Das EU-Projekt Infinite-Cell ist bewilligt worden und startet mit einem Kick-off-Workshop in Brüssel im November 2017. Im Rahmen der Forschungskooperation soll die Erforschung von Tandemsolarzellen vorangetrieben werden. Ziel ist es vor allem, Halbleiter-Dünnschichten aus Silizium und Kestertiten zu kombinieren. An dem Projekt arbeiten mehrere große Forschungseinrichtungen aus Europa, Marokko, Südafrika und Weißrussland und zwei Industriepartner.
„Wir haben nicht nur eingehende Erfahrungen mit Kesteriten, sondern verfügen auch über ein großes Spektrum an Analyse-Methoden, um Absorbermaterialien sehr gründlich zu charakterisieren“, erklärt Susan Schorr. Das Gesamt-Projekt wird von der Fundacio Institut de Recerca de L’Energia de Catalunya (IREC), Spanien, einem langjährigen Kooperationspartner des Helmholtz Zentrum Berlin (HZB), koordiniert.
Die Ziele des Projekts
Die Kesterit-Solarzellen sollen Wirkungsgrade von mehr als 14 Prozent erreichen (aktuell knapp 12 Prozent), die Dünnschichtsiliziumzellen aus recyceltem Material noch Wirkungsgrade von über 16 Prozent. Dabei nutzt Silizium einen anderen Energiebereich des Lichts, um Strom zu erzeugen, als Kesterit. Kombiniert man beide Materialien zu einer Tandemsolarzelle, indem man sie aufeinanderstapelt oder sogar aufeinander aufwachsen lässt, dann lässt sich ein deutlich größerer Anteil der Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln. Solche besonders effizienten, gleichzeitig aber auch preiswerten Solarmodule könnten in Fassaden, Dachflächen oder Fahrzeugdächern eingesetzt werden und dezentral Strom erzeugen.
„Kesterite sind eine sehr interessante Materialklasse“, betont Susan Schorr. Denn auch wenn andere Absorbermaterialien wie CIGS oder die metallorganischen Perowskit-Halbleiter heute deutlich höhere Wirkungsgrade erreichen, können Kesterite mit zwei großen Vorteilen trumpfen: Sie bestehen aus reichlich vorhandenen Elementen und sind ungiftig.
Vier Jahre gemeinsame, europäische Forschung
Die Laufzeit des Projektes beträgt vier Jahre. Es handelt sich um ein Projekt der Research and Innovation Staff Exchange (RISE), das zu den EU-geförderten „Marie Skłodowska-Curie Actions“ gehört. Damit können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den nächsten Jahren zu Partnereinrichtungen reisen, um sich über ihre Ergebnisse auszutauschen. Diese gemeinsame Forschung ist in einem detaillierten Secondment-Plan festgehalten.