Der niederländische Stromversorger Eneco gewann vor zwei Jahren eine Ausschreibung der Verkehrsgesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS). Der zehnjährige Vertrag zwischen beiden Parteien besagt, dass bis Januar 2018 sämtliche Elektrozüge in den Niederlanden rein durch Windenergie angetrieben werden sollen - dieses Ziel haben sie laut NS-Pressesprecher Ton Boon ein Jahr früher erreicht als geplant.
Hollands grüne Züge: Revolution oder Rechentrick?
NS rechnet vor: Eine Windkraftanlage erzeugt während einer Stunde Betrieb genug Energie, damit ein Elektrozug über 190 Kilometer fahren kann. Insgesamt fahren laut NS täglich 600.000 Menschen mit 1,2 Milliarden Kilowattstunden sauberer Windenergie.
Aber geht die Rechnung wirklich auf? Der Umweltblog Energy Matters ist der Behauptung des Verkehrsunternehmens nachgegangen. Vorneweg: Der Strommix der Niederlande setzte sich zwischen den Jahren 2003 und 2013 zu 80 Prozent aus Kohle und Erdgas zusammen. Insgesamt werden in den Niederlanden 7,4 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windenergie erzeugt - der Windenergieverbrauch des Landes beträgt jedoch 12,5 Milliarden Kilowattstunden. Das bedeutet zum einen, dass 5 Milliarden Kilowattstunden Windstrom importiert werden, und zum anderen, dass Windstrom gerade mal 7 Prozent des Energiebedarfs deckt.
100 Prozent Windstrom lassen sich gar nicht garantieren
Außerdem: Um sicherzustellen, dass die Elektrozüge ausschließlich mit Windstrom angetrieben werden, müsste NS einen direkten Anschluss vom Windpark zum Verkehrsnetz vorweisen können. Das ist nicht der Fall. Die beiden Stromversorgungsunternehmen, die NS mit Energie beliefern - Noordoostpolder and Luchterduinen - speisen ihren Strom direkt ins Stromnetz der Niederlande ein. Dort fließt der Windstrom in den Strommix ein, der sich aus vielen anderen Quellen wie Kohle und Gas zusammensetzt.
Nachdem die Züge von NS ihren Strom aus dem allgemeinen Stromnetz beziehen, kann das Verkehrsunternehmen also gar nicht garantieren, dass sie 100 Prozent Windstrom nutzen.
Auch in Deutschland verkaufen einige Stromversorger ihren Strommix grüner, als er tatsächlich ist.