Rund um die Uhr wurde auf der Baustelle für das neue Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II in Österreich bis vor wenigen Tagen gearbeitet. Im 3,5 Kilometer langen Druckstollen mit einem Innendurchmesser von bis zu sieben Metern wurden die Abdichtungsmaßnahmen fertiggestellt.
Eine Druckprobe im Vorjahr hatte Undichtheiten des Triebwasserweges im Gebirge gezeigt, was sich bei einem jahrzehntelangen Kraftwerksbetrieb effizienzmindernd ausgewirkt hätte. Daher wurde der Druckstollen in einem 800 Meter langen Teilabschnitt mit etwa 5000 aufwendigen und bis zu zwölf Meter tiefen Injektionsbohrungen ins Gebirge versehen und offenen Stelle verfüllt. Anschließend wurde der Abschnitt mit einer Folienabdichtung und einer 25 Zentimeter starken Betoninnenschale verkleidet.
Stollen dicht, Kraftwerk startet
Eine nun durchgeführte neuerliche Druckprobe im Stollensystem bestätigt die erfolgreichen Abdichtungsarbeiten. Somit startet Verbund mit der Inbetriebsetzung des Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II. Die Inbetriebsetzung folgt einem exakt abgestimmten Testprogramm und dauert 15 Wochen. Dabei durchläuft die neue Kraftwerksanlage mit zwei effizienten Pumpturbinen sämtliche Betriebszustände. Der kommerzielle Betrieb von Reißeck II startet im Herbst. Parallel zu den Arbeiten im Berg wurden die ökologischen Maßnahmen zur Rekultivierung fortgesetzt. So wurde etwa das Hauptbaulager im Mühldorfer Graben, wo während der Errichtungsphase mehr als 350 Menschen gearbeitet und gelebt hatten, mittlerweile zu einer grünen Wiese mit einem Biotop zurückgebaut.
Im Mölltal entsteht eine der größten Wasserkraftwerksgruppen Europas
Mit dem neuen Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II werden die bisher hydraulisch getrennten Kraftwerkssysteme Reißeck und Malta miteinander verbunden, womit eine der größten Wasserkraftwerksgruppen Europas mit einer Turbinenleistung von mehr als 1400 Megawatt entsteht. Allein Reißeck II kann über die beiden Pumpturbinen mit einer Leistung von 430 Megawatt die Stromerzeugung von etwa 200 Windkraftanlagen speichern (Pumpbetrieb) oder bei Bedarf auf Knopfdruck bereitstellen (Turbinenbetrieb). Die Gesamtinvestition für Reißeck II liegt bei 400 Millionen Euro.