Helium-freie Kühltechnologie Nachhaltige Quantentechnologie-Kühlung

Quantentechnologie gilt als Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts und verspricht erhebliche technische Möglichkeiten. Supraleitende Quantencomputer und -sensoren benötigen jedoch eine sehr kalte Umgebung von unter –272 °C.

Bild: iStock, Bartlomiej Wroblewski
23.10.2024

Forschende des Instituts für Physik der Universität Augsburg entwickeln eine nachhaltige Kühlmethode für die Quantentechnologie, die gänzlich ohne Helium auskommt. Das Projekt „Solidcryo“ plant, diese Technologie in ein Unternehmen zu überführen. Für die Vorbereitung dieser Ausgründung erhält das Team nun eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programms „EXIST-Forschungstransfer“.

Im März 2024 hat das Projektteam „Solidcryo“, das an der Universität Augsburg nachhaltige Kühlkörper und -systeme für Quantentechnologie entwickeln möchte, den 1. Preis beim Businessplan-Wettbewerb Schwaben gewonnen. Nun folgt schon die nächste gute Nachricht: Ab 2025 gibt es eine zweijährige Förderung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programms „EXIST-Forschungstransfer“.

Quantentechnologie gilt als Schlüsseltechnologie unseres Jahrhunderts und verspricht erhebliche technische Möglichkeiten. Supraleitende Quantencomputer und -sensoren benötigen jedoch eine sehr kalte Umgebung von unter –272 °C. Derzeit wird das seltene Gas Helium-3 (3He) zusammen mit Helium-4 (4He) zur Kühlung eingesetzt, jedoch ist Helium eine fossile, strategische und geopolitisch abhängige Ressource mit zunehmenden Versorgungsengpässen und Preissprüngen.

Team und Förderung

Das Projektteam „Solidcryo“ setzt sich aus einer Nachwuchswissenschaftlerin und drei Nachwuchswissenschaftlern der Universität Augsburg zusammen. Gemeinsam wollen sie Kühlkörper und -systeme entwickeln, die ohne das sehr seltene Helium-3 auskommen. „Unsere Materialien erreichen die für supraleitende Quantentechnologie benötigten Temperaturen unter 20 mK bei gleichzeitig hoher Kühlleistung und bieten im Vergleich zu bisherigen Lösungen viele Vorteile“, erklärt Anna Klinger. Die Physikerin ist eines der vier Teammitglieder von „Solidcryo“, neben dem Physiker Marvin Klinger, dem Ingenieur Jorginho Villar Guerrero und dem Betriebswirt Paul Bittner. Das Projekt ist am Lehrstuhl für Experimentalphysik VI angesiedelt und wird von Prof. Dr. Philipp Gegenwart und Dr. Anton Jesche betreut. Das Team wird momentan von der „Validierungsförderung“ von „Bayern innovativ“ gefördert, durch die der Proof of Principle der Materialien erbracht wird.

Grundlagenforschung als Basis der Geschäftsidee

Der Lehrstuhl für Experimentalphysik VI unter Leitung von Professor Philipp Gegenwart entdeckte 2021, dass sich frustrierte Quantenmagnete exzellent zur magnetischen Kühlung bei sehr tiefen Temperaturen eignen. Eine Anwendung ist ein Millikelvin-Rastersondenmikroskop, das derzeit mit Unterstützung einer BMBF-Förderung und in Zusammenarbeit mit Partnern aufgebaut wird. Die Kühlmodule werden vom Lehrstuhl entwickelt. Parallel dazu wird in einem DFG-geförderten Projekt an der systematischen Verbesserung der Kühlmaterialien gearbeitet. Auf Basis dieser Kühlmaterialien soll durch das Team „Solidcryo“ eine 3He-freie Kühltechnologie entwickelt werden.

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