Der Ausbau der Stromnetze ist ein zentrales Anliegen der Energiepolitik. Der Leitungsbau und die Modernisierung stehen dabei ganz oben auf der Liste, damit die Volatilität der Wind- und Solarenergie nicht die Netzstabilität gefährdet. Um eine zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten, müssen die Übertragungs- und Verteilnetze intelligenter und leistungsfähiger werden. „Denn das ist entscheidend, wenn die Energiewende deutschlandweit gelingen und in der Welt zum Vorbild werden soll“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. Dazu braucht es neue Technologien, die derzeit in Pilotprojekten getestet und in der Forschung entwickelt werden. Die Ministerin verschaffte sich im Rahmen einer von der Energie Agentur NRW organisierten Tour einen Überblick über aktuelle Leuchtturmprojekte.
Supraleiter für den Stromtransport in der Großstadt
RWE hat in Essen AmpaCity – Intelligente Netze für die Stadt vorgestellt. Das Projekt stellt einen wichtigen Baustein für eine Entwicklung hin zu einer innerstädtischen Stromübertragung der Zukunft dar. Denn zum ersten Mal wird mitten in einer Großstadt ein Supraleiter für den Stromtransport in ein existierendes Stromnetz eingebunden und für rund zwei Jahre einem Härtetest unterzogen. Das Projekt übernimmt eine weltweite Vorbildfunktion bei der Weiterentwicklung der Stromnetze in Großstädten. Supraleiter gelten als zukunftweisende Lösung für eine platzsparende und besonders energieeffiziente Übertragung von Strom in Städten.
Intelligentes Verteilnetzmanagement
An der Bergischen Universität Wuppertal etwa wird am Entwicklungsprojekt Ines – Das intelligente Verteilnetz-Management geforscht. Durch die Energiewende müssen die Verteilnetze vor Ort fit für die Zukunft gemacht werden. Das intelligente Verteilnetzmanagement ist die erste Smart Grid Plattform, mit der individuelle Visionen eines intelligenten Netzes realisiert werden können. iNES ermöglicht, in einem bestehenden Ortsnetz die Einspeise- und Lastflusssituationen in Echtzeit zu kontrollieren und bei Bedarf kritische Abweichungen gezielt zu beheben. Das System hat seine Praxistauglichkeit in zahlreichen Netzen in Deutschland und darüber hinaus bereits unter Beweis gestellt.
Effizienter Stromtransport mit HGÜ
Die Technische Universität Dortmund beschäftigt sich mit dem Stromtransport durch Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Dort wird die Technologie zur Anbindung entfernt gelegener Stromerzeugung sowie als Alternative zur konventionellen Drehstromtechnik für Übertragungsleitungen innerhalb eines synchron betriebenen Stromtransportnetzes betrachtet. Das Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft untersucht zudem die Fragen der Integration der HGÜ in das deutsche und europäische Energiesystem. HGÜ ist zwar technisch aufwendiger als Wechselstromübertragung, bietet aber zwei große Vorteile gegenüber dieser herkömmlichen Methode: Selbst beim Transport über tausende Kilometer hinweg geht nur ein minimaler Teil der Energie verloren. Zudem ist die HGÜ die einzige Möglichkeit, technisch inkompatible Stromnetze miteinander zu verbinden. Die an der TU Dortmund entstehende Versuchsanlage ist deutschlandweit einzigartig in ihrer Ausführung und den forscherischen Möglichkeiten.