Energieversorgung in der Türkei Wärmezähler für das weltweit größte geothermische Fernwärmenetz

Chlor- und schwefelhaltiges Wasser fordert Zählertechnik in geothermischen Wärmenetzen heraus.

Bild: iStock, Olga Niekrasova
02.09.2021

İzmir ist nach Istanbul und Ankara die drittbevölkerungsreichste Stadt der Türkei. Sie wird unter anderem von İzmir Jeotermal versorgt, dem Betreiber des größten geothermischen Fernwärmenetzes der Welt. Doch das Unternehmen hatte mit Beschwerden zu kämpfen – und schuf neue Wärmezähler an, die nicht nur das eigene Image verbessern, sondern auch chlor- und schwefelhaltigem Wasser standhalten sollten.

Mit einer Bevölkerung von über vier Millionen (2019) ist İzmir einer der größten Ballungsräume an der Ägäis. Im Westen der Stadt befinden sich die Stadtteile Balçova und Narlıdere, die beide von İzmir Jeotermal versorgt werden. Der Fernwärmenetzbetreiber beliefert 36.636 Wohnhäuser und hat rund 23.210 Abnehmer.

Im Jahr 2011 bestand das Netzwerk dabei noch aus Zählern verschiedener Fabrikate; Ablesungen wurden nur aus gegebenem Anlass manuell vorgenommen. Da jede Herstellerfirma ihr eigenes Funksystem mit proprietären Protokollen für die Erfassung von Zählerdaten verwendete, hatte das Versorgungsunternehmen Schwierigkeiten, eine automatische Zählerablesung zu realisieren und Daten auf einer Plattform darzustellen.

Keine monatlichen Abrechnungen möglich

Das manuelle Auslesen warf gleich mehrere Probleme auf: Der Prozess war teuer, zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Außerdem war er anfälliger für Abrechnungsfehler und machte es für İzmir Jeotermal extrem schwierig, monatliche Abrechnungen zu erstellen – was ein wichtiges Ziel für das Unternehmen war. Durch die Verzögerung bei der Datenerfassung und -zusammenstellung wurde es auch unmöglich, fortschrittliche Netzanalysen wie Leckageerkennung, Durchfluss- und Rücklauftemperaturoptimierung durchzuführen.

Eine zusätzliche Herausforderung bestand darin, dass geothermisches Wasser einen sehr hohen Chlor- und Schwefelgehalt aufweist. Das schafft eine aggressive Umgebung für die Zähler. Viele der älteren Modelle waren deshalb weniger zuverlässig und anfällig für ungenaue Messwerte. Die Folge: Abrechnungsfehler und Kundenbeschwerden.

Interoperable Lösung

Ebenfalls 2011 öffnete sich dann ein möglicher Lösungsweg für die Probleme: Diehl Metering führte gemeinsam mit dem lokalen Partner Madenerji die Wärmezähler Sharky 775 sowie Messsysteme mit dem herstellerübergreifenden Kommunikationsstandard Open Metering System (OMS) auf dem türkischen Markt ein. OMS ermöglicht eine Interoperabilität mit Zählern und Geräten verschiedener Hersteller, wie sie auch im Fernwärmenetz von İzmir Jeotermal vertreten waren.

Das Versorgungsunternehmen bestellte zunächst rund 2.500 Sharky-Wärmezähler, die erstmals eine Datenfernauslesung ermöglichten. Nach dem Erfolg dieses ersten Projekts veröffentlichte İzmir Jeotermal eine Ausschreibung, um die bestehenden Zähler in seinem Netz durch OMS-Zähler zu ersetzen. Trotz der Konkurrenz durch andere Anbieter gewann Diehl Metering zusammen mit seinem lokalen Partner die Ausschreibung.

Infolgedessen wurden im Jahr 2013 weitere 11.000 Sharky-Zähler in das Netz integriert. Zählerdaten werden jetzt über eine Walk-by-Lösung erfasst. Mit dem Izar Receiver BT und der Software Izar@Mobile gehen die Mitarbeiter von İzmir Jeotermal einfach vor die Häuser, um mehrere Messwerte zu erfassen, darunter Vor- und Rücklauftemperatur, Durchflussmenge, aktuelle Leistung und Energieverbrauch. Alle Daten werden dann mit dem Zählerdatenmanagementsystem des Unternehmens sowie mit der Abrechnungssoftware synchronisiert, um monatliche Rechnungen zu erstellen.

