Der Sommer des Jahres 536 dürfte der kälteste der letzten 2.000 Jahre gewesen sein. Die Ursache war ein Vulkanausbruch, dessen Asche den Himmel verdunkelte. Die Menschen wunderten sich über das fahle Licht, es kam zu Missernten, die Pest brach aus und das Oströmische Reich geriet ins Wanken. Auch das Jahr 1816 ist als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher eingegangen, dieses Mal war ein Vulkan in Indonesien schuld.
Um besser zu verstehen, wie Gesellschaften auf die Folgen von Vulkanausbrüchen auf unterschiedlichen Raum- und Zeitskalen reagieren, haben in der Forschungsgruppe Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammengearbeitet: aus Archäologie, Geschichtswissenschaft, Geo-, Klima- und Paläowissenschaften.
Die Gruppe hat sich im Laufe ihrer Arbeit immer wieder neue Schwerpunkte gesetzt: So haben die Forscher archäologische Spuren untersucht, sie haben die Leistungsfähigkeit von Computersimulationen getestet und sich historische Quellen angeschaut.
Geladene Experten brachten neue Impulse
„Außerdem haben wir immer wieder Expert*innen eingeladen, die uns bei speziellen Fragen weiterhelfen konnten“, sagt der Leiter der Forschungsgruppe, Professor Dr. Ulf Büntgen, der an der Universität Cambridge Umwelt-Systemanalyse lehrt.
Diese Kooperationen haben der Gruppe nicht nur zu wichtigen Erkenntnissen über direkte und indirekte Auswirkungen von Vulkanausbrüchen verholfen, sondern sie auch mit den Herausforderungen interdisziplinärer Zusammenarbeit konfrontiert. „Die Kolleg*innen arbeiten etwa mit unterschiedlichen Maßeinheiten oder definieren Begriffe anders“, berichtet Büntgen.
Die Forschungsgruppe hat diese Erfahrungen unter anderem dazu genutzt, ein interdisziplinäres Analyse-Instrument zu entwickeln, das „Dahliagramm“. Außerdem hat sich die Gruppe von einem Film-Team begleiten lassen, welches unter der Regie des Vulkanologen und Filmemachers Dr. Clive Oppenheimer, ebenfalls Professor an der Universität Cambridge und Fellow der Gruppe, die Arbeit am ZiF begleitet hat.
Ausstellung verbindet künstlerische und wissenschaftliche Aspekte
Teil der Abschlusstagung ist die gemeinsame Ausstellung „Curiosity Unbound – Volcanoes, Climate and History“ (Entfesselte Neugier – Vulkane, Klima und Geschichte) der Forschungsgruppe und der isländischen Künstlerin Anna Guðjónsdóttir.
Auch sie ist Fellow der Gruppe und hat während der Workshops mit den Wissenschaftlern wiederholt künstlerische Experimente durchgeführt. Sie hat sich besonders dafür interessiert, mit welcher Neugierde und Offenheit die Forscher auf das Thema und die unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen aller Beteiligten zugegangen sind.
Dies visualisiert sie unter anderem mit Gegenständen, die für die Arbeit der Forscher wichtig sind. So treffen in der Ausstellung das Eigenständige und Persönliche auf die wissenschaftlichen und künstlerischen Gedanken.
„Die Perspektive der Kunst hat uns noch einmal eine neue Dimension des Fragens und Interagierens, aber auch Möglichkeiten der Präsentation von Forschungsergebnissen aufgezeigt“, so Büntgen. „Wir haben viel darüber gelernt, wie Vulkanausbrüche gesellschaftliche Entwicklungen und zum Beispiel Pandemien beeinflussen können. Genauso wichtig war es uns aber auch, die Grenzen zwischen den akademischen Disziplinen zu überwinden, und eine unserer Erkenntnisse ist, dass die Kunst definitiv dazu beitragen kann.“
Die Vernissage der Ausstellung findet am Donnerstag, 11. Januar 2024, um 19.30 Uhr am ZiF statt. Gesprochen wird hierbei Englisch und Deutsch. Die Anmeldung ist auf der Website zur Ausstellung möglich.
Die Abschlusstagung findet auf Englisch statt. Journalisten sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Professor Büntgen steht für Anfragen gerne zur Verfügung.