Renewables Solaranlagen ertüchtigen

Wer rastet, der rostet: Wirkungssteigerungen bis zu 30 Prozent sind bei PV-Anlagen durch Repowering-Maßnahmen möglich.

Bild: Studio1901/iStockphoto
15.05.2015

Etwa 50 Prozent aller ­Photovoltaikanlagen ist mangelhaft, schätzt die deutsche Versicherungswirtschaft, weil viele von ihnen unter Zeitdruck entstanden sind. Das schmälert den Ertrag und geht ins Geld. Ein Blick in Richtung Windbranche, die Anlagenmängeln und Verschleiß mit Repowering begegnet, könnte sich lohnen.

Als die Solarbranche noch boomte, sprossen in Deutschland Hunderttausende Photovoltaikanlagen in kürzester Zeit aus dem Boden. Damals gern als „Pille-Palle“ betitelt, erweist sich die Technologie heute als ein Thema, bei dem der Teufel im Detail steckt. Diese Details kosten Anlagenbetreiber über die Jahre viel Geld. Die Zahl der Schnittstellen, an denen Fehler entstehen können, erhöht sich mit jedem Modul.

Unsichtbare Mängel

Viele Solaranlagen in Deutschland werden von Investoren betrieben, denen die Materie rund um die Technologie jedoch fremd ist. Sie können nicht beurteilen, ob die eigene Anlage technisch einwandfrei läuft. Erst mit der betriebswirtschaftlichen Auswertung der Anlage erkennen viele Betreiber, dass die Performance unter den Prognosen liegt. Diesen Einblick haben sie aber meist nur einmal im Jahr, höchstens aber einmal im Monat. Je größer die PV-Anlage, desto schwerer wiegen selbst kleine technische Fehler. Aufgrund der begrenzten Laufzeiten ist jede nicht genutzte Sonnenstunde ein nie wieder gutzumachender Renditeverlust. Der TÜV Rheinland stellte kürzlich bei 20 Prozent von 125 geprüften Großanlagen massive Mängel fest. Allerdings kann ein Solar-Repowering schon bei kleineren Anlagen ab 30 kW, bei denen die Einspeisevergütung geringer wird, die Bilanz verbessern.

Mannigfaltig sind die Fehlerquellen, die Auswirkungen auf die Stromproduktion und damit auf den Ertrag einer PV-Anlage haben können. Zum Beispiel ist die Konfiguration von PV-Anlagen oft sogar im doppelten Sinne nicht optimal, da vielfach Wechselrichter falsch dimensioniert werden, die bei der Anschaffung zugleich mehr Geld gekostet haben, als kleinere und effizientere. Auch viele weitere Komponenten sind nicht oder nicht mehr aufeinander abgestimmt. Speziell 2009 und 2010 wurden viele in der Planung vorgesehene Komponenten nicht verwendet, weil sie nicht lieferbar waren. Stattdessen wurden Konkurrenzprodukte verbaut, die abweichende technische Parameter aufwiesen. In vielen Fällen wurde dafür keine neue Anlagenplanung erstellt, da sonst bereits gelegte Strings neu hätten gelegt werden müssen.

Und doch ist es heute oft wirtschaftlicher, alte Anlagen zu optimieren als neue zu errichten, denn sie profitieren weiter von den alten Einspeisevergütungen. Module können aus rechtlichen Gründen nur in Ausnahmefällen ersetzt werden. Es gibt aber darüber hinaus eine Reihe optimierbarer Bestandteile: Optimierte Wechselrichter etwa erhöhen die Erträge alter Anlagen oft deutlich. Auch können viele Probleme an der Verstringung und der Anlagenkonfiguration nur mit einer professionalisierten Wartung und Überwachung überhaupt erkannt werden.

