Industrial Communication Digitalisierung als Enabler für neue Geschäftsmodelle

Michael Untiet ist seit 2005 bei Kisters und berät Kunden aus dem Bereich der Energieversorgung und Industrie bei der Einführung von energiewirtschaftlichen Gesamtlösungen, Leitsystemen, Energiedatenmanagement, Smart Metering, Prognosen, Virtuellen Kraftwerken und Smart Grids. Seit 2016 leitet er den Geschäftsbereich Energie gemeinsam mit zwei Kollegen und ist dabei verantwortlich für Sales, Projekte, Consulting und Support sowie die Geschäftsentwicklung im Bereich Smart “X“. Nach seinem Studium der Energietechnik und Energiewirtschaft an der RWTH Aachen war er bei der AEG und bei der Deneg in leitenden Positionen tätig.

Bild: Kisters
02.12.2020

Fast alle Prosumer und Consumer stehen noch immer im Abseits der Energiewende und haben bis heute kaum eine Chance, sich aktiv zu beteiligen. Eine große Chance bietet hier das Flexibilitätsmanagement als Add on zum Smart-Meter-Rollout. Dafür bedarf es aber Big-Data-Technologien und Unternehmen, die damit umgehen können.

Michael Untiet ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als einer von 50 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Die künftigen Herausforderungen in der Energiewelt sind groß. Unter dem Aspekt der Komplexität ragt aber ganz aktuell eine heraus, da sie in fast allen Marktrollen ihre Spuren hinterlassen wird: Redispatch 2.0. Zum 1. Oktober 2021 tritt der neue und deutlich erweiterte Prozess in Kraft. Während bisher der vorausschauende und auf Planwerten basierende Redispatch einzig Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber war, werden nun die Verteilnetzbetreiber zur tragenden Säule, um der Integration immer kleinerer Anlagen Herr zu werden.

„Damit bringt der Redispatch 2.0 für fast alle Marktakteure neue Aufgaben mit sich, die einer intensiven Vorbereitung in einem engen Zeitrahmen bedürfen – sowohl seitens der EVU als auch der Software-Anbieter, um fristgerecht passende Lösungen für jede Marktrolle zur Verfügung zu stellen“, sagt Michael Untiet, einer von drei Leitern des Geschäftsbereichs Energie beim IT-Spezialisten Kisters. Der Elektro- und Energietechnikingenieur geht davon aus, dass insbesondere die Aufwände zur Datenbeschaffung, Prognose, Modellierung und Parametrierung der Netze für die vorausschauenden Netzengpassberechnungen und Maßnahmenermittlungen hoch sein werden. Als weitere einschneidende Marktveränderung nennt Untiet das Thema Flexibilitäten. Hier kommt dem Flexibilitätsmanagement eine besondere Rolle zu.

Datenkommunikation ist ein Muss

Denn mit der Einführung der Smart Meter lassen sich laut dem Bereichsleiter auch viele kleinere Flexibilitäten in großer Breite erschließen, etwa in dezentralen steuerbaren Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen, Speichern oder E-Mobilität. Untiet ist sich sicher: „Die Einbindung von Millionen an Haushalten und Unternehmen ins digitalisierte Energiesystem erlaubt ein sinnvolles und effizientes Ausbalancieren von Erzeugung und Verbrauch.“

Ein Effekt der Integration immer kleinerer Flexibilitäten ist aber auch, dass immer hochfrequenter riesige Datenmengen und eine große Anzahl an Folgeprozessen zur Handhabung und Kommunikation der Daten auf die EVU zurollen. Für Untiet sind die Konsequenzen klar: „Eine Abwicklung dieser Prozesse ist nur noch mit einer extrem hohen Automatisierung zu schaffen.“ Ein Metier, in dem sich die Aachener IT-Experten gut auskennen. Laut Untiet zählt genau dies von Anfang an zu den Kernkompetenz des 1963 gegründeten Unternehmens mit heute über 600 Mitarbeitern.

Cloud als Lösung

Um erfolgreich am Markt zu agieren, ist es laut Untiet unerlässlich, sich ständig zu hinterfragen, auf die Nöte der Kunden zu schauen und sich in der IT kontinuierlich zu erneuen. Er bringt die Challenge so auf den Punkt: „Eine sehr hohe Beweglichkeit ist notwendig, um im richtigen Moment an der richtigen Stelle die richtigen Lösungen anbieten zu können.“ Als ein Beispiel für einen solchen Move nennt Untiet die Entscheidung von Kisters mit sehr vielen Lösungen sukzessive in die Cloud zu gehen, um sie auch von dort als Dienste anbieten zu können.

Auch in seiner persönlichen Entwicklung strebt Untiet nach Veränderung und Weiterentwicklung. Nach den ersten zehn Jahren als Anwendungsentwickler habe er gemerkt, dass es ihm dort zu eng wird und er wesentlich mehr bewegen möchte, sagt der Energiewirtschafts und IT-Experte rückblickend. Diese Erkenntnis habe dann zu verschiedenen leitenden Aufgaben in verschiedensten Bereichen und Teamgrößen geführt.

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