Deutschland muss bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral werden. Mit unserem Kerngeschäft, der Vermarktung von Biomethan, arbeiten wir seit über zehn Jahren an diesem Ziel. Von dem dabei entstandenen Know-how rund um Transport, Lieferung, Portfolio- und Bilanzkreismanagement profitieren wir jetzt, wo es darum geht, weitere leitungsgebundene grüne Gase zu vermarkten.
Denn synthetische Gase gehören bereits heute zum Energiemix: Der mittels Elektrolyse gewonnene Wasserstoff kann, zu Methan weiterveredelt, ohne Mengenbegrenzung in die Erdgasinfrastruktur integriert werden und deckt den Einsatz bei Strom und Wärme ab.
Das synthetisch gewonnene Methan eignet sich selbst für Industrieanwendungen, die sehr hohe Anforderungen an die Gasqualität stellen. Wird das Gas in einem weiteren Schritt verflüssigt, erschließen sich weitere Optionen im Verkehrssektor.
Brandaktuell bestätigen dies die Zahlen der „Analyse der Klimapfade Verkehr 2030“ der Boston Consulting Group und des Beratungsunternehmens Prognos: Demnach braucht Deutschland zum Erreichen der Klimaschutzziele in den nächsten elf Jahren neben drei Millionen Gasautos einen Umstieg auf Bio- und synthetische Treibstoffe im großen Stil.
Anwendungsbereiche für synthetische Gase sehen wir genug, doch mangelt es an der Umsetzung: Bislang erzeugen nur eine Handvoll Anlagen in Deutschland SNG mit Power-to-Gas. Zu vage sind die Rahmenbedingungen derzeit definiert: Wer darf eine solche Anlage bauen und betreiben? Wie ist die Abgabenbelastung? Welche Rolle hat PtG im Energiesystem? Die Bundesnetzagentur hält dafür noch keine rechtsverbindliche Grundlage vor. Für Investoren bedeutet dies: Risikoaufschläge in Finanzierung und Bau der Anlagen sowie Planungsunsicherheit.
Überzeugungstäter und Innovationsführer
Was motiviert Bmp Greengas, trotz vager Rahmenbedingungen auf die synthetischen Gase zu setzen? Der Kreis der Kunden, die diese Produkte nachfragen, wird nachweislich immer größer: Stadtwerke, Energieversorger und Tankstellenbetreiber erfüllen mit der nachhaltig erzeugten Energie die Bedürfnisse ihrer Abnehmer. Indem wir neue Absatzmöglichkeiten erschließen, wirken wir maßgeblich an der Entstehung des neuen Marktes mit. Wie schon bei Biomethan, gehen wir als Pionier voran und erweitern mit Bio-SNG das Portfolio.
Auch grüner Wasserstoff, Bio-CNG und Bio-LNG erschließen neue Anwendungen in Industrie und Verkehr und lassen neue strategische Partnerschaften zu. Neben der kompletten Abwicklung der THG-Quotenvermittlung unterstützen wir beispielsweise Tankstellenbetreiber auf Wunsch bei der Umstellung auf biogene Kraftstoffe – von der Beschaffung und Lieferung über Bilanzierung bis hin zur Nachweisführung. Durch deren Einsatz kann im deutschen Verkehr viel CO2 eingespart werden – etliche Kommunen machen das bereits im öffentlichen Nahverkehr vor, und auch im Schwerlastverkehr setzen Hersteller zunehmend auf Bio-LNG.
Stand heute ist die Power-to-Gas-Technologie aufgrund zu hoher Umwandlungsverluste noch nicht wettbewerbsfähig, zumal der Überschussstrom erneuerbarer Quellen wie Wind, PV oder Wasser mit seinen Mehrkosten durch die Umlagen zu Buche schlägt. Doch unsere Erfahrung zeigt: Mit Reifwerden der Technologie setzt eine positive Preisentwicklung ein.
Für Biomethan haben wir langfristige Verträge mit Anlagenbetreibern, die uns direkt beliefern. Wir kaufen aber auch größere Mengen an virtuellen Handelspunkten hinzu: Eine Win-Win-Situation für beide Seiten, weil die Betreiber meist langfristige Lieferverträge benötigen, um bei der Bank eine Finanzierung zu erhalten. Im Gegenzug erhalten wir Preisgarantien, die wir an unsere Kunden weitergeben können. Aktuell haben wir Verträge mit festen Preisgarantien bis 2033 im Portfolio.
Der Schritt zur Wirtschaftlichkeit
Für Bio-SNG sehen wir bereits erste Anzeichen dieser Skalierungseffekte. Werden durch den administrativen Rahmen endlich mehr Anreize zum Verbrauch gesetzt, können diese Effekte sich potenzieren. Wir bauen auf dieses marktwirtschaftliche Modell, da die derzeit diskutierte Einspeisequote den effizienten Einsatz von grünen Gasen planwirtschaftlich verhindert. Durch unser großes Portfolio sichern wir auf Produktions- und Abnehmerseite das Risiko mit ab.
Mit Biomethan gespeiste Blockheizkraftwerke (BHKW) laufen zum Beispiel wetterbedingt unterschiedlich intensiv. Wir übernehmen das Risikomanagement dazwischen. Die Anlagenbetreiber können ihre Mengen ohne Vermarktungs- und Abnahmerisiken verkaufen und die Kunden sichern sich langfristig stabile Preise.
Energiepolitische Angebote
Der Blick auf den Markt und seine politische Regulierung zeigt: Die Grenzen zwischen den einzelnen Sektoren müssen fallen. Die Sektorenkopplung benötigt neben einer technischen Machbarkeit einen übergeordneten Vergleichsmaßstab zur ordnungspolitischen Koordinierung und Steuerung.
Sobald das Energiewirtschaftsgesetz dahingehend reformiert wird, dass Power-to-Gas-Anlagen nicht länger als Letztverbraucher im Energiesystem sondern als Teil der Netzinfrastruktur gelten, können die bislang so hinderlichen Abgaben neu verhandelt werden. Löst die Politik die bestehende Wettbewerbsverzerrung endlich auf, wird der Markt rasch nachziehen und das Potenzial synthetischer Gase umsetzen.
Ein Großteil unserer Kunden sind Stadtwerke oder Energieversorger, die beispielsweise ein oder mehrere BHKW betreiben und mit dem Biomethan dann EEG-Strom und grüne Wärme erzeugen. Die EEG-Förderung wird nun sukzessive zurückgefahren, deshalb gehen wir davon aus, dass in den nächsten Jahren nur noch wenige solche Anlagen ans Netz gehen werden.
Durch die fehlende Förderung muss man sich Gedanken darüber machen, wie man ein BHKW in ein intelligentes Wärmekonzept einbindet, damit der Einsatz überhaupt wirtschaftlich ist. Wir beraten unsere Kunden deshalb auch, wie man die BHKW mit Biomethan statt mit Erdgas betreiben kann, ohne dass sich dieses negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt.
Wärme und Verkehr als Chancen
Der Verkehrssektor macht es vor: Am Beispiel der Treibhausgas-Quotenerlöse wird ersichtlich, wie durch den Gesetzgeber zugestandene Kompensationen solche Wettbewerbsverzerrungen kompensieren können. Der kürzlich gestartete Dialogprozess „Gas 2030“ des Bundeswirtschaftsministeriums bringt Unternehmen und Verbände, Wissenschaftler und Vertreter verschiedener Politikressorts endlich an den Verhandlungstisch. Im Herbst sollen erste Ergebnisse vorliegen. Unsere Hoffnung ist es, dass Grüne Gase in diesem Dialog endlich ihre verdiente Rolle zugewiesen bekommen.