Der Rekordsommer 2018 beflügelt in Deutschland die Nachfrage nach Photovoltaik – so vermelden es viele Medien. Dennoch wird Deutschland sein selbstgestecktes Ziel, den Anteil der Erneuerbaren Energien bis 2030 auf 65 Prozent des Bruttostromverbrauches anzuheben, nicht erreichen. Nach Angaben des Fraunhofer ISE wäre dafür ein jährlicher Photovoltaik-Zubau von circa fünf Gigawatt nötig, statt der bisher festgeschriebenen 2,5 GW. 2017 lag der Zubau in Deutschland aber gerade mal bei zwei Gigawatt.
Die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist bei einem Großteil der deutschen Eigenheimbesitzer noch mit vielen Fragezeichen verbunden: Kann ich mir eine Photovoltaik-Anlage leisten? Und ab wann wird sie sich rentieren? Sind Ausrichtung und Bauart meines Daches überhaupt geeignet, um ausreichend Strom zu produzieren? Wie manage ich die Produktion? Genau zu diesen Fragen sind immer noch Fehlinformationen verbreitet. EasyOptimize klärt auf:
1) Effektive Stromproduktion nur in warmen Regionen
Ein besonders verbreiteter Irrglaube über Photovoltaik beruht auf der Behauptung, die PV-Stromerzeugung sei nur in warmen Regionen und somit bei hohen Temperaturen effizient. Doch für hohe Erträge ist nicht die Temperatur entscheidend, sondern die Anzahl der Sonnenstunden. Fakt ist, das die Sommermonate Juni, Juli und August hohe Stromerträge liefern, aber bei zu hohen Temperaturen der Wirkungsgrad einer Photovoltaik-Anlage sinkt. Deshalb wird auch in den vermeintlich kühleren Monaten April und Mai genauso viel Strom produziert wie im Hochsommer. Durchschnittlich lässt sich daher sagen, dass von April bis August konstant gleich viel Strom produziert wird.
2) Südausrichtung ist ein Muss
Eine Südausrichtung ist kein Muss. Auch bei einer West-, Ost-, Südwest- oder Südost-Dachausrichtung kann je nach Dachneigung eine signifikante Leistung erwirtschaftet werden. Bei einer reinen Südausrichtung werden die Solarpanels nur auf der Südseite angebracht, aber bei einer West-Ost-Ausrichtung kann man auf beiden Dachseiten PV-Module verbauen. Insgesamt erreicht man dadurch sogar eine höhere Stromproduktion als bei einer reinen Südausrichtung. Natürlich erhöhen sich dadurch die Investitionskosten am Anfang, da mehr Panels verbaut werden.
3) Ineffiziente Stromerzeugung bei bewölktem Himmel
In der Tat kann die PV-Anlage bei Bewölkung keine maximale Leistung erreichen. Jedoch wird auch an bewölkten Tagen ein Teil des Sonnenlichts – als diffuse Strahlung – durch die Wolken auf die PV-Module gestreut. Auf das Jahr gerechnet sind die Auswirkungen auf die produzierte Strommenge in der Regel deutlich geringer als vermutet. Wer mit dem Gedanken spielt, selbst Strom zu erzeugen, profitiert von der Wirtschaftlichkeitsberechnung und Investitionsanalyse von Shine. Der Rechner nutzt zudem die Durchschnittswetterdaten der vergangenen fünf Jahre. Darin sind natürlich auch die bewölkten, verregneten oder verschneiten Tage enthalten. Anhand weiterer Nutzerangaben wie beispielsweise Postleitzahl, Haushaltsgröße, Stromkonsum oder Dachfläche kann kostenlos berechnet werden, wie hoch das Investment in eine Anlage wäre und welche Kostenersparnis und Rendite durch eine Solaranlage erreicht werden.
4) Überproduktion am Tag, kein Strom nachts
Dass nachts kein Strom durch die PV-Anlage produziert wird, ist keine Neuigkeit. Nicht wahr ist jedoch, dass man im Dunklen gelassen wird. Zum einen kann jeder Hausbesitzer Strom vom lokalen Stromnetz zum üblichen Stromtarif beziehen, zum anderen kann der eigene, tagsüber produzierte Strom mittels einer Batterie gespeichert und dann auch nachts verbraucht werden, wenn er benötigt wird.
