Stärkung des Flugwindkraft-Standortes Brandenburg Pilotprojekt für Langzeitbetrieb von Flugwindkraftanlage

Am Energielabor in Ketzin/Havel soll erstmals eine EnerKíte-Flugwindkraftanlage im Systemverbund mit anderen erneuerbaren Energien getestet werden.

Bild: EnerKíte GmbH
20.08.2024

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat das EKEleVate-Projekt mit einem Gesamtvolumen von 2,9 Millionen Euro bewilligt und damit den Startschuss für das Forschungsvorhaben von EnerKíte gegeben. Am Energielabor in Ketzin/Havel wird EnerKíte gemeinsam mit sechs Projektpartnern den Langzeitbetrieb eines Prototyps einer Flugwindenergieanlage testen. Zum Projektende Mitte 2027 soll die Funktion eines netzgekoppelten Gesamtsystems mit einem Prototyp der 100 kW-Produktklasse im saisonalen Langzeitbetrieb nachgewiesen und der rechtliche Rahmen für eine deutschlandweit einheitliche Genehmigungspraxis geschaffen sein.

Wieder ein wichtiger Meilenstein für EnerKíte, den brandenburgischen Entwickler von Flugwindenergieanlagen. Gemeinsam mit E.disnatur, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Fachgebiet Experimentelle Strömungsmechanik der TU Berlin, dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), Bachmann Electronic und Invent wurde im Juli das Projekt EKEleVate gestartet. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den Langzeitbetrieb einer Flugwindenergieanlage vorzubereiten und durchzuführen. Dazu wird ein Prototyp der Klasse EK100 mit einer Nennleistung von 100 kW, also in der späteren Produktgröße, weiterentwickelt und eingesetzt.

Erster Test einer Mini-Grid-Anwendung

Erstmals wird dabei eine Flugwindkraftanlage im Systemverbund mit anderen erneuerbaren Energien getestet. Am geplanten Standort des Energielabors Ketzin der E.DIS-Gruppe in Brandenburg sind bereits mehrere Biogasanlagen mit Blockheizkraftwerken und Biomethanaufbereitung, eine PV-Freiflächenanlage und ein Kleinwindrad in Betrieb. „Im Rahmen dieses Pilotprojekts können so gleich zwei Bedarfsfälle erprobt werden“, erläutert EnerKíte-COO und Projektleiterin Nicole Allgaier.

„Exemplarisch werden wir den Bedarfsfall ‚Eigenstromversorgung‘ darstellen, in dem der Stromverbrauch einer der Biogasanlagen gedeckt wird. Weiterhin testen wir hier erstmals die Anwendung innerhalb eines lokalen Netzverbundes, eines sogenannten ‚Mini-Grids‘ – perspektivisch unser wichtigster Markt mit dem Produkt dieser Leistungsklasse.“ Im Zuge des Wandels im Energiesektor zeichnet sich ein deutlicher Trend zur dezentralen Versorgung ab. Die hohe Verfügbarkeit der EnerKíte-Flugwindkraftanlagen soll in Kombination mit PV eine konstante Stromerzeugung, also Grundlast, ausschließlich aus erneuerbaren Energien ermöglichen.

Hohe Akzeptanz bei Bevölkerung ist Voraussetzung

Neben dem Nachweis des automatisierten Langzeitbetriebs ist das Etablieren einer einheitlichen Genehmigungspraxis Ziel des Projekts und ein wichtiger Aspekt für den künftigen Markterfolg. Schnelle Genehmigungsprozesse sind Schlüssel für die Beschleunigung der Energiewende. Ebenso essenziell ist die Akzeptanz bei den Anliegern. Die Bürger und Bürgerinnen von Ketzin/Havel werden daher am 13. September 2024 ausführlich am Energielabor über das Pilotvorhaben, die beteiligten Unternehmen und die Akzeptanzforschung informiert.

Das Erforschen möglicher Auswirkungen der Flugwindkraft auf die Umwelt ist ebenfalls Ziel des Projekts. Weitere Akzeptanzforschung am Standort soll zudem durch ein weiteres Forschungsvorhaben „JustWind4All“ stattfinden. Das Projekt wird durch den internationalen Fachverband der Flugwindenergie „Airborne Wind Europe“ begleitet. Helena Schmidt, die als Doktorandin an der TU Delft (Windenergie Abteilung) seit Jahren Promotionsforschung zu diesem Thema betreibt, kam mit ihren KollegInnen zum Schluss: „Für den langfristigen Erfolg der Industrie ist es wichtig, kritische Akzeptanzfragen in einem frühen Stadium der Technologieentwicklung zu identifizieren und die relevanten Interessengruppen in die Entwicklung von Airborne Wind Energy einzubeziehen.“

„Für unsere Teststandorte konnten wir erfolgreich Genehmigungen erlangen“, unterstreicht EnerKíte-Geschäftsführer Florian Breipohl. „Jetzt ist es an der Zeit, sinnvolle Regularien für das spätere Produkt zu entwickeln. Hierfür bietet unser System durch seine Mobilität sowie die geringen Schallemissionen und visuellen Beeinträchtigungen die technische Grundlage, um einen schlanken und schnellen Prozess zu ermöglichen. Gemeinsam mit dem Partner IKEM werden wir mit allen relevanten Stakeholdern daran arbeiten.“

BMWK stellt insgesamt 1,9 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung

Das Projekt ist auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt. Dabei soll die Pilotanlage einen Langzeitbetrieb von insgesamt über 2.000 Stunden absolvieren. Die Testzeiten werden dabei sukzessive in Abhängigkeit zum Projekterfolg gesteigert. Das Projektbudget beläuft sich insgesamt auf 2,9 Millionen Euro, davon sind 1,9 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms gefördert. EnerKítes Anteil am Gesamtbudget sind 1,53 Millionen Euro. „Mit erfolgreichem Abschluss des EKEleVate-Projekts wird EnerKíte vollumfänglich bereit sein, weltweit grüne Energie zur Verfügung zu stellen“, so Breipohl abschließend.

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