Die Nitratwerte sind der EU-Kommission ein Dorn im Auge. So sollen gemäß der neuen Düngeverordnung etwa Düngeperioden eingeschränkt werden. Wohin aber mit der überschüssigen Gülle? An der FH Münster arbeitet ein Forschungsteam um den Projektingenieur Tobias Weide und Prof. Dr. Christof Wetter an einer Lösung, die nicht nur die Gülle auf den Ackerflächen reduziert, sondern auch mehr Energie liefert.
Mehr Gülle ins Kraftwerk
Bisher landete mehr Gülle auf dem Acker als in der Biogasanlage. Nun soll der Anteil von Gülle an der Energieproduktion wachsen:. „Tierische Ausscheidungen wie Schweine- und Rindergülle erzeugen zwar weniger Biogas im Vergleich zur üblicherweise verwendeten Maissilage, das Potenzial ist jedoch noch lange nicht ausgeschöpft“, erklärt Tobias Weide.
Um biogene Reststoffe wie Gülle effizienter zu vergären, müssen sie in der Anlage unter anderem mit Mikroorganismen angereichert werden. Diese Anreicherung ist konventioneller Biogastechnik bislang nicht möglich.
Bioreaktor holt mehr aus der Gülle
Deshalb entwickelt Weide im Projekt „Grüne Kaskade“ an der FH Münster einen Biogasreaktor, der erstmals im landwirtschaftlichen Kontext für die Bearbeitung von Gülle eingesetzt werden kann. Dabei handelt es sich um einen Hochlast-Reaktor, der sich besonders für dünnflüssige biogene Reststoffe wie Presswässer
und Wirtschaftsdünger eignet.
Im neuen Reaktor wird die Mikroorganismendichte gesteigert und dadurch die Abbaugeschwindigkeit erhöht. „Im Moment experimentieren wir mit Keramik-
Füllkörpern, an denen die Organismen haften“, erklärt Weide. Da Besondere: Im Anschluss können wichtige Reststoffe wie Stickstoff effektiv genutzt werden.
Von der Industrie lernen
Vorbild für das Konzept ist die industrielle Abwassertechnik, in der es bereits Verfahren gibt, um die Mikroorganismen erfolgreich im System zu halten. „Die
Branchen können wirklich viel voneinander lernen – man fragt sich, warum da nicht schon eher ein Austausch stattgefunden hat“, findet Weide.
Mit der Entwicklung eines ähnlichen Verfahrens für den Abbau landwirtschaftlicher Reststoffe könnte man Biogasanlagen auf eine neue Entwicklungsstufe heben. Noch steckt die Anlage im Versuchsmaßstab, aber am Ende des Projekts 2019 wird der Plan für eine Pilotanlage stehen.