Spätfolgen der Boomjahre

Viele Photovoltaikanlagen wurden 2010 zu den Stichtagen 30.6., 30.9. oder 31.12. unter höchstem Zeitdruck gebaut. Aufgrund fehlender Materialien wurden Installateure erfinderisch und kreierten vorläufige Lösungen, die aber nie wieder korrigiert wurden und noch heute viele Anlagen zieren. Fehlerhafte oder qualitativ minderwertige Produkte und unsachgemäße Installation führten in der Folge zu Verschleiß und Isolationsproblemen. Diese entstehen unter dem Modulfeld, sind für das Auge des Betrachters unsichtbar und nur mit großem Aufwand ausfindig zu machen.

Nicht zuletzt macht der Ausfall vieler Garantiegeber vielen Anlagenbetreibern zu schaffen. Auch mangelnde Wartung und Überwachung wirken sich in vielen Fällen fatal auf die Erträge aus. Deshalb liefern gerade Solaranlagen mit Inbetriebsetzung 2009 und 2010, die auf dem Papier Renditen von über 10 Prozent bringen sollten, heute wesentlich schlechtere Erträge. Um diese Aspekte objektiv und umfassend einschätzen zu können, ist in vielen Fällen eine kostspielige Due Dilligence der PV-Anlage nötig. Viele technische Mängel können gar erst entdeckt und behoben werden, wenn Teile des Generators vom Netz genommen und auseinandergebaut werden. Doch vor dem damit verbundenen Aufwand scheuen sich viele Anlagen­betreiber, weil die Photovoltaik-Anlagen renditestark und pflegeleicht funktionieren sollten.

Ganz vernachlässigt wurden Themen, die nichts mit der Anlage selbst zu tun haben, sich aber massiv auf Rendite und Stromproduktion auswirken können: Beispielsweise nachträgliche Gesetzesänderungen wie die 50,2-Hz-Umrüstung oder die Nachrüstung einer Fernsteuerung für Energieversorger oder Netzüberlastungen.

Solar-Repowering ist also mehr als der Austausch von Komponenten. Es ist der Austausch der Heran­gehensweise an ein Investment. Denn Solar­anlagen unterscheiden sich signifikant von Aktien und Immobilien. Bei einer Solar­anlage ist jede nicht genutzte Sonnenminute eine verlorene Sonnenminute, vor allem dann, wenn man als Betreiber glaubt, dass die Anlage von alleine läuft und ihr Geld verdient. Solar Repowering ist eine Kombination von State-of-the-Art-Technologie, fachmännischer Wartung und täglicher Fürsorge mit betriebswirtschaftlichen und technischen Know-how.

Zweitmarkt erschließt wirtschaftliches Potenzial

Für solche Betreiber, die von der Fülle der Anforderungen überfordert sind, wird es zunehmend weitere Optionen geben, sich mit der Photovoltaik-Anlage auseinanderzusetzen. Denn neben einer Weiterführung einer minderwertigen Anlage oder eines kompletten professionellen Repowerings, entwickelt sich mittlerweile ein Zweitmarkt für bestehende PV-Anlagen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, ein ungeliebtes „Kind“ zu einem anständigen und fairen Preis loszuwerden. Für Energieversorger wiederum bietet dieser Zweitmarkt eine interessante neue Möglichkeit, in den Ausbau der eigenen Solarstromproduktion zu investieren.

Anstatt nämlich kostspielig neue Anlagen mit immer niedrigeren EEG-Sätzen zu bauen, können Versorgungsunternehmen, Betriebe und Privatpersonen hier lukrative Investitionen in gebrauchte Anlagen tätigen. Die Voraussetzung dafür sind umfassende Kompetenzen in anlagenspezifischer Technologie, Betriebswirtschaft, und den jeweils gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Dieses gebündelte Know-how kann aus vielen „Altanlagen“ wieder eine Investition mit Zukunft machen.

Solar Repowering erzielt bei repowerten Anlagen Wirkungssteigerungen um bis zu 30 Prozent und erwirtschaftet eine stabile Rendite von bis zu fünf Prozent pro übernommener Anlage.

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