Ackermanns Seitenblicke Lesen im elektronischen Kaffeesatz

publish-industry Verlag GmbH

Sind Prognosen über Elektronik-Trends so seriös wie Kaffeesatzlesen?

20.02.2017

Autonome Autos, Drohnen, künstliche Intelligenz und das Internet of Things - zu allen diesen Trends haben die Branchenpropheten etwas zu sagen. Welche ihrer Vorhersagen später zutreffen ist oft nur schwer zu erkennen. Sie gänzlich zu ignorieren ist allerdings auch keine Option.

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Drohnen, die die bestellte Pizza zur gewünschten Zeit ins Büro bringen, werden wir bald erleben. Im Gegensatz dazu wird das autonome Auto den menschlichen Fahrer allenfalls unter realitätsfernen Bedingungen vollständig ersetzen. Zu der aktuellen Jahreszeit treiben solche Zukunftsprognosen Blüten, wie die Bäume im Mai. Den beiden obigen wird relativ selten widersprochen. Anders sieht es bei den übrigen sogenannten Top Trends für das angelaufene Jahr aus, welche die Branchenpropheten alljährlich der Öffentlichkeit präsentieren – oft kaltschnäuzig und absolut unbeeindruckt von ihren Fehlversuchen der Vorjahre.

Das kommt einerseits daher, dass sie durch diese Prognosen ihre Fachkompetenz untermauern und künftige Aufträge generieren wollen, andererseits aber auch, weil es einfach Tradition hat. Um sich voneinander abzuheben, müssen sich die Propheten dann auch in einigen Kernaussagen widersprechen. So kommt alles in allem ein bunt gemischter Strauß heraus, in dem manche Blumen bereits zu welken beginnen, während andere nur mit viel Phantasie überhaupt als Knospen zu erkennen sind.

Vorausschauend entwickeln

Die Prognosen der Marktforscher und -beobachter leben von einer Mischung aus einem stabilisierenden Technologie-Kontinuum, wie etwa der Digitalisierung und darum herum aufgewirbeltem Staub, der zuweilen sogar Gold enthalten kann. Darüber hinaus von der Kurzlebigkeit der menschlichen Erinnerung sowie von der Tatsache, dass wir gelernt haben, auch kleinste Erfolge in der Merkliste des Gehirns höher einzuordnen als Misserfolge, die sich erst im Nachhinein als solche erweisen.

Trotzdem hielte ich es für sträflich, sich den Vorhersagen gänzlich zu verschließen. Es liegt in der Verantwortung aller Führungspersönlichkeiten, sie zu bewerten und einzustufen, in die eigenen Ziele einzubinden und sie intelligent zu kombinieren. Außerdem stellen sie oft auch nur Projektionen bereits vorhandener Entwicklungsrichtungen dar, die für den Ingenieur wie für den Unternehmer schon längst Basis ihrer Geschäftsmodelle sind.

Die Vorstellung von morgen

Viele der Begriffe mit hohem Zukunftspotenzial sind leider durch übermäßig häufige Erwähnung schon etwas abgegriffen. Denn sie werden gerne, vor allem von Laien und Politikern, ins Namedropping-Repertoire aufgenommen, mit dem sich technologischer Small-Talk bereichern lässt. Wie etwa das Internet der Dinge mit all seinen phantasievollen Verästelungen bis in den häuslichen Kühlschrank hinein oder die künstliche Intelligenz, im Branchenjargon AI. Aber auch Roboter, die Cloud, Big Data und die vernetzte Welt fallen in diese Kategorie.

Angesichts all dessen kann ich nur sagen: Hut ab vor den Verantwortlichen und Entscheidungsträgern! Sie müssen trotz schwankendem Boden die Weichen für die Zukunft stellen. Ein äußerst schwieriges Unterfangen gerade in einer solchen schnelllebigen Branche wie der Elektronik. Ich beneide sie nicht!

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  • Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er-Jahren mit.

    Solange es die Elektronikindustrie gibt, begleitet Roland Ackermann sie. Unter anderem als Chefredakteur, Verlagsleiter und Macher des „Technischen Reports“ im Bayrischen Rundfunk prägt er die Branche seit den späten 1950er-Jahren mit.

    Bild: Roland Ackermann

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