Die Power-to-Gas-Anlage, die 2014 auf dem Unternehmensgelände des Energieversorgers Mainova in Frankfurt in Betrieb genommen wurde, war die weltweit erste Pilotanlage, die Strom in Wasserstoff umgewandelt und in das kommunale Gasverteilnetz eingespeist hat. Nun ist die Projektphase der Thüga-Gruppe erfolgreich abgeschlossen.
Praxistest erfolgreich bestanden
In dem Projekt haben 13 Unternehmen der Thüga-Gruppe ihr Know-how gebündelt und gemeinsam in die Entwicklung von Power-to-Gas-Speichern investiert. Dabei sollte vor allem die Praxistauglichkeit von Power-to-Gas erprobt werden. So wurde die Anlage während des Livebetriebes mit Wind- und Solaranlagen, einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und dem Stromverbrauch mittels Computersimulation in einem virtuellen Smart Grid zusammen geschaltet. Nach Ansicht der Projektpartner hat sich die Technologie damit als Komponente bei intelligenten Netzstrukturen bewährt.
Wirkungsgrad höher als erwartet
Die Anlage hat laut dem Thüga-Vorstand insbesondere in punkto Wirkungsgrad die Erwartungen sogar übertroffen. In ihrem relevanten Lastbereich zwischen 50 und circa 325 Kilowatt erreicht die Gesamtanlage - von der Stromentnahme bis zur Gaseinspeisung - einen Wirkungsgrad von bis zu 77 Prozent, bezogen auf den Brennwert. Ferner konnten die Projektpartner nach eigenen Angaben belegen, dass Power-to-Gas prinzipiell auch für den Primärregelenergiemarkt geeignet ist.
Power-to-Gas für die Dekarbonisierung
In ihrer Auffassung fühlen sich die Projektpartner durch die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Enervis bestätigt. Diese hat verschiedene Pfade zur Sektorenkopplung, also der Vernetzung von Strom und Wärme bis 2050, analysiert. Im Fokus standen die Themen Kosten und Versorgungssicherheit.
Zwei zentrale Ergebnisse sind, dass erstens Erdgas bis mindestens 2040 die kosteneffizienteste CO2-Vermeidungsoption für Wärme und bis 2050 und darüber hinaus ein kosteneffizienter CO2-armer Energieträger für Backup-Kraftwerke bleibt. Und zweitens, dass eine dekarbonisierte Welt mit einer Umwandlung von Strom zu Gas volkswirtschaftlich günstiger sein kann als eine Welt ohne Gas.
Das fordern die Projektpartner von der Politik
„Wer im Rahmen der Dekarbonisierung der Stromerzeugung, des Wärmemarktes und des Mobilitätsmarktes Power-to-Gas nicht berücksichtigt, der verbaut der derzeit aussichtsreichsten Langzeitspeicherlösung die Zukunft und behindert die Energiewende", unterstreicht Mainova-Vorstandsvorsitzender Dr. Constantin H. Alsheimer.
Nach Auffassung der 13 Projektpartner ist die neue Bundesregierung gefordert, ein schlüssiges Konzept zur Entwicklung von Power-to-Gas vorzulegen. Konkret stehen drei Punkte im Mittelpunkt:
Zur Marktimplementierung sollte die Politik gezielte Förderprogramme mit dem Ziel auflegen, die Kosten zu reduzieren und die Wirkungsgrade weiter zu erhöhen.
Ferner sollte ein gemeinsamer Netzentwicklungsplan für die Netzinfrastrukturen (Strom/Gas) geschaffen und eine integrierte Kostenbetrachtung des Gesamtsystems vorgenommen werden.
Schlussendlich müssen Wasserstoff und Methan aus erneuerbaren Energien als Biokraftstoff anerkannt werden, um Betreibern zusätzliche Absatzwege zu ermöglichen.