Andreas Conrad, Harting Resilient produzieren in einer deglobalisierten Welt

HARTING Technologiegruppe

Andreas Conrad ist seit 2015 Vorstand Operations in der HARTING Technologiegruppe mit Sitz in Espelkamp/NRW. Der studierte Ing. und Wirtsch.-Ing. arbeitete für die Trützschler GmbH & Co. KG in Mönchengladbach und die Michael Weinig AG in Tauberbischofsheim – beides mittelständische Maschinenbauunternehmen. Während dieser Zeit war er unter anderem in Indien und China als Plant Manager tätig. 2010 wechselte er zur Schaeffler AG in Herzogenaurach, wo er Verantwortung für die Wälzlagerproduktion in zehn Produktionsstandorten weltweit hatte.

Bild: Harting
23.10.2024

Angesichts der Deglobalisierung zeichnet sich die Zukunft der Produktion durch regionale Wertschöpfungsketten und vollautomatisierte Fertigung aus. Geopolitische Veränderungen zwingen Unternehmen, ihre Wertschöpfungsketten zu regionalisieren und Produktionsprozesse zu digitalisieren. So werden Lieferketten verkürzt, Kunden schneller erreicht und Transportkosten sowie CO2-Emissionen eingespart. Wie können Unternehmen diese Herausforderungen am besten bewältigen und gleichzeitig die Vorteile der Automatisierung für sich nutzen?

Durch den Zugang zu weltweiten Ressourcen und die Erschließung neuer Märkte hat die Globalisierung jahrzehntelang den wirtschaftlichen Erfolg vieler Unternehmen in Deutschland gesichert. Doch geopolitische und wirtschaftliche Veränderungen der letzten Jahre haben die Vorteile der Globalisierung deutlich abgeschwächt. Unsicherheiten in den internationalen Handelsbeziehungen, steigende Transportkosten und strengere Umweltauflagen stellen neue Herausforderungen dar. Eine Vielzahl globaler Krisen hat die Verwundbarkeit internationaler Lieferketten deutlich gemacht. Ein Umdenken in Produktions- und Beschaffungsstrategien ist daher zwingend erforderlich.

Unter diesem Aspekt gewinnt die Deglobalisierung zunehmend an Bedeutung. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Produktionsstrategien zu überdenken und sich stärker auf regionale Wertschöpfungsketten zu konzentrieren. Dabei bietet die Regionalisierung mehrere Vorteile: Sie ermöglicht kürzere Lieferwege, verbessert die Reaktionsfähigkeit auf lokale Marktbedürfnisse, reduziert Transportkosten und senkt den CO2-Ausstoß durch kürzere Transportwege. Zudem führt sie zu einer stärkeren Präsenz vor Ort und ermöglicht eine flexiblere Anpassung an sich ändernde Anforderungen.

Ein gutes Beispiel für solche Anpassungsstrategien ist der Aufbau regionaler Produktionskapazitäten und fortschrittlicher Automatisierungstechnologien. Diesen Ansatz haben Unternehmen wie Harting bereits erfolgreich umgesetzt. Der Hersteller von industrieller Verbindungstechnik passt seine Produktionskapazitäten gezielt in Regionen mit hoher Nachfrage an, und setzt gleichzeitig auf fortschrittliche Automatisierung. Zudem wird in den Harting-Werken die Zahl der eingesetzten Softwarelösungen auf ein standardisiertes System reduziert, um die Effizienz zu steigern und die Datenintegration zu verbessern. In den Produktionsstandorten setzt das Unternehmen Automated Guided Vehicles (AGVs) ein, welche die fertigen Produkte autonom transportieren. Damit ist eine kontinuierliche Produktion von bis zu 48 Stunden ohne menschliches Eingreifen möglich. Mit diesen Technologien werden die Betriebskosten gesenkt und der Ressourcenverbrauch reduziert.

Zusätzlich verfolgt das Unternehmen eine umfassende Digitalisierungsstrategie, die die Einführung intelligenter Fertigungsprozesse und den Einsatz von Robotik zur Automatisierung von Aufgaben umfasst. Diese Maßnahmen ermöglichen eine durchgängige Produktion und tragen wesentlich zur Effizienzsteigerung bei.

Darüber hinaus ist das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2030 ein zentrales Ziel: Seit 2020 konnte der Spezialist für industrielle Steckverbinder- und Verkabelungslösungen seine CO2-Emissionen in Deutschland von 19.000 auf rund 1.900 t und weltweit von 16.000 auf 2.500 t senken. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Biogas wird der Energiebedarf nachhaltig gedeckt und der CO2-Ausstoß weiter reduziert.

Unternehmen müssen ihre Resilienz erhöhen, um zukünftigen Krisen besser begegnen zu können. Hier kommt die Regionalisierung ins Spiel. Durch die Regionalisierung von Wertschöpfungsketten, die Implementierung von automatisierten und digitalen Fertigungsprozessen sowie das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit können die Herausforderungen der Deglobalisierung entscheidend gemeistert werden. Harting ist ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategien, die nicht nur die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

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