Zufriedenere Kunden

Seit 2013 lieferte Diehl jährlich 1.000 bis 5.000 Sharky-Wärmezähler an İzmir Jeotermal, um bei der weiteren Aufrüstung seines Netzwerks zu unterstützen. Insgesamt wurden bis jetzt über 30.000 Geräte bereitgestellt – und es sollen jedes Jahr mehr werden. Perspektivisch hat das Verteilungsnetz von İzmir Jeotermal das Potenzial, über 50.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen.

Die Walk-by-Lösung führt dabei zu einer Zeit- und Kostenersparnis für das Unternehmen. Außerdem sorgt sie dafür, dass Verbraucher nicht mehr mit Unannehmlichkeiten konfrontiert werden, wenn ein Ableser physischen Zugang zum Haus benötigt, um Zählerstände zu erfassen. Fehlerhafte Ablesungen werden ebenfalls vermieden, was zu einer genaueren und fairen monatlichen Abrechnung führt. Es ist nicht überraschend, dass die Kundenbeschwerden zurückgegangen sind und İzmir Jeotermal nun als innovatives, kundenfreundliches Unternehmen wahrgenommen wird.

Aufgrund der jetzt leichteren und häufigeren Ablesung konnte der Versorger ebenfalls seine Netzeffizienz mit aktuelleren Daten verbessern. Durch regelmäßige Überwachung ist er nun in der Lage, die Durchflussraten mit Proportionalventilen zu optimieren, die Vorlauf- und Rücklauftemperaturen zu analysieren und eine Leckageerkennung durchzuführen.

Upgrade auf Fixed Network?

Zwar war es İzmir Jeotermal durch den OMS-Kommunikationsstandard jederzeit möglich, Zähler verschiedener Hersteller zu integrieren. Das Unternehmen war mit Sharky jedoch so zufrieden, dass es sich gegen weitere Modelle entschied. Das lag nicht zuletzt an der hohen Widerstandsfähigkeit der Zähler: Seit 2007 hat Sharky bei Belastungstests der unabhängigen Arbeitsgemeinschaft für Energieeffizienz (AGFW) durchgängig fünf von fünf Sternen bei der Messstabilität erhalten.

Insgesamt ist die Lösung so erfolgreich, dass İzmir Jeotermal die Aufrüstung von der Walk-by-Lösung zu einem Fixed Network anstrebt. Diehl hat bereits eine vollständige Studie für die Umrüstung vorgelegt und plant, die Erfahrungen aus der Türkei zu nutzen, um weltweit auch anderen Kunden bei der Optimierung ihrer geothermischen Netzwerke zu helfen.

„Ein mögliches Upgrade von mobiler Auslesung auf eine Fixed-Network-Lösung würde İzmir Jeotermal zusätzliche Analysemöglichkeiten für mehr Effizienz in seinem Fernwärmenetz bieten“, sagt Eren Maden, General Manager von Madenerji. Das Unternehmen und Diehl arbeiten nun schon seit über zehn Jahren zusammen. Beide sind „stolz darauf, das größte geothermische Fernwärmenetz der Welt mit Smart-Metering-Lösungen zu versorgen.“

Bildergalerie

  • Mit seinem Geothermiekraftwerk versorgt İzmir Jeotermal über 36.000 Wohnhäuser in der Ägäis-Region mit Wärme.

    Mit seinem Geothermiekraftwerk versorgt İzmir Jeotermal über 36.000 Wohnhäuser in der Ägäis-Region mit Wärme.

    Bild: Diehl Metering

  • Der Wärmezähler Sharky 775 eignet sich sehr gut dazu, der aggressiven Natur von chlor- und schwefelhaltigem geothermischen Wasser zu widerstehen.

    Der Wärmezähler Sharky 775 eignet sich sehr gut dazu, der aggressiven Natur von chlor- und schwefelhaltigem geothermischen Wasser zu widerstehen.

    Bild: Diehl Metering

  • Die Walk-by-Lösung mit Tablet und App gestaltet sich sowohl für Ableser als auch für Verbraucher weitaus angenehmer als physische Besuche.

    Die Walk-by-Lösung mit Tablet und App gestaltet sich sowohl für Ableser als auch für Verbraucher weitaus angenehmer als physische Besuche.

    Bild: Diehl Metering

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