, KNX-basiertes Smart Home System hervor. Der Bereich „Detection & Lighting“ stellte ab den 2000er-Jahren eine schöne Ergänzung und logische Erweiterung unseres Portfolios mit dem Thema Präsenz- und Bewegungsmelder dar.
Was zeichnet Theben aus und wo steht das Unternehmen heute?
Der Kerngedanke und das ursprüngliche Produkt sind noch immer stark verankert in unserem Gedankengut – das Schalten von Zeit und Licht wurde gemäß seinem Leitspruch „Energie zur rechten Zeit“ bereits von meinem Urgroßvater, Paul Schwenk, fokussiert. Das war uns in den letzten 100 Jahren eine stabile, konstante und solide Basis und so sind wir auch heute noch ein modernes, erfolgreiches Familienunternehmen. Über die letzten Jahrzehnte hinweg haben wir uns stets weiterentwickelt, das Portfolio erweiterte sich und auch intern wurde viel in neue Technologien investiert. Was wir bereits heute haben und in Zukunft noch weiter stärken wollen, ist unsere Position als Lösungsanbieter – gerade im Bereich Smart Energy öffnet uns unser Smart Meter Gateway CONEXA 3.0, förmlich die Tür in die Zukunft. Wir sind ein Unternehmen mit Tradition, Historie und einer sehr stabilen und gesunden Basis. Mein persönliches Ziel und das des gesamten Unternehmens muss es sein, aus Theben mit unserem Wertegerüst und der richtigen Strategie das Maximale herauszuholen an Performance, Wachstum und Technologie.
Wie möchten Sie den zukünftigen Weg von Theben gestalten?
Mit Tatendrang und Respekt. Wir haben genügend Schlagkraft und investieren sehr viel im Rahmen unserer Möglichkeiten. Innerhalb der letzten drei Monate haben wir knapp 20 neue Mitarbeiter eingestellt und wir erweitern konsequent unser Know-how im Bereich Technologie. Auch auf Vertriebsseite wollen wir neue Wege gehen. Es gibt große Themen, die wir bespielen wollen und können, vorwiegend im Bereich Smart Energy, Smart Building und was die zu schlagende Brücke dazwischen betrifft. Wir haben das Smart Meter Gateway CONEXA 3.0 entwickelt, das den Ursprung in einer deutschen Initiative hat, jedoch auch in den Nachbarländern mit großer Aufmerksamkeit beobachtet wird – schließlich sind die Energiewende und die Klimakrise keine rein deutschen Phänomene. Wenn wir mit Theben einen Beitrag für eine erfolgreiche Energiewende leisten können mit einem Gateway für die sichere Kommunikation von Messwerten, Anwendungen und Mehrwerten, dann habe ich große Lust auf die Zukunft. So wollen wir mit unserem Gateway bzw. der Mehrwertplattform gerne der „App Store“ der Energiewelt werden. Wir möchten vielen verschiedenen Branchen einen sicheren Zugang ins Gebäude sowie aus dem Gebäude heraus in die Infrastruktur bieten. Hier haben wir beste Voraussetzungen. Zudem feilen wir an digitalen Geschäftsmodellen: Welche Daten können unsere Produkte heute schon generieren, wie kann man aus Daten Mehrwerte ableiten, wie daraus neue Produkte, neue Technologien entwickeln? Hier wollen wir behutsam aber entschlossen vorangehen. Erste Gehversuche werden wir sicher über das Smart Meter Gateway machen können. Damit sind wir im Markt Smart Energy gut etabliert und in der Gebäudeautomation haben wir bereits 30 Jahre Erfahrung im Bereich KNX. Im Bereich Smart Energy sind wir der einzige von vier deutschen Herstellern, der auch im Gebäude mit Aktorik und Sensorik zuhause ist und in der Gebäudeautomation der einzige Hersteller mit einem Smart Meter Gateway. Auch im Ausland wird unsere aktuell einmalige Position mit Interesse beobachtet und es kommen mehr und mehr Anwendungsfälle aus angrenzenden Ländern. Das Thema Mehrwerte und Energiemanagement in Gebäuden haben eine hohe Priorität. Eine weitere spannende Neuentwicklung ist ein pixelbasierter Kontrastsensor. Eine Neuheit, die z. B. anstatt eines Präsenzmelders an der Decke installiert wird und mit einer Linse Personen erfassen und in definierten Bereichen Aktivitäten auslösen kann. Um weiterhin wachsen zu können, wollen wir nach wie vor auch im Industriekundengeschäft anerkannter Partner sein. Die Kombination aus Produkt und Kompetenz im Bereich Datenverarbeitung sehe ich für uns als eine große Chance, aber auch als Notwendigkeit für unsere Weiterentwicklung. Wir sind zwar eine starke unabhängige Marke, aber auch offen in alle Richtungen für Partnerschaften und gemeinsame Entwicklungen, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.