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Interview über Energie-Apps „Solarenergie soll so einfach wie möglich werden“

Benjamin Blaurock arbeitet als Product Manager Digital Components bei SMA. Der Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Maschinenbau fokussiert vor allem den Bereich mobiler Anwendungen in der Energiebranche.

Bild: SMA
31.05.2021

Benjamin Blaurock hat mit seinem Team zwei Apps entwickelt: SMA 360° ist ein Universal-Werkzeug, das Installateure in ihrem Arbeitsalltag unterstützt, und SMA Energy hilft Anlagenbetreibern, ihr Energiesystem im Blick zu behalten. Im Interview erzählt Blaurock, wie er den Start der mobilen Anwendungen erlebt hat, welche neuen Features es demnächst gibt und wann intelligentes Energiemanagement per App möglich sein wird.

Worin unterscheiden sich die Apps SMA 360° und SMA Energy?

SMA 360° unterstützt den Fachhandwerker in den drei Bereichen „Planung und Simulation“, „Überwachung und Monitoring“ sowie „Service“. Hier verknüpfen wir unsere bewährten Tools zu Anlagenplanung, Inbetriebnahme und Anlagenüberwachung zu einem digitalen Universal-Werkzeug. Damit unterstützen wir den Fachhandwerker vollumfänglich bis zur passenden Reparaturanleitung im Service-Fall. SMA Energy ist eine App für Anlagenbetreiber. Hier verknüpfen wir die Energiewende zuhause mit der Mobilitätswende auf der Straße. Das ganze Thema Energie soll so transparent und einfach wie möglich transportiert werden. Anlagenbetreiber können die Daten ihrer Solaranlage visualisieren, über Empfehlungen für eine ressourcenschonende Energieversorgung Energieflüsse optimieren und sogar ihr Elektrofahrzeug intelligent laden – am besten natürlich mit dem Solarstrom aus der eigenen Anlage. Wir haben auch einen Nachrichtenbereich integriert, über den sich die User zu wichtigen Themen rund um erneuerbare Energien informieren können. Denn die Energiewende geht uns schließlich alle an.

Zuerst haben viele Anlagenbetreiber auch SMA 360° geladen, konnten aber nichts damit anfangen. Da war schon etwas Unmut spürbar ...

Stimmt. Hier hätten wir besser kommunizieren sollen, dass die Endkunden-App erst später kommt. Es tut uns natürlich leid, dass wir damit Anlagenbetreiber zunächst verwirrt haben. Trotzdem war gerade diese Erfahrung für uns sehr wertvoll. Denn das Feedback der Anlagenbetreiber hat gezeigt, wie hoch der Bedarf für eine solche App ist. Das hat uns in der Entwicklung noch mal Auftrieb gegeben. Wir wollten bei SMA Energy unbedingt das komfortable Laden von Elektroautos mit Solarstrom aus der eigenen Anlage ermöglichen, weil es erst dadurch wirklich nachhaltig ist. Mit der Ladestation SMA EV Charger haben wir hier ein ganz neues Produkt in die Systemkette integriert. Das war eine Herausforderung. Da hat es anfangs an der einen oder anderen Stelle geknirscht, aber es hat sich gelohnt. Das melden uns auch die Kunden zurück, und das ist die schönste Bestätigung.

Apropos: Wie gehen Sie mit dem Feedback der Nutzer um?

Die Rückmeldungen fallen zum Großteil sehr konstruktiv aus. Wir wissen das sehr zu schätzen, denn es hilft uns bei der Optimierung beider Apps. Am Ende müssen sie die Sprache möglichst vieler Kunden sprechen. Wir können zwar nicht jeden Wunsch berücksichtigen, aber wir entwickeln kontinuierlich weiter. Mit dem nächsten Release setzen wir besonders häufig eingebrachte und wichtige Rückmeldungen bereits um.

Welche Neuerungen kommen da konkret?

Bei SMA 360° haben wir die Anbindung der Live-Daten integriert und berücksichtigen nun auch individuellere Stromtarife für genauere Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf unterschiedlichen Märkten. Und in der Planung ermöglichen wir eine zusätzliche Dachrichtung. So lassen sich jetzt beispielsweise auch Ost-West-Ausrichtungen simulieren. Für SMA Energy haben wir die Darstellung der Diagramme auch auf Querformat angepasst, sodass sie im Display immer vollflächig zur Verfügung stehen. Außerdem sind dann Einzelwerte zu Erzeugung, Verbrauch und Netzeinspeisung über das Diagramm klickbar. Und die Einbindung des SMA EV Charger läuft nun auch stabil. Hier hat es an manchen Stellen noch gehakt. Manchmal liegt das aber auch an der Konfiguration der Anlage oder des Smartphones des Kunden; das kann dann natürlich die App nicht lösen, sondern hier ist dann der Service gefragt.

Wann können Anlagenbetreiber ihr Energiesystem mit SMA Energy steuern?

Wir planen die Einbindung ins intelligente Energiemanagement für dieses Jahr. Zunächst lassen sich erst einmal einzelne Verbraucher wie Wasch- oder Spülmaschine visualisieren und schaltbare Verbraucher steuern. Im zweiten Schritt werden wir wesentliche Konfigurationseinstellungen des Sunny-Home-Managers in die App integrieren. Dann können Anwender den Eigenverbrauch noch weiter an ihren individuellen Bedürfnissen ausrichten – egal, wo sie gerade sind.

International sind die Märkte sehr unterschiedlich. Wie wirkt sich das auf die Weiterentwicklung der Apps aus?

Es kann nicht die eine App für alle Märkte geben, sondern hier sind lokale Anpassungen nötig. Ein Beispiel dafür ist der Inbetriebnahmeprozess. Hier arbeiten wir aktuell an einer App-unterstützen Variante, und wir sehen, dass die Zielgruppe Installateur international deutlich abweichende Anforderungen hat. Während etwa in Europa der Installateur ein System vollumfänglich installiert und in Betrieb nimmt, gibt es Märkte wie die USA, in denen diese Tätigkeit häufig geteilt wird: Die eine Fachkraft übernimmt die elektrische Installation und bindet die Anlage ins lokale Netz ein,eine weitere Fachkraft übernimmt dann die Konfiguration der Komponenten – teilweise sogar aus der Ferne. Hier brauchen wir also unterschiedliche Kommunikations- und Funktionslevel. Unser Ziel ist ein ganzheitlicher und einfacher Inbetriebnahme-Assistent, der Schritt für Schritt durch die Inbetriebnahme des Gesamtsystems führt.

Wie geht es im Bereich der mobilen Anwendungen weiter?

Smartphones und Tablets werden immer leistungsfähiger. Hier entstehen viele neue und teils höchst spezialisierte Einsatzmöglichkeiten. Besonders spannend ist auch der Bereich Virtual oder Augmented Reality und die Integration in das bestehende Portfolio. Dann könnten wir einen Installateur künftig etwa live bei der Reparatur eines Wechselrichters unterstützen. Wer über eine Solaranlage nachdenkt, könnte sich per Smartphone fix das eigene Dach mit Modulen belegen und mögliche Einsparungen berechnen. Es ergeben sich viele interessante Schnittstellen, die ich mit meinem Team gerne weiterentwickle. An Ideen mangelt es uns jedenfalls nicht – und unsere Kunden dürfen gespannt sein.

Bildergalerie

  • Die Universal-App SMA 360° liefert unter anderem mobile Reparaturanleitungen für PV-Anlagen.

    Die Universal-App SMA 360° liefert unter anderem mobile Reparaturanleitungen für PV-Anlagen.

    Bild: SMA

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