Das Forschungslabor für Rollstühle hat ein Robotersystem entwickelt, das Treppen und Bordsteinkanten automatisch überwindet. Die Basis bildet ein Untersatz aus sechs Rädern, die paarweise angeordnet sind. Die mittlere, größere Radeinheit ist fürs Fahren bestimmt, die vordere und hintere dienen als Steuerung. Alle drei Radpaare können sich voneinander losgelöst in horizontale und vertikale Richtung bewegen.
Augen für sechs Räder
Sobald der Roboter mithilfe seines Radarmoduls ein Hindernis registriert, fährt das erste Radpaar aus und hebt das Fahrzeug an. Anschließend rückt die mittlere Einheit selbstständig nach und hievt den Rollstuhl über die Kante. Zuletzt wird das hintere Radpaar nachgezogen. „Mit diesem Mechanismus kann das System – ähnlich
wie eine Raupe – Hindernisse stückweise erklimmen“, erklärt HERL-Leiter Ray Cooper
Das Team an der Fraunhofer IPA um Bernhard Kleiner, Gruppenleiter Bewegungserfassung und Sensorfunktion, hat ein Radarmodul integriert, das Objekte exakt erkennt und den Automatismus zum Überwinden aktiviert. Dafür sendet das System Strahlen aus, die die Treppe oder den Bordstein geometrisch vermessen. Mit diesen Daten weiß die Steuerungseinheit genau, wie der Rollstuhl positioniert werden muss, um das Hindernis anzufahren. Steht das Fahrzeug parallel zum Objekt, setzt der Überwindungsautomatismus ein und die Stufe wird erklommen.
Beim ersten Cybathlon der ETH Zürich am 8. Oktober in Kloten, Schweiz, tritt die Erfindung gegen andere Systeme an, die mehr Leistungsfähigkeit in den Alltag von Menschen mit Behinderung bringen sollen. Der anspruchsvolle Parcours bringt sechs Hindernisse mit sich, darunter auch schmale Türen, ein Slalom oder Rampen. Doch blickt Kleiner dem Wettkampf zuversichtlich entgegen: „Mit der Rollstuhlkompetenz des HERL und unserer Signalverarbeitung verfügt MeBot über alle Voraussetzungen, die Schikanen zu passieren.“