In Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz sowie Dr. Peter Tschentscher, Hamburgs Erstem Bürgermeister, ist der neue Gigahub von Quest One in Hamburg an den Start gegangen. Das Unternehmen ist eine Tochterfirma von MAN Energy Solutions und war vorher unter dem Namen H-Tec Systems bekannt. Die CEOs der beiden Firmen, Dr. Uwe Lauber beziehungsweise Robin von Plettenberg, waren ebenfalls zur Eröffnung anwesend.
„Von Hamburg-Rahlstedt geht heute ein Zeichen aus“, sagt Bundeskanzler Scholz. „Elektrolyseure waren bis jetzt Handarbeit. Wenn der Schritt zur automatisierten Produktion im industriellen Maßstab gelingt, sinken die Kosten und die Zeit für die Herstellung. Mit der Serienfertigung soll die Produktionszeit hier in Rahlstedt um 75 Prozent verringert werden. Das ist ein echter Meilenstein für den raschen Wasserstoffhochlauf und zeigt, was alles möglich ist in unserem Land.“
Zu den über 800 Gästen der Eröffnungsfeier zählten auch Till Mansmann, Beauftragter für Grünen Wasserstoff des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard und weitere hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft, wie der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen Hans Dieter Pötsch sowie der Aufsichtsratsvorsitzende von MAN Energy Solutions Gunnar Kilian.
Nachhaltige Umrüstung der Industrie
Am neuen Standort wird eine serielle und automatisierte Fertigung sogenannter PEM-Elektrolyse-Stacks zur Produktion von grünem Wasserstoff aufgenommen. Die PEM-Elektrolyse, die auf der Protonenaustausch-Membran-Technologie beruht, ist eines der wichtigsten Verfahren für die industriell skalierte Wasserstoffgewinnung aus erneuerbaren Energien. Die Serienproduktion ist ein wichtiger Schritt, damit grüner Wasserstoff in großen Mengen zur Verfügung stehen und so eine verlässliche Alternative zu fossilen Brennstoffen werden kann.
Die klimaneutrale Umrüstung der Industrie mit ihren hohen Energiebedarfen ist ein wichtiger Anwendungsbereich. Der neue Fertigungs- und Entwicklungsstandort spielt eine zentrale Rolle beim Vorhaben von Quest One, bis 2050 durch den Einsatz eigener Elektrolyseure ein Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen zu vermeiden.
MAN-Energy-Solutions-CEO Lauber kommentiert: „Wir geben heute den Startschuss für die modernste Fertigungsanlage im Bereich der Wasserstoffwirtschaft in ganz Europa. [...] Wir investieren damit in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland und in die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Denn die ist ohne Alternative.“
Produktion nach Methoden der Automobilindustrie
Der Gigahub soll bei voller Ausbaustufe die automatisierte Serienproduktion von PEM-Stacks mit einer potenziellen Gesamtelektrolysekapazität von über 5 GW jährlich ermöglichen. Quest One forscht darüber hinaus in Hamburg auch an neuen Stack-Generationen. „Die Wasserstoffwirtschaft wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten massiv verändern“, begründet CEO von Plettenberg. „Wir werden es mit heute kaum vorstellbaren Volumina zu tun haben.“
Die automatisierte Stack-Produktion erfolgt auf zwei Fertigungslinien: „Titan“ mit Lineartransportsystem und „Gerd“ mit Schwenkarmrobotern. Namensgeber sind zwei Monde des Planeten Saturn, der selbst zu rund 95 Prozent aus Wasserstoff besteht. Viele Arbeitsschritte, die bisher in Handarbeit ausgeführt wurden, werden damit automatisiert. Dadurch reduziert sich die Herstellungszeit eines Stacks um etwa 75 Prozent – diese lassen sich in Hamburg nun in weniger als einer Stunde produzieren. Durch die automatisierte Produktion erhöhen sich außerdