Erst reihenweise Absagen, dann Veranstaltungsverbot: Die Messe- und Eventbranche befindet sich seit Beginn der Covid-19-Epidemie im freien Fall und noch ist kein Ende in Sicht. Weil auf absehbare Zeit keine Veranstaltungen mehr stattfinden können, verlegen immer mehr Eventmanager Veranstaltungen ins Netz.
Maximilian Pohl, Gründer von Eventnet in Berlin, rät Veranstaltern, sich bereits in der Planungsphase für das erste Setup professionelle Unterstützung einzuholen. „Ein Online-Event sollte in jedem Fall ebenbürtig sein oder mit besserer Qualität überraschen, sonst gelingt es nicht, Event-Teilnehmer im Programm zu halten.“ Um ein hochwertiges Zuschauererlebnis zu gewährleisten, sei vor allem die Bild- und Tonqualität entscheidend. „Die Grundlage von erfolgreichen Online-Events bildet die technische Infrastruktur.“
Worauf es bei der Planung ankommt, verrät der Experte im Folgenden.
Hohe Bildqualität durch gute Kameras
Streaming-Portale wie Netflix, Amazon, Maxdome, aber auch YouTube haben die User im vergangenen Jahrzehnt an einen hohen Qualitätsanspruch gewöhnt. Für eine zeitgemäße Bildqualität sollte der Stream mindestens mit einer Auflösung von 720p, also in HD, angeboten werden. Entscheidend sei, welche Kamera verwendet wird.
„Smartphones lassen sich zwar bequem für schnelle Aufnahmen nutzen und liefern bei sehr guten Lichtverhältnissen auch brauchbare Bilder. Für wirklich hochwertige Resultate müssen allerdings Aspekte wie Blendenöffnung, ISO-Werte und Fokussierung sowie optischer Zoom berücksichtigt werden“, erklärt Pohl.
Diese Merkmale spielen vor allem bei Systemkameras und professionellen Filmkameras eine Rolle. Sie sind deshalb in der Lage, auch bei nicht optimalen Lichtverhältnissen noch sehr gute Bilder zu liefern.
Mit einer guten künstlichen Lichtgestaltung ist es zudem möglich, zusätzlich Einfluss auf die Bildqualität zu nehmen und schlechte Lichtverhältnisse zu kompensieren. „Eine gleichmäßige Ausleuchtung des Sets mit Vollspektrum-Licht (Tageslicht-Spots) sorgt etwa für satte Farben und vermindert den unerwünschten Effekt von Bildrauschen. Personen sollten hingegen mit Blick auf die Farbtemperatur mit einer etwas wärmeren Lichtquelle ausgeleuchtet werden, damit sie nicht unnatürlich blass erscheinen“, erklärt der Fachmann.
Tonqualität durch geeigneten Aufnahmeraum
Die Tonqualität hat den unmittelbarsten Einfluss auf das Zuschauererlebnis. Ob dumpfer Klang, Rauschen oder Schwankungen im Ton: Ein Stream mit mangelnder Tonqualität führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem schnellen Verlust der Event-Teilnehmer, da es zu anstrengend ist, dem Speaker zu folgen.
Für einen hochwertigen Klang ist die Wahl des Aufnahmeraums von essenzieller Bedeutung. Er sollte für eine ausreichende Schall-Absorbierung entsprechend akustisch ausstaffiert sein, um etwa Echos von glatten Wänden zu vermeiden. Auch an potenzielle Störgeräusche, beispielsweise aus der Nachbarschaft, sollte gedacht werden, denn gerade bei Live-Sendungen gibt es keine zweite Chance.
Einen wichtigen Beitrag zur Tonqualität kann zudem eine professionelle Mikrofonierung leisten. Pohl: „Bei einem Online-Musikkonzert etwa ist es in vielen Fällen sicher möglich, auf die Technik und die Abmischung der entsprechenden Location zu setzen und das Signal direkt vom Line-Out zu übernehmen. In jedem Fall sollte ein professioneller Mischer an den Reglern stehen. Denn: Das Abmischen von Bands ist eine Wissenschaft für sich.“
Bei Vorträgen oder Präsentationen eignen sich dem Spezialisten zufolge hochwertige, drahtlose Ansteckmikrofone. Sie müssen vor dem Stream entsprechend eingepegelt werden, damit der Ton später im Stream weder zu leise noch übersteuert ist. „Weil die Tonqualität unbedingt stimmen muss, ist eine akribische Vorbereitung unabdingbar.“
Ohne Streaming-Kanal kein Live-Stream
Zu guter Letzt sollte die Wahl des richtigen Kanals für den Live-Stream bei der Planung berücksichtigt werden. Für öffentliche Videostreams empfiehlt es sich, auf bestehende Plattformen wie YouTube oder Facebook zu setzen. Vorteil: Hier lassen sich Live-Sendungen gut planen und veröffentlichen.
Vor allem die Skalierung, also die Verfügbarkeit ausreichender Kapazitäten bei vielen Zuschauern, ist bei diesen Plattformen gesichert. Zudem lässt sich relativ einfach unterscheiden zwischen öffentlichen Streams und solchen, die nur bestimmten Nutzern zur Verfügung stehen sollen.
Allerdings gibt es auf diesen Plattformen auch einige Nachteile, die zu beachten sind:
Plattformen wie YouTube locken die Nutzer ständig mit weiteren Videos, die gegebenenfalls vom eigenen Angebot ablenken
selbst wenn der Stream auf der eigenen Webseite eingebettet wird, wechseln viele Nutzer direkt zur entsprechenden Plattform und damit weg vom eigenen Angebot
bei der Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material kann es passieren, dass der Stream blockiert wird
Die Alternative ist ein eigener Streaming-Server. Ein Vorteil ist, dass der Sender stets die komplette Kontrolle hat. Zuschauer verfolgen den Live-Stream dann etwa nur auf einer bestimmten Website, auf der für weitere Angebote oder Inhalte geworben werden kann.
Ob Veranstalter eine öffentliche Plattform oder einen eigenen Streaming-Server nutzen, ist ferner davon abhängig, welche Ziele sie mit dem Event verfolgen. Die höchste Aufmerksamkeit gebündelt mit einem gewissen Verbreitungseffekt lässt sich über YouTube, Facebook, Periscope und anderen populären Video-Plattformen erzielen.