Bill Gates möchte mit seiner Roboter-Steuer ein Problem lösen, das in der realen Welt überhaupt nicht existiert, meint die International Federation of Robotics (IFR) Denn: Eine empirische Prüfung der Wirtschaftsdaten und Zukunftsforschung zeigt einen klaren Beschäftigungsanstieg in der Roboter-Bilanz – also das Gegenteil der von Gates befürchteten Jobverluste.
Roboter als Wirtschafts-Turbo
Diese Entwicklung stimmt mit den historischen Erfahrungen technologischer Revolutionen überein. Zuletzt zu sehen war dies bei Computern und Software – beispielsweise von Microsoft – die mit ihrem Siegeszug die Geschäftswelt automatisierten.
Den Einsatz von Technologie zu besteuern statt die damit erwirtschafteten Gewinne, wirkt sich zudem negativ auf Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung aus. Vor diesem Hintergrund lehnte das Europäische Parlament die Idee einer Roboter-Steuer jüngst ausdrücklich ab – eine Entscheidung, der die International Federation of Robotics zustimmt.
MRK ist bereits heute Realität
Das McKinsey Global Institute stellt fest, dass sich mehr als 90 Prozent der Arbeitsplätze auch künftig nicht vollständig automatisieren lassen. In der Arbeitswelt der Zukunft werden Roboter die Arbeitnehmer in vielen Bereichen unterstützen – also Mensch und Maschine enger als heute kooperieren.
Die US-Automobilindustrie installierte beispielsweise zwischen 2010 und 2015 mehr als 60.000 Industrieroboter. Im selben Zeitraum nahm die Beschäftigung in der US-Automobilbranche um 230.000 Arbeitsplätze zu. Dieser Entwicklungstrend zeigt sich auch in den Volkswirtschaften Europas und Asiens.
Die jüngste OECD-Studie zur Zukunft der Produktivität ergab: Unternehmen, die technologischen Fortschritt erfolgreich einsetzen, sind bis zu zehnfach so produktiv wie Wettbewerber, die in diesem Feld nicht investieren.
Gewinne besteuern - nicht Chancen
Eine Roboter-Steuer würde die unverzichtbaren Investitionen in den technologischen Fortschritt für die Unternehmen teurer machen.
„Tatsächliche Wertschöpfung sollte besteuert werden und nicht schon im Vorfeld die reine Chance auf Gewinn”, sagt Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics.
Wie die Praxis zeigt, fällt die Steuerbilanz nach einem technologischen Umbau für die Sozialsysteme positiv aus. Wenn repetitive oder gefährliche Jobs durch den Einsatz von Industrierobotern verloren gehen, entstehen neue höherqualifizierte Stellen, die zudem besser bezahlt werden und damit die Beiträge für die Sozialkassen steigern.
Standards statt Bürokratie
Die IFR unterstützt eine enge Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. Beispielsweise sollten Bildungs- und Ausbildungssysteme an die neuen Anforderungen angepasst werden, damit Arbeitnehmer jetzt und in Zukunft die Vorteile der Robotik nutzen können. Wichtig hierfür: Teuren Bürokratieaufwand ohne konkreten Nutzen vermeiden.
Eine europäische Agentur für Robotik und künstliche Intelligenz würde nach Überzeugung der IFR einen bürokratischen Aufwand erfordern, der in keinem Verhältnis zu Kosten und Nutzen steht. So sind die zivilrechtlichen Fragen der Robotik bereits mit den geltenden Rechtsvorschriften abgedeckt. Produkthaftung und Sicherheit werden durch globale Standards und EU-Direktiven wie die europäische Maschinenrichtlinie adressiert.
Es gibt genug Regeln für Robotik
Eine zusätzliche Kategorie für Robotik zu etablieren oder weiterzuentwickeln ist derzeit nicht notwendig. Auf europäischer Ebene sollte der aktuelle Prozess zudem berücksichtigen, was bereits standardisiert ist: So hat die weltweit größte internationale Organisation für Normung ISO schon ein spezielles Technisches Komitee für Robotik eingerichtet - die ISO / TC 299. Technische Fachleute aus Amerika, Asien und Europa entwickeln hier internationale Roboter-Sicherheitsstandards, die mit der europäischen Harmonisierung abgestimmt sind. Alle betroffenen Länder beteiligen sich an diesem Prozess.
Wie die Praxis zeigt, hat der Sektor ein großes Interesse daran, Standards auf globaler Ebene zu entwickeln, anstatt nur auf europäische oder nationale Aktivitäten zu achten.