Wer viel im Internet surft oder in der Cloud unterwegs ist, bringt nicht nur die heimische DSL-Leitung oder den Smartphone-Akku zum Glühen. Auch in Rechenzentren, wo unzählige Server die immer größer werdenden Datenmengen aus der Cloud verarbeiten, steigen die Temperaturen. Die Kühlung von Servern und Hochleistungscomputern ist aufwendig.
Heizenergie aus der Cloud
Warum also nicht gleich aus der Not eine Tugend machen und die entstehende Wärme zum Heizen verwenden? Diesen Gedanken hatte unter anderem das Unternehmen Cloud & Heat aus Dresden: Es vermarktet cloudbasierte Rechenleistungen und bietet die dabei entstehende Abwärme an, um Gebäude zu heizen und Warmwasser bereitzustellen.
Das Unternehmen hat dafür ein Container-Rechenzentrum mit energie- und kostensparendem Kühlsystem entwickelt. Dabei wird Wasser durch den Server-Schrank vorbei an den heißen Prozessoren geleitet. Das Wasser erhitzt sich und anschließend speist ein Wärmetauscher die Hitze in einen Pufferspeicher ein. Die Server stehen dezentral bei den Nutzern, die die Server-Kapazität entweder selbst nutzen oder weiter vertreiben können. Das System ist laut Hersteller in der Anschaffung günstiger als ein Mini-BHKW und spart auf einer Wohnfläche von 150 m2 im Vergleich zu einer Gas- oder Ölheizung pro Jahr etwa sechs Tonnen CO2.
Ähnliche Ideen im europäischen Ausland
Im europäischen Ausland gibt es ähnliche Ansätze, um mit Hilfe von Servern Heizenergie zu erzeugen. Auch das Unternehmen Nerdalize aus den Niederlanden installiert Server dezentral in Privathaushalten, die mit ihrer Abwärme Wasser erhitzen. Gegen eine Gebühr sollen Haushalte von Nerdalize mit den Servern ausgestattet werden, die Wärmeversorgung selbst ist dann aber kostenlos. Im Gegensatz zu der deutschen Variante, vertreibt Nerdalize den Speicherplatz auf den Servern selbst. Der ökologische Fußabdruck jedes ausgestatteten Haushaltes soll um drei Tonnen CO2 kleiner werden.
Stockholm setzt dagegen auf eine zentrale Variante der Server-Wärme. Im Rahmen der Initiative Stockholm Data Parks lädt die schwedische Hauptstadt Rechenzentren ein, sich im Stadtgebiet anzusiedeln und bietet dafür die notwendige Infrastruktur für Energie, Kühlung und Wärmerückgewinnung. Außerdem stehen Übertragungsnetze und Redundanzen bereit. Langfristig ist geplant, zehn Prozent des Heizbedarfs von Privathaushalten mit Abwärme aus den Data Parks zu decken. Dieses Potenzial soll der Stadt dabei helfen, ihr Umweltziel zu erreichen, bis 2040 von fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden.