Daniel Henne ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Wenn man nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie fragt, bekommt man neben vielen negativen – vor allem wirtschaftlichen – Effekten meist auch zwei positive Aspekte zu hören. Einerseits eine nachhaltigere Wertediskussion und andererseits die damit verbundenen Chancen im Bereich Digitalisierung. Auch Daniel Henne kann von „vielen Unternehmen“ berichten, die sich während der Corona-Krise mit den Prozessen und Optimierungen im eigenen Haus beschäftigen. Dabei schlägt sich das Ganze bei der Stadtwerke-Kooperation Südweststrom auch konkret ökonomisch nieder. „Wir haben so im März und April einige neue Stadtwerke als Kunden gewonnen“, berichtet der Geschäftsführer. Gleichzeitig geht Henne von sich kurzfristig rückläufig entwickelnden Renditen bei Stadtwerken aus. Aber auch hier gibt es zwei Seiten der Medaille. So wertet es der Geschäftsführer als „gutes Signal in einer schwierigen Zeit“, dass „in den vergangenen Monaten deutlich wurde, wie wichtig kommunale Versorger für die Daseinsvorsorge sind“.
Die Corona-Krise ist jedoch nicht die einzige Herausforderung, der sich Stadtwerke stellen müssen. Henne hat unter anderem ausgemacht: „Stadtwerke brauchen ständig neuartige Dienstleistungen, um weiterhin der erste Energieansprechpartner am Ort zu sein.“ Aus allen Richtungen sieht er neue Konkurrenten auftauchen: Start-ups, Online-Giganten, private Dienstleister. Dabei rechnet der aktive Tennisspieler mit einem weiteren Schub durch den intelligenten Messstellenbetrieb. „Hier braucht es gute Ideen, Bündnisse und Tempo“, sagt Henne.
Bewegung im Energiehandel
Die Auswirkungen sind heute schon erkennbar. Allein im Management des Strom-Bilanzkreises von Südweststrom sind seit Einführung der MaKo 2020 an Spitzentagen rund eine halbe Millionen Nachrichten zu verarbeiten. „Die Digitalisierung schreitet unscheinbar, aber in großen Schritten voran“, kommentiert Henne die Entwicklung.
Doch ihm ist nicht bange angesichts des Innovationsgeists in der Branche. So hätten viele der rund 200 Stadtwerke im Gesellschafterkreis des Kooperationsunternehmens die Chancen erkannt: „Sie stampfen in kurzer Zeit neue Geschäftsfelder regional fokussiert und erfolgreich aus dem Boden“, beobachtet Henne, der mittlerweile seit 13 Jahren als Geschäftsführer in Tübingen fungiert. Bewegung gibt es auch im Bereich des Energiehandels und der Beschaffung – schon bei der Gründung vor 21 Jahren eines der Haupttätigkeitsfelder von Südweststrom. Der Geschäftsführer registriert hier eine steigende Anzahl der Beschaffungsprozesse bei den rund 150 Stadtwerken, die das Unternehmen mittlerweile betreut. Laut Henne ein „gutes Signal für die starke Marktorientierung der Versorger“.
Er verspricht beim Verfolgen von Trends weiter am Ball zu bleiben, insbesondere Online-Technologien hat man hier im Blick. Egal ob es darum geht, Erzeugungsanlagen nach Intraday-Preisen zu steuern, Tarifkunden einzudecken oder Industriekunden Portfoliomanagement anzubieten – dies gelinge bereits heute auf einer Plattform, betont Henne. Ein Ärgernis ist dabei die immer weiter um sich greifende Regulierung. „Als Südweststrom 1999 gegründet wurde, passten die Energiegesetze in einen kleinen Koffer. Heute bräuchten Sie einen Umzugs-Lastwagen dafür“, sagt Henne augenzwinkernd. Einen inhaltlichen Verbesserungsvorschlag hätte er hier auf jeden Fall schon mal im Köcher. So sollten die Abgaben und die Umlagensystematik nach vorne ausgerichtet werden und nicht immer nur um die Vergangenheit zu bewältigen.