Die Oberhausener Netzgesellschaft (OB Netz) ist für die Planung, den Bau und den Betrieb des Strom-, Gas- und Fernwärmenetzes in Oberhausen zuständig. Das Tochterunternehmen der Energieversorgung Oberhausen versorgt über 212.000 Einwohner und verfügt über insgesamt 670 eigene Netzstationen. Doch die Flexibilitäten im Netz steigen: hervorgerufen durch PV, Elektromobilität und die Wärmewende. Um diese Variablen im Netz abzubilden, wurde ein entsprechendes Tool gesucht und schließlich mit Smight gefunden.
Marktanalyse und Winter
Anhand eines Anforderungskatalogs beschloss die OB-Netz 2022 eine Marktanalyse durchzuführen, um eine passende Messlösung für ihr Niederspannungsnetz zu identifizieren. Damit erhoffte sich das Unternehmen mehr Transparenz: und damit eine bessere, auf Daten basierende Grundlage für ihre Netzplanung. Beschleunigt wurde dieser Auswahlprozess durch die drohende Gasmangellage im Winter 2022. Die Oberhausener entschieden sich kurzerhand für ein Pilotprojekt mit einem in der Marktanalyse identifizierten Favoriten: Smight Grid2. Damit war die Netzgesellschaft kurzfristig in der Lage, den vierphasigen Strom und die Spannung in fünf Stationen im innerstädtischen Bereich mit sehr hoher Einwohnerdichte zu messen und zu beobachten. Die Engpässe blieben aus, doch die Begeisterung für die Lösung wuchs.
„Zwei Wochen nach der Bestellung waren die Sensoren und Gateways im Haus und auch der Einbau ging schnell und problemlos – 15 Minuten nach Inbetriebnahme waren die Stationen digital“, erklärt Fabian Richter, Mitarbeiter in der Netzplanung für Digitalisierung und Strategie Gas. „Der wohl wichtigste Vorteil allerdings ist die übersichtliche Darstellung aller notwendigen Informationen im Smight-IQ-Cockpit. Denn was bringt die beste Lösung, wenn sie von den Mitarbeitern nicht angenommen wird?“
Mittlerweile sind im gesamten Netzgebiet 26 Ortsnetzstationen mit den verschiedensten Lastprofilen mit Smight Grid2 ausgestattet: Neben den Ballungsgebieten beobachtet das insgesamt sechsköpfige Netzplanungsteam auch Industriegebiete mit Lastspitzen durch hohe PV-Einspeisung auf den Dächern der Lagerhallen. In Bereichen mit Einfamilienhäusern hingegen wächst neben PV der Anteil an Elektromobilität stark an.
Netzplanung next-Level
Die Oberhausener nutzen die Smight-Lösung vorrangig in der Netzplanung. Für sie sind der altbewährte Schleppzeiger und mobile Messeinrichtungen für Kurzzeitmessungen bei den aufkommenden Lasten und Einspeisungen nicht mehr ausreichend und zu langwierig. Über einen Export der Smight-Daten könnten sie damit direkt in der Netzberechnungssoftware arbeiten.
„Aufgrund der vielen Variablen im Netz waren Annahmen und Netzberechnungen ohne Langzeitmessungen nicht mehr aussagekräftig genug“, so Richter. „Diese decken auch die Dynamiken innerhalb der Netze ab – also Witterungsbedingungen, Lastverhalten der Anschlussnutzer, Zubau von Leistungsbedarfen und Erzeugungen – und können somit in der Netzplanung als auch im Betrieb berücksichtigt werden“, fasst Richter zusammen. Mittlerweile arbeiten die Oberhausener zusätzlich regelmäßig im Smight-IQ-Cockpit. Einmal im Monat setzt sich das gesamte Team außerdem zusammen, um einen Blick in den monatlichen Report zu werfen. Daraus lassen sich neue Erkenntnisse aus den Daten ziehen und die Netzplanung, sowie -berechnung weiter verbessern.
Anschlussanfragen effizienter bearbeiten
Die Anschlussanfragen für EE-Anlagen häufen sich auch in Oberhausen – für die Mitarbeitenden eine große Herausforderung. Allein 2023 waren es 1.415 und damit mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Vor dem Einsatz von Smight Grid2 wurde die Topologie des Netzbereiches angeschaut und bewertet und im Zweifelsfall sogar noch eine Kurzzeitmessung installiert.
Fabian Richter sagt: „Vom Antrag bis zur Genehmigung oder einem Ausbau – wenn notwendig – benötigten wir einfach zu lange. Heute werfen die Kollegen erst einmal einen Blick in das Smight-IQ-Cockpit und können so direkt bewerten, wie es um den jeweiligen Netzabschnitt steht – auch im Hinblick auf die Witterung, saisonale Einflüsse und so weiter. Wir sparen dadurch nicht nur Arbeitszeit, sondern können viel effizienter genauere Aussagen an unseren Kunden tätigen.“
Fazit und nächste Schritte
Mit Hilfe der Smight-Daten kann die OB-Netz ihr Niederspannungsnetz vorausschauender betreiben und planen. Zeichnen sich Engpässe ab, können die Mitarbeitenden frühzeitig geeignete Maßnahmen wie Umschaltungen oder Trennstellenverlegung vorsehen und vorbereiten. „Und zu guter Letzt fühlen wir uns für die Anforderungen an die Netzzustandserfassung nach §14a gut gerüstet, da wir knapp zehn Prozent der Versorgungsbereiche schon mit Messtechnik ausgestattet haben. Tendenz steigend“, sagt Richter.
Aktuell verbaut die OB-Netz in 24 weiteren Stationen die Smight-Technologie. Des Weiteren plant das Unternehmen jährlich weitere Stationen mit der Sensorik auszustatten. Ebenfalls sollen der Netzbetrieb und die geplante, vollautomatisierte Netzanschlussplanung von den gewonnen Erkenntnissen der Daten profitieren. Und auch die stetige Weiterentwicklung der Lösung ist für Richter ein Grund, auf die Firma Smight zu setzen: Das Karlsruher Unternehmen wird im Hinblick auf die netzorientierte Steuerung gemäß §14a EnWG einen auf Daten basierten Lastmanager Ende 2024 verfügbar haben.