Das Solar-Institut Jülich (SIJ) der Fachhochschule Aachen entwickelt gemeinsam mit Industriepartnern den multifunktionalen thermischen Stromspeicher Multitess. Dessen Kern ist die Umwandlung von Strom in Wärme (Power-to-Heat), kombiniert mit einem Hochtemperaturwärmespeicher. Dadurch sollen deutlich niedrigere Speicherkosten als bisher möglich werden.
Während bei bereits verfügbaren Power-to-Heat-Lösungen aus Strom Wärme bei etwa 100 Grad Celsius erzeugt und gespeichert wird, erreicht Multitess zehnmal höhere Temperaturen. Der neue Stromspeicher funktioniert dabei ähnlich wie eine Kombination aus Induktionsherd und Fön: Es wird ein Luftstrom mit bis zu 1.000 Grad erzeugt, der anschließend durch einen keramischen Wärmespeicher strömt. Dort wird die Wärme zwischengespeichert und kann bei Bedarf wieder abgerufen werden.
Ein Speicher, der niemals versiegt
Durch die hohe Temperatur kann aus Wärme erneut Strom erzeugt werden, was beim herkömmlichen Power-to-Heat-Konzept wegen der niedrigen Temperaturen nicht wirtschaftlich ist. Der Multitess kann darüber hinaus auch Prozesswärme auf verschiedenen Temperaturniveaus bereitstellen und ist dadurch flexibel einsetzbar, etwa für verschiedene Industrieanwendungen sowie zum Heizen und Kühlen. Dadurch werden Energienutzungsgrade von über 80 Prozent erreicht.
Zudem lässt sich der Speicher kostengünstig mit einer zusätzlichen Feuerung kombinieren. Damit ist die Strom- und Wärmeversorgung selbst bei längeren Phasen gewährleistet, in denen kein Solar- oder Windstrom produziert werden kann. Wird die Feuerung dabei mit einem regenerativen Brennstoff (etwa durch Power-to-Gas) betrieben, entsteht mit dem Multitess quasi der erste Speicher, der niemals versiegt.
Die Industrie hilft bei der Umsetzung des Speichers
Multitess wird in einem auf drei Jahre angelegten Projekt mit dem Titel „Thermischer Stromspeicher für den Strommarkt 2.0“ auf dem Campus Jülich der FH Aachen umgesetzt. Vom Industriepartner Otto Junker wird dazu mit Unterstützung von B&S eine Elektroheizung nach dem Prinzip des Induktionsherds speziell für diese Anwendung entwickelt. Weitere Projektpartner sind Dürr Systems, die den Wärmespeicher entwickelt haben, und Kraftanlagen München, die für die Gesamtanlagenplanung verantwortlich sind.