5) Der Solarstrom reicht für meinen Bedarf nicht aus
Ausschlaggebend bei der Deckung des Eigenbedarfs ist, ob der Hausbesitzer den Großteil des selbstproduzierten Stroms ins Netz einspeist oder doch selbst verbraucht. Wer unabhängig von großen Stromversorgern sein möchte, kann einen Autarkiegrad von bis zu 70 Prozent erreichen, wenn ein Batteriespeicher installiert wird. In Anbetracht der konstant steigenden Strompreise und der sinkenden Einspeisevergütung, lässt sich durch die Deckung des Eigenbedarfs letztendlich mehr Geld sparen als durch die Einspeiseerlöse.
6) Die Wartung ist zu mühsam
PV-Anlagen sind wartungsärmer, als man denkt. Die übliche Garantie einer Anlage umfasst einen Zeitraum von circa 20 Jahren. Das heißt jedoch nicht, dass die Anlage nach Ablauf der Garantie nicht mehr betriebsfähig ist. Ganz im Gegenteil: Viele PV-Module produzieren noch Jahre danach genug Strom. Das spricht für hohe Langlebigkeit und Qualität. Daher ist es keine Überraschung, dass die Anlagen zum Großteil ihres Betriebslebens wartungsfrei sind. Auch die Reinigung sollte keine Sorgen bereiten – sogar bei einer geringen Dachneigung von zehn Prozent erfolgt sie durch Regen und Schnee, eine Extrareinigung ist selten nötig.
7) Photovoltaik ist ein Luxus, der sich nicht rentiert
Pauschal zu behaupten, die Installation einer PV-Anlage sei zu teuer, wäre falsch. Hier kommen einige Faktoren ins Spiel, die den Preis eines Photovoltaik-Systems beeinflussen – unter anderem die installierte Leistung, die Größe und Neigung des Dachs sowie die zusätzliche Installation einer Batterie. Die Herstellungskosten für Photovoltaik sinken seit Jahren kontinuierlich und damit auch die Endpreise der Module. Allein zwischen 2006 und 2016 ist der Preis je installierter kWp-Leistung um 70 Prozent von rund 5.000 auf 1.500 Euro gesunken. Zudem amortisiert sich eine Photovoltaikanlage durchschnittlich nach zehn bis zwölf Jahren. Für das darauffolgende Jahrzehnt erhält der PV-Betreiber weiter die feste Einspeisevergütung und kostenlosen, selbstproduzierten Strom.
8) Im Internet finde ich alles über Photovoltaik
Viele Hausbesitzer verlassen sich vor der Anschaffung einer PV-Anlage auf Tipps im Internet. Selbst wenn die Infos nicht älter als ein Jahr sind, können sie schon veraltet sein. Fundierte Hintergrundinfos, eine individuelle Beratung sowie präzise Wirtschaftlichkeitsberechnungen sind entscheidend für eine Anlage, die zum persönlichen Haushalt passt und reibungslos funktioniert. Hier gibt es einige Optionen, die von der persönlichen Beratung durch einen PV-Anbieter bis zur Nutzung eines professionellen Energiemanagement-Tools zur Erstellung von Investitions- und Wirtschaftlichkeitsanalysen für die Eigenstromerzeugung reichen. Von Vorteil ist auch die Ausrüstung mit einem Smart Meter, der den eigenen Stromverbrauch und die daraus entstehenden Kosten in Echtzeit analysiert. So kann eine präzisere Kalkulation erstellt werden, wie man sie im Internet nicht finden kann.
9) Das Monitoring von PV-Anlagen ist zu komplex und zeitaufwendig
Häufig entscheiden sich Eigenheimbesitzer gegen eine Photovoltaik-Anlage, weil die Überwachung zu aufwendig und komplex scheint. Allerdings werden keine Hightech-Kenntnisse benötigt, um die Wirtschaftlichkeit und die Funktionalität der eigenen Anlage beurteilen zu können. Schon heute kann der Verbraucher auf intelligente Lösungen zugreifen, die kunden- und bedienungsfreundlich sind. So lassen sich beispielsweise mit einem digitalen Energiemanager nicht nur Energieproduktion und -verbrauch tracken, sondern die Energieflüsse im Haushalt können vollautomatisch optimiert werden. Damit können etwa Stromfresser identifiziert oder bei überschüssiger Stromproduktion Elektroautos aufgeladen werden.