In den letzten Jahren wurden in vielen europäischen Ländern Demonstrationsprojekte durchgeführt, um die Einbindung von erneuerbaren Energiequellen in Mittel- und Niederspannungsnetze zu forcieren. „Dabei untersuchte man verschiedene Spannungsregelungskonzepte, etwa den Einsatz intelligenter Photovoltaik-Wechselrichter oder regelbarer Ortsnetztransformatoren, für definierte Netzabschnitte“, so Projektleiter DI Benoît Bletterie beim Austrian Institute of Technology (AIT). „Bislang wurden diese Konzepte aber nicht in puncto Übertragbarkeit und Skalierbarkeit evaluiert, also inwieweit sie auch in anderen Gebieten sinnvoll umsetzbar sind.“ Das herauszufinden, war Ziel des EU-Projekts IGREENGrid. Zusammen mit den Konsortialpartnern nahm das AIT Energy Department sechs erfolgreiche Demoprojekte aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland unter die Lupe. Unter Leitung des AIT wurden Simulationstools entwickelt, um die einzelnen Ansätze technisch und wirtschaftlich zu evaluieren.
„So konnten wir für zwei österreichische Netzbetreiber in Salzburg und Oberösterreich, erstmals Simulationen für das gesamte Versorgungsgebiet durchführen – das sind mehr als 30.000 Netzstränge mit ca. 900.000 Stromkunden“, sagt Bletterie. Damit lassen sich Szenarien mit einer unterschiedlichen Anzahl von Wind- und Photovoltaik-Anlagen durchrechnen und daraus ableiten, wo und in welchem Umfang der Einsatz von Smart Grid-Lösungen sinnvoll ist und welche Kosten gegenüber einem klassischen Netzausbau eingespart werden könnten. Die Simulationen für diese beiden Netzgebiete ergaben etwa, dass durch den Einsatz von regelbaren Transformatoren in den Ortsnetzen deren Aufnahmefähigkeit für erneuerbare Energie deutlich erhöht werden könnte.
Großes Potenzial für die Zukunft sieht auch Walter Tenschert, Geschäftsführer der Netz Oberösterreich: „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es möglich ist, für tausende Niederspannungsnetze mit hohem Anteil dezentraler Stromerzeugung Smart Grid-Lösungen technisch und wirtschaftlich zu bewerten. Diese Simulationsmethoden können Verteilernetzbetreiber bei der immer komplexer werdenden Netzplanung maßgeblich unterstützen.“ Durch den modularen Aufbau und die starke Parallelisierung der Simulation können aber auch deutlich größere Versorgungsgebiete abgedeckt werden, bis hin zu ganzen Ländern.