Künstliche Intelligenz im Auto Schluss mit Knöpfe-Chaos: Sprachassistent wird Beifahrer

Augen auf die Straße, Hände am Lenkrad: Per Sprachassistent wird die Konzentration beim Autofahren nicht durch übermäßige Tasten und Untermenüs beeinträchtigt.

04.01.2018

Sprachsteuerungen wie Alexa, Siri, und Cortana haben schon den smarten Haushalt im Griff – jetzt bringt Bosch den Sprachassistenten auch hinters Steuer. Die neu entwickelte Technik soll Autofahrern dabei helfen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

„Wer in ein modernes Auto einsteigt, kann sich schon manchmal wie ein Pilot fühlen – Knöpfe, Screens und eine unübersichtliche Menüführung mit tausend Untermenüs. Bosch beendet das Knöpfe-Chaos im Cockpit. Wir machen den Sprachassistenten zum Beifahrer“, sagt Dr. Dirk Hoheisel, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH. Der Assistent, der beim ersten Einsteigen auf den Namen „Casey" hört, macht das Autofahren nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer. 74 Prozent der deutschen Autofahrer sind laut einer Studie des Allianz Zentrums für Technik regelmäßig abgelenkt, wenn sie beispielsweise die Navigation bedienen, die Klimaanlage einstellen oder einen Anruf annehmen. Diese Ablenkung ist eine der häufigsten Unfallursachen.

Das Sprachtalent, das dazulernt

Bisherige Spracheingaben schaffen da nur wenig Abhilfe. Denn sie sind oft wie ein Auswahlmenü aufgebaut. Der Fahrer muss die Struktur auswendig lernen und passende Befehle vom Display ablesen. Der Assistent von Bosch reagiert nicht mehr auf starre Befehle, sondern soll den Fahrer verstehen wie ein Mensch. Casey erkennt natürliche Satzkonstruktionen in über 30 verschiedenen Sprachen und verarbeitet sogar Akzente und Dialekte. So spricht sie beispielsweise Englisch mit britischem, amerikanischen, neuseeländischem oder australischem Dialekt.

Eine Besonderheit ist die, dass Casey mitdenken und dazulernen kann. Will der Fahrer zum Beispiel „Paul“ anrufen, überprüft das System automatisch die Kontakte und berücksichtigt den aktuellen Ort, die Uhrzeit und Situation des Fahrers. Morgens auf dem Weg ins Büro ist mit „Paul“ wahrscheinlich der Kollege gemeint, während es abends der beste Freund sein könnte. Um sicher zu gehen, fragt Casey nach: „Ich habe fünf Kontakte mit dem Namen Paul gefunden. Willst Du Paul Stevenson anrufen?” Diese Kontextabhängigkeit ist eine erste Stufe von Künstlicher Intelligenz.

Wenn das Smartphone offline ist

Der Fahrer kann außerdem Zieladressen im Ausland eingeben, und zwar ohne, dass von Hand etwas umgestellt werden muss. Ein Beispiel: „Navigiere nach Champ de Mars, Cinq Avenue Anatole Paris.“ Casey versteht das Ziel automatisch und startet die Navigation zum Eiffelturm in Frankreich. Der Bosch-Assistent kommt zudem ganz ohne externe Datenverbindung aus. Die Rechenarbeit übernimmt das Infotainmentsystem im Auto, ohne Daten in die Cloud zu senden. Casey soll Autofahrer damit selbst im Tunnel begleiten, weit ab von gut ausgebauten Mobilfunkgebieten oder im Ausland, wenn das Smartphone offline ist.

Damit das Gespräch mit dem Auto noch persönlicher wird, kann der Fahrer seinen Assistenten nennen, wie er will. Die Spracheingabe ist damit nicht an den Namen gebunden, den der Hersteller vorgibt. Egal ob „Casey“, „Linda“ oder „Michael“: Das Bosch-Spracherkennungssystem versteht und spricht 30 verschiedene Sprachen mit insgesamt 44 weiblichen und neun männlichen Sprecherstimmen. Mit „Hey Casey“ aktiviert der Fahrer seinen Assistenten, auf Wunsch vergibt er einen anderen Namen. Bei jedem neuen Dialog spricht der Fahrer seinen Assistenten einfach direkt an – ohne Piepton oder Signal, wann er zu sprechen hat.

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