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Monitoringbericht zu Elektrizitäts- und Gasmarkt Bne kritisiert „Wust aus Abgaben und Entgelten“

Strommast: Zum größten Kostenblock avancieren die Netzentgelte, die seit 2009 kontinuierlich gestiegen sind und mehr als ein Fünftel der Stromrechnung ausmachen.

Bild: 3M
29.11.2015

Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt haben den neuen Monitoringbericht vorgelegt. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (Bne) moniert die staatlich festgelegten Preisbestandteile.

Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt haben ihren gemeinsamen Monitoringbericht 2015 über die Entwicklungen auf den deutschen Elektrizitäts- und Gasmärkten veröffentlicht. „Die Stromverbraucher profitieren heute von der großen Anbietervielfalt auf den Endkundenmärkten. Auch im Heizstrombereich hat der Wettbewerb endlich Fahrt aufgenommen“, sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. „Inzwischen sind mehrere Heizstromanbieter bundesweit tätig, und die Heizstrom-Wechselquoten haben sich im Jahr 2014 verdoppelt. Die Stromgroßhandelsmärkte sind von hoher Liquidität gekennzeichnet.“ Stromlieferungen könnten an der Börse nun kurzfristiger und mit höherer zeitlicher Auflösung gehandelt werden. Die Marktmacht der größten Stromerzeugungsunternehmen habe in den letzten Jahren deutlich abgenommen.

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, ergänzt: „Die Stromerzeugung ist durch einen Rückgang der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern bei einem gleichzeitigen Anstieg der Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern geprägt. Der Netzausbau kann damit immer noch nicht Schritt halten. Als Folge mussten die Netzbetreiber 2014 verstärkt Maßnahmen zur Wahrung der Netz- und Systemstabilität ergreifen.“ Diese Maßnahmen seien notwendig, wenn einzelne Abschnitte eines Verteil- oder Übertragungsnetzes überlastet sind und die Versorgungssicherheit bedroht ist. Die Eingriffe der Übertragungsnetzbetreiber in die Kraftwerksfahrweise (sogenannte Redispatchmaßnahmen) sind im Vergleich zum Jahr 2013 um sechs Prozent auf 8453 Stunden angestiegen.

Die veranschlagten saldierten Kosten für diese Eingriffe 2014 wurden von den Übertragungsnetzbetreibern mit 186,7 Millionen Euro angegeben. Auch bei der Abregelung der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien (sogenanntes Einspeisemanagement) hat sich die Menge der Abregelung von 555 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2013 auf 1581 GWh fast verdreifacht. Die entsprechenden Entschädigungszahlungen haben sich mit rund 83 Millionen Euro um zirka 89 Prozent erhöht. Auch für das Jahr 2015 zeichnet sich bereits im ersten Quartal eine abermalige Erhöhung der Abregelung und somit der Entschädigungszahlungen ab.

Zu den Entwicklungen im Gasbereich führte der Präsident der Bundesnetzagentur weiter aus: „Die Import-und Exportmengen sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die wichtigsten Bezugsquellen für nach Deutschland geliefertes Gas sind nach wie vor Russland und die GUS Staaten sowie Norwegen und die Niederlande. Die Exporte flossen im Wesentlichen nach Tschechien, in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich.“ Der Trend leicht sinkender Gasletztverbraucherpreise setzt sich fort. In den betrachteten Fällen privater und gewerblicher Verbraucher ergab sich zum 1. April 2015 im Jahresvergleich eine Verringerung um rund 0,1 Cent pro Kilowattstunde.

Kartellamtspräsident Mundt: „Im Jahr 2014 hat die Liquidität der Erdgasgroßhandelsmärkte erneut zugenommen. Im bilateralen Großhandel sind wesentliche Zuwächse zu verzeichnen und das Volumen des börslichen Gashandels hat sich sogar mehr als verdoppelt.“ Die Importpreise orientierten sich inzwischen überwiegend an den Erdgasbörsenpreisen und nicht mehr an Ölpreisen. „Auch auf den größten Endkundenmärkten stehen die Anbieter in bundesweitem Wettbewerb.“

Laut dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft (Bne) zeige der Monitorbericht deutlich: „Anbieter geben gesunkene Einkaufspreise an die Kunden weiter. Die besten Kosteneinsparungen können Verbraucher durch einen Wechsel des Strom- oder Gasanbieters erzielen“, so Bne-Geschäftsführer Robert Busch. So liege der Preisunterschied zwischen Grundversorgungstarifen und wettbewerblichen Anbietern laut Bundesnetzagentur bei über zwei Cent pro Kilowattstunde. Unabhängige Lieferanten konnten im vergangenen Jahr mehr neue Kunden gewinnen. Einen deutlichen Zuwachs der Lieferantenwechsel, von einem geringen Ausgangsniveau aus, gab es laut dem Monitoringbericht beim Heizstrom. „Hier entwickeln sich neue Angebote mit modernen Wärmepumpen auf Basis von erneuerbaren Energien“, so Busch.

Ein Problem bleiben für ihn die staatlich festgelegten Preisbestandteile, die mittlerweile einen Anteil von 76 Prozent am Strompreis erreicht haben und mit der Erhöhung der KWK-Umlage im kommenden Jahr noch weiter steigen werden. „Dieser Wust aus Abgaben, Umlagen und Entgelten ist für Verbraucher kaum zu durchschauen und erschwert zudem die notwendige Kopplung der Sektoren Strom und Wärme“, kritisiert Busch.

Keine Transparenz bei Netzentgelten


Zum größten Kostenblock avancierten dabei die Netzentgelte, die nach Angaben der Bundesnetzagentur seit 2009 kontinuierlich gestiegen sind und mehr als ein Fünftel der Stromrechnung ausmachen. „Dabei können die Energiekunden nach wie vor nicht nachvollziehen, wofür die Verteilbetreiber die erhobenen Entgelte eigentlich verwenden. Hier brauchen wir dringend mehr Transparenz“, so Busch. Der Bne sieht dabei Vorschläge der Bundesländer für eine Änderung der Netzregulierung, die weitere Kostensteigerungen zur Folge hätten, kritisch. „Investitionen in intelligente Netztechnik stärker anzureizen wäre deutlich effizienter und kostengünstiger.“

Für die Energiewende spiele die Energieinfrastruktur eine wesentliche Rolle. Aus Sicht des Verbands ist die stark zersplitterte Struktur der Strom- und Gasverteilnetzbetreiber dabei ein großes Hemmnis. Nach Angaben der Bundesnetzagentur versorgt die Mehrzahl der Verteilnetzbetreiber weniger als 15.000 Kunden. „Diese Unternehmen sind etwa mit den immer schärfer werdenden Anforderungen an die IT überfordert. Wesentlich effizienter wäre es, wenn sich die vielen Klein- und Kleinstbetreiber in 25 regionalen Clustern zu gemeinsamen Betriebsführungen zusammenschließen würden. Der Besitz an den Netzen bliebe dabei unberührt“, betont Busch.

Der Monitoringbericht zeige zudem das nach wie vor schleppende Tempo beim Ausbau der Übertragungsnetze. Auch die Kapazitäten für den Stromaustausch mit den europäischen Nachbarn haben sich im vergangenen Jahr nicht erhöht. „Hier brauchen wir deutlich mehr Geschwindigkeit, um auf die wachsenden Anteile an erneuerbaren Energien reagieren zu können“, so Busch.

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