Hochspannungstechnik Die Energiewende-Krake zähmen

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Energie-Experten des VDE (von links): Alstom-CEO Alf Henryk Wulf, Prof. Armin Schnettler von der RWTH Aachen und ganz rechts Verbund-Vorstand Dr. Günther Rabensteiner.

Bild: K.Klotz / Energy 2.0
17.07.2015

Offene Antworten und technologische Impulse gaben in einem Presse-Hintergrundgespräch Mitglieder des VDE-Präsidiums.

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Einen Blick in die Zukunft wagte der VDE gestern in München bei einem Hintergrundgespräch mit Pressevertretern. Präsidiumsmitglieder diskutierten darüber, mit welchen Technologien und Maßnahmen sich aktuelle Herausforderungen der Energiewende angehen lassen.

So sieht zum Beispiel Prof. Armin Schnettler, Leiter des Instituts für Hochspannungstechnik (IFHT) der RWTH Aachen die Systemintegration der erneuerbaren Energien kritisch, wenn es um Anteile von deutlich über 40 % geht. „Wir wissen nicht, wie wir ein elektrisches Netz betreiben, das 60 bis 80 % seiner Energie aus erneuerbaren Energien deckt“, sagte er.

Mit großer Aufmerksamkeit beobachtet der Energietechniker die immer höhere Durchdringung der Netze mit Digitaltechnik. „It’s all about software“, sagte Prof. Schnettler. „Software ersetzt in zunehmenden Maße Hardware.“

Dabei glaube er angesichts der immer stärkeren Durchdringung mit Informations- und Kommunikationstechnik nicht an das „gute, sichere, zentral gesteuerte Netz“. Lieber sollten möglichst viele Entscheidungen dezentral angesiedelt werden, damit das Netz seine – heute von der Massenträgheit der Generatoren gestützte – Robustheit behalte.

Gas-isolierte Leitungen für Übertragungsnetze

Als Alternative zu Überlandleitungen und Erdkabeln brachte Alstom-CEO Alf Henryk Wulf Gas-isolierte Leitungen ins Gespräch. Sie seien zwar vergleichsweise teuer und werden daher heute vorzugsweise in eng bebauten städtischen Gebieten auf Längen bis zu einigen Hundert Metern eingesetzt. Ihr großer Vorteil: „Sie können wie Fernwärmerohre oder Pipelines verlegt werden“, betonte Wulf. „Auch zum Isoliergas SF6, das aus Umweltgründen in die Kritik geraten ist, gibt es heute Alternativen, die man sicher einsetzen kann“, so Wulf.

Außer den gut eingeführten Pumpspeichern sei aus industrieller Sicht keine Technologie erkennbar, die systemisch relevante Energiemengen speichern könne. Wulf setzt daher auf die Elektrolyse – eventuell mit nachgeschalteter Methanisierung des Wasserstoffs – als langfristig sinnvollste Speichertechnologie. Problem sei jedoch noch eine Lösung auf Basis volatiler Einspeisung zu finden.

Energiewende-Krake

Mit den Worten „Die Energiewende ist eine Krake, die sich auf Nachbarländer auswirkt“ nahm aus Energieversorgersicht Dr. Günther Rabensteiner Stellung zu den aktuellen Entwicklungen. „Die Energiewende ist nichts Schlechtes“, verdeutlichte der Vorstand der österreichischen Verbund AG seine Position, kritisiert aber: „Aber auf dem Weg dahin sind schon einige Kollateralschäden entstanden.“

Er mahnte an, die im Weißbuch gerade zum Ausdruck gebrachten „politischen Willensakte“ nun zügig, spätestens 2016 durch gesetzliche Ausführungsbestimmungen final zu konkretisieren, um nicht weitere Schäden auf dem Weg zu den Energiewende-Zielen anzurichten.

In seiner Branche beobachtet er mittlerweile eine „Jagd auf Margen“, da die traditionelle Margen-Welt eingebrochen sei und alle Anbieter neue Geschäftsmodelle suchen. „Alle wollen heute integrierte Energiedienstleiter sein“, so seine Wahrnehmung. „Man sucht bessere Margen in höherer Wertschöpfung, aber die Marge wird sich vor allem im Geschäft mit Endkunden nicht substanziell erhöhen lassen.“

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