Schon in den Zwanziger Jahren stellte Zukunftsforscher Roy Amara fest: „Wir neigen dazu, die Wirkung einer Technologie kurzfristig zu überschätzen und langfristig zu unterschätzen.“ Dieser Satz gilt auch für kollaborative Roboter (Cobots). Sie sind ein weiterer Schritt in der Geschichte der Automatisierung: Von der Dampfmaschine, über den Verbrennungsmotor, zu Waschmaschinen oder Industrierobotern hat der Mensch gerade unangenehme Tätigkeiten nach Möglichkeit automatisiert und selber anspruchsvollere, qualifiziertere übernommen.
Nehmen Roboter Menschen die Arbeitsplätze weg?
Wie bei vielen neuen Technologien zeigte sich auch bei Cobots wie Sawyer von Rethink Robotics, dass sie kurzfristig in ihrer Auswirkung überschätzt werden: Mit dem Aufkommen kollaborativer Roboter und zunehmender Automatisierung wurden Sorgen laut, in Deutschland könnten Arbeitsplätze wegfallen. Doch die Kunden von Herstellern wie Rethink Robotics zeigen, dass das nicht der Fall ist. Im Gegenteil profitieren Unternehmen und Mitarbeiter in erster Linie von den eingesetzten Cobots. Das gilt in verschiedener Hinsicht, besonders aber mit Blick auf zwei wichtige Faktoren.
Produktivität erhöhen durch Cobots
Zum einen erweitern die kollaborativen Roboter die Möglichkeiten und Flexibilität von Unternehmen. Ein Beispiel: Unternehmen, die in zwei Schichten produzieren, können ihre Produktion auf drei Schichten erweitern, indem sie Cobots implementieren. Diese dritte Schicht erhöht entsprechend die Produktivität. Denkbar ist beispielsweise eine zusätzliche Nachtschicht, die es ohne Cobots nichts geben würde. Das Beispiel zeigt: Der Einsatz von Cobots verschafft Unternehmen mehr Handlungsspielraum, was gerade in Zeiten schwankender Aufträge, von Losgröße 1 bis zur Massenproduktion, positiv ist.
Die Drecksarbeit macht der Cobot
Zum anderen ergänzen Cobots Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zahlreichen Branchen und bei vielen Applikationen. Das gilt für viele Tätigkeiten, für die Unternehmen keine Mitarbeiter finden, weil sie kein menschlicher Mitarbeiter übernehmen möchte: Aufgaben in schmutzigen, lauten oder staubigen Umgebungen, die Arbeit mit heißen Werkteilen oder der Umgang mit Chemikalien.
Hier kann der Magnethersteller MS Schramberg aus dem Schwarzwald als Beispiel dienen: Bis Schramberg Cobots einsetzte, mussten Mitarbeiter vorgewärmte Teile zur Weiterverarbeitung aufheben und ablegen. Diese Aufgabe übernimmt nun der Roboter.
Langweilige Aufgaben einfach automatisieren
Neben solchen tendenziell gefährlichen Aufgaben handhaben kollaborative Roboter aber auch langweilige und repetitive Aufgaben. Das Aufnehmen von Werkteilen, die dann platziert und gebohrt werden, kann ein Cobot genauso übernehmen wie das ununterbrochene Einlegen von Werkstoffen in Maschinen. Mitarbeiter, die solche Tätigkeiten ausführten, können dank der Cobots sinnvollere, kreativere und innovativere Aufgaben übernehmen.
Fazit
Langfristig werden Technologien unterschätzt, das galt für die Dampfmaschine genauso wie für Mikrochips und traditionelle Industrieroboter. In 20 Jahren werden wir dasselbe über Cobots sagen: Wenn neue Arbeitsplätze entstanden, die Produktivität gestiegen und Mitarbeiter entlastet sind.