Zwei Windkraftanlagen auf einer schwimmenden Plattform aus Betonfertigteilen – das ist Nezzy2. Den 18 m hohen Prototypen im Maßstab 1:10 testen die EnBW und das Ingenieurunternehmen Aerodyn Engineering in einem Baggersee bei Bremerhaven.
Im Sommer soll Nezzy2 sich in der Ostsee bei Wind und Wellen beweisen. Verlaufen die Tests positiv, soll das Modell mit einem weiteren Partner, in Originalgröße, in China getestet werden. Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung einer neuen Offshore-Technologie, bei der die Windkraftanlagen auf der Wasseroberfläche schwimmen.
Potenziale erschließen
Bislang werden Offshore-Windkraftanlagen bei maximalen Wassertiefen von 50 m mit Fundamenten im Meeresboden verankert. Das begrenzt die Anzahl geeigneter Meeresflächen.
Ganz anders sieht das bei schwimmenden Anlagen aus: „Das Potenzial ist riesig“, sagt Dr. Hannah König, Leiterin Wind- und Maritime Technik bei der EnBW. „Mit der neuen Technologie kommen Länder und Meeresflächen mit großen Wassertiefen infrage und erweitern so die Möglichkeiten der regenerativen Energiegewinnung. Wir testen das Model Nezzy2 in einer Partnerschaft mit Aerodyn, weil es viele technische Innovationen miteinander verknüpft.“
Bei künftigen Projekten plane die EnBW selbst schwimmende Anlagen einzusetzen, so König weiter. „Insbesondere Frankreich ist für uns gemeinsam mit unserem Tochterunternehmen Valeco hierfür ein interessanter Markt“, berichtet sie.
Günstigerer Offshore-Windstrom
Aerodyn hat im Jahr 2018 bereits ein Vorgängerkonzept mit einer Turbine im Maßstab 1:10 erfolgreich im Meer vor Japan erprobt. Das Folgekonzept Nezzy2 ist mit zwei Rotoren ausgestattet und wurde bislang im Maßstab von 1:36 in einem künstlichen Wellenkanal in Cork in Irland getestet.
„Wir sind überzeugt, dass Nezzy2 der internationalen Offshore-Windindustrie ermöglichen wird, in Zukunft noch kostengünstiger Windstrom vom Meer zu erzeugen“, sagt Aerodyn-Geschäftsführer Sönke Siegfriedsen.