Dirk Fieml Echter Wettbewerb für den deutschen Glasfasermarkt

Dirk Fieml ist CEO der tktVivax Group. Nach dem Studium der Versorgungs- und Energietechnik an der Beuth Hochschule für Technik durchlief Fieml seit 1994 zahlreiche verantwortliche Positionen im Betrieb, der Geschäftsleitung und im Vorstand mittlerer und großer Versorgungsunternehmen. 2009 gründete er das Unternehmen Vivax, das im Jahr 2018 mit der tkt teleconsult Kommunikationstechnik zur tktVivax verschmolz.

Bild: tktVivax GmbH
26.10.2023

Auf dem deutschen Glasfasermarkt droht ein Oligopol: Große TK-Unternehmen wie die Telekom treiben den Überbau der Netze von kommunalen Netzbetreibern und Stadtwerken voran und verhindern damit einen echten Wettbewerb mit Glasfaserprodukten. Ganz anders in Schweden: Dort arbeiten Netzbetreiber und Diensteanbieter über gemeinsame Plattformen zusammen, die einen breiten Wettbewerb mit vielfältigen Glasfaserprodukten ermöglichen und zu einem attraktiven Markt führen. Dieses skandinavische Vorbild bringen wir bei tktVivax zusammen mit der schwedische Vinnergi Gruppe mit dem Marktmodell „Open Access 2.0“ nach Deutschland.

Die großen TK-Unternehmen überbauen nicht nur regelmäßig die Glasfasernetze der kommunalen Netzbetreiber, alternativ pachten sie die Netze langfristig und unterbinden so ebenfalls rentable Geschäftsmodelle vor Ort. Zwar konnte die Telekom nur einen kleinen Anteil der erreichbaren 12,3 Millionen Glasfaserkunden gewinnen. Die Exklusivitätsforderungen der Großunternehmen nehmen jedoch zu und viele kleine Netzbetreiber flüchten unter das Dach der Großanbieter.

Die Herausforderungen für den wirtschaftlichen Netzausbau sind enorm. Im nicht geförderten Ausbau ist ein hoher Grad an Vorvermarktung erforderlich und um attraktive Produkte anbieten zu können, sind komplexe Vertragsverhandlungen nötig. Um langfristig wirtschaftliche erfolgreich sein zu können, muss das Netz mehr als 90 Prozent ausgelastet werden.

Das Marktmodell „Open Access 2.0“ bietet eine Lösung für diese Probleme. Mehrere Partner gründen gemeinsam ein Plattformunternehmen, zum Beispiel in Form einer Genossenschaft. Netzbetreiber treten dieser Plattform als Mitglied bei, während Internetanbieter ihre Produkte über die Netze vermarkten können, die von der Plattform betrieben werden. Anbieter mit eigenem Produktportfolio können dieses so auch in anderen Netzen vermarkten. Dadurch entsteht echter Wettbewerb mit einer breiten Produktpalette für Endkunden.

Die Vorteile des Modells sind vielfältig: Die teilnehmenden Netzbetreiber sind nicht mehr über Jahrzehnte an einen großen Anbieter gebunden und können von positiven Marktentwicklungen profitieren. Stadtwerke und kommunale TK-Unternehmen behalten die volle Kontrolle über ihre Infrastruktur. Dabei besteht keine Verpflichtung, alle Anbieter über das Netz zuzulassen, was einen flexiblen und wettbewerbsorientierten Markt ermöglicht. Finanziell sind solche Plattformen attraktiv, da eine hohe Netzauslastung durch viele verschiedene Anbieter gewährleistet wird. Die teilnehmenden Diensteanbieter schließen Verträge mit der Plattform und den Netzbetreibern ab, wobei die Plattform die Rechnungslegung für die Netznutzung übernimmt. Die Kosten für die Nutzung der Plattform sind für alle gleich, die Netzentgelte und Produktpreise können jedoch variieren.

Ein leistungsfähiges Software-System bildet das Herzstück des Plattformmodells: das offene Betriebsunterstützungssystem „Flow“, eine Lösung der Vinnergi-Tochter Maintrac, die das komplexe Abrechnungs- und Steuerungsprozesse bündelt. Optional ergänzt eine Software-Lösung von Vivax das Angebot um Funktionalitäten für das Kunden- und Netzmanagement.

Das Marktmodell Open Access 2.0 stößt seit seiner Vorstellung im Mai 2023 auf großes Interesse bei Branchenvertretern der Breitbandwirtschaft. Die einfache Realisierbarkeit des Modells durch vorhandene Software-Plattformen ermöglicht kurzfristige Umsetzungen und erste Pilotprojekte werden bereits 2023 starten.

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