Praxistauglichkeit entwickeln Leistungsfähige Kommunikationsstruktur für die hypervernetzte Zukunft

Ein essentieller Teil des Hypercore-Projekts besteht darin, die Praxistauglichkeit der entwickelten Technologien zu evaluieren und damit die Grundlage für eine breite Anwendung in ganz Europa zu legen.

Bild: publish-industry, DALL·E
29.10.2024

Das vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) koordinierte Projekt Hypercore ist diesen Sommer gestartet. Ziel des Projekts ist es, eine neue Generation von Kommunikationsnetzen zu entwickeln, die deutlich höhere Netzkapazitäten, mehr Flexibilität und verbesserte Sicherheit bieten – bei gleichzeitig niedrigem Energieverbrauch. Das Fraunhofer HHI konzentriert sich dabei auf die Verbesserung von Metro- und Core-Netzen, die als zentrale Infrastruktur für die hypervernetzte Gesellschaft der Zukunft dienen sollen.

Die Digitalisierung hält Einzug in immer mehr Lebensbereiche. Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), autonome Fahrzeuge oder intelligente Städte (Smart Cities) sind längst keine visionären Zukunftsfantasien mehr, sondern aktiv verfolgte Ziele unserer Gesellschaft. Diese Ziele zu erreichen, erfordert leistungsstarke Netze, die enorme Datenmengen in Echtzeit übertragen können.

Das Hypercore-Konzept

Die Übertragungskapazität im Metro- und Kernnetz ist in den letzten Jahren hauptsächlich durch Erhöhung der Datenrate pro Wellenlängenkanal vorangetrieben worden. Dieser Ansatz stößt allerdings zunehmend an seine physikalischen Grenzen. Hypercore („Energieeffiziente, sichere und leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur im Metro- und Kernnetz für die hypervernetzte Gesellschaft“) hingegen berücksichtigt erstmals eine Kombination aus allen drei verfügbaren physikalischen Dimensionen zur Steigerung der Übertragungskapazität, Zeit (Kanaldatenraten), Frequenz (Kanalwellenlängen) und Raum (Anzahl räumlicher Übertragungskanäle), um neue, leistungsfähigere und energieeffizientere Übertragungs- und Netzwerkkonzept zu entwickeln.

Das Hypercore-Konzept stützt sich auf vier Kerntechnologien. Die Forschenden werden Multiband-Übertragungssysteme mit erweitertem Wellenlängenbereich sowie energieeffiziente Multiband-Transceiver entwickeln. Außerdem designen die Projektpartner ein kohärentes OTDR-System (Optical Time-Domain Reflectometry), um mit Hilfe von maschinellem Lernen die Netzsteuerung zu automatisieren. Als letztes werden die Forschenden die Digital Twin-Technologie für den Einsatz in optische Kommunikationsnetzte ausbauen.

„Ein essentieller Teil des Hypercore-Projekts besteht darin, die Praxistauglichkeit der entwickelten Technologien zu evaluieren und damit die Grundlage für eine breite Anwendung in ganz Europa zu legen“, erklärt Dr. Colja Schubert, Gruppenleiter Optische Untersee- und Kernnetze am Fraunhofer HHI. „Dafür werden ab Frühjahr 2026 Feldtests in den Regionen Kiel und Berlin unter realen Bedingungen durchgeführt.“

Test der OTDR-Systeme

Die Christian-Albrechts-Universität Kiel stellt in Kollaboration mit dem Netzbetreiber „Stadtwerke Kiel“ ein designiertes Glasfasernetz zur Verfügung. Hier testen die Forschenden die neu entwickelten kohärenten OTDR-Systeme. Diese Systeme werden in der Lage sein, zusätzliche Informationen wie Bewegungen und Vibrationen in der Nähe der installierten Glasfasern abzufragen und gleichzeitig Datenkommunikation zu ermöglichen.

In einem zweiten Aufbau in Berlin evaluieren die Forschenden neuartige Transmitter und Empfänger im O-Band sowie energieeffiziente Signalverarbeitungsalgorithmen in realen Anwendungen mit hohem Datenverbrauch (beispielsweise 8K Video-Konferenzen). Das Hypercore-Projekt setzte bei allen Entwicklungen den Fokus auf Netzsicherheit und Energieeffizienz, um zum Schutz kritischer Infrastrukturen und zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks digitaler Anwendungen beizutragen.

Förderung und Partner

Hypercore wird mit mehr als sechseinhalb Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft über drei Jahre.

Neben dem Fraunhofer HHI sind weitere renommierte Forschungseinrichtungen und Universitäten beteiligt: die Universität der Bundeswehr München, das Karlsruher Institut für Technologie, die Christian-Albrechts-Universität und die Universität Stuttgart. Unterstützt wird das Vorhaben durch namhafte Industriepartner wie Adtran, VPIphotonics, ADDIX und CAD connect, um eine schnelle Umsetzung der entwickelten Technologien zu ermöglichen.

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