Power-to-X-Technologie Vielversprechender Baustein für den Klimaschutz

Elektrischer Strom als Basis für andere Energieformen bietet Lösungen für große Anwendungsvielfalt

Bild: Linde AG
22.11.2017

Welche Chancen und Potenziale von Power-to-X-Technologien sind für den Maschinen- und Anlagenbau als Anbieter und Anwender emissionsmindernder Technologien verbunden? Auf dem dritten VDMA Future Business Summit in Mainz diskutierten Experten aus Industrie und Forschung die Ergebnisse der neuen Szenario-Studie „Power-to-X 2030“.

„Der Klimawandel wird auch für den Maschinenbau einen Change-Prozess bedeuten und der ist bereits im Gange“, erklärte Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer. „Uns war es wichtig herauszuarbeiten, ob Power-to-X einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele von Paris leisten kann. Power-to-X-Technologien wandeln Strom in andere Energieformen wie synthetische Kraftstoffe, Wärme oder chemische Vorprodukte um und nutzen so den Strom indirekt. Der Maschinenbau ist der zentrale Lieferant für die Schlüsseltechnologien, sowohl für das ‚Power‘ als auch das ‚X‘. Außerdem ist er gleichzeitig Anwenderindustrie, beispiels­weise für Kraftstoffe für mobile Arbeitsmaschinen. Wir befinden uns im Wettlauf um die besten Lösungen. Technologieoffenheit ist dabei Trumpf.“

Verstärkter Stromeinsatz im Verkehrs- und Gebäudesektor

„Gerade in Verkehr und im Gebäudesektor, beispielsweise zum Heizen oder für Warmwasser, aber auch in zahlreichen Industriebranchen wird Strom bisher eher wenig eingesetzt. Die Optimierung von Energieflüssen über die Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude hinweg öffnet erhebliche Potenziale für die effizientere Nutzung. Diese ‚Sektorkopplung‘ beinhaltet sowohl den direkten Einsatz von Strom, als auch den indirekten über Power-to-X“, erklärte Prof. Martin Wietschel, Leiter des Geschäftsfeldes Energiewirtschaft beim Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

„Das Thema Power-to-X ist eine vielversprechende Flexibilitätsoption für die Nutzung, Speicherung und Umwandlung von Strom“, sagte Dr. Eric Maiser, Leiter des VDMA Competence Center Future Business. „Die aktuelle Diskussion hat aber einen schwerwiegenden Haken: Die Wechselwirkungen der internationalen Akteure, der Politik, der Märkte aber auch der technische Fortschritt sind nur schwer prognostizierbar für die nächsten Jahrzehnte. Deshalb haben wir mit unserem Projektpartner Fraunhofer ISI zu einem überzeugenden Werkzeug gegriffen: Szenarien statt Prognosen. Auf dieser Basis können wir sehr konkret und anschaulich diskutieren und die Maschinenbauer auf alle Eventualitäten vorbereiten.“

Vier Szenarien der technologischen Entwicklung

Im ersten Szenario „Harmonie“ beflügelt eine international abgestimmte Klimapolitik Impulse für Technologien, die erneuerbare Energien direkt oder mittels Power-to-X effektiv und effizient nutzen. Im zweiten Szenario „Vielfalt“ bleiben zwar alle Technologie-Pfade für die Erreichung der Klimaziele offen, das verhindert aber eine optimierte Vorgehensweise. Im dritten Szenario „Kupferplatte“ liegt der Fokus auf Direktstromnutzung, die zur Einhaltung der Klimaziele aber nicht ausreicht. Im vierten Szenario „Mauer“ gibt es keine umfassenden globalen Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die Industrie optimiert ausschließlich erprobte Energietechnologien und die Politik zielt nur noch darauf, die Folgen des Klimawandels einzudämmen. „Alle vier Szenarien zeigen Chancen für den Maschinen- und Anlagenbau auf und sie erfordern jeweils eine angepasste Strategie der Unternehmen. Die Szenarien „Harmonie“ und „Vielfalt“ ergeben die meisten Entwicklungs­möglichkeiten“, fasste Elna Schirrmeister, stellvertretende Leiterin des Competence Center Foresight am Fraunhofer ISI, zusammen.

VDMA gründet neue Plattform

Einig waren sich die Teilnehmer des VDMA Future Business Summit, dass der Klimaschutz für Gesellschaft und Unternehmen eine zentrale Herausforderung ist, die sich nur im Dialog und mit dem Blick über den eigenen Horizont hinweg meistern lässt. Power-to-X liefert einen wichtigen Baustein dazu. „Die Technologien sind weitestgehend entwickelt, jetzt müssen die Marktreife und die Rahmenbedingungen für Business Cases im Blickfeld stehen“, betonte Maiser. „Wir gehen davon aus, dass die Power-to-X Technologien dann ihren Markt finden werden. Wir gründen daher eine VDMA-Plattform ‚Power-to-X for Applications (P2X4A)‘ um gemeinsam mit Industrie und Wissenschaft an der Realisierung dieser Technologien zu arbeiten. Im VDMA und seinen Forschungsvereinigungen können wir die gesamte Wertschöpfungskette der relevanten Anwendungen bis hinein in die Kundengruppen der Mobilen Arbeitsmaschinen oder der Fahrzeugtechnik abbilden“, erklärte Rauen abschließend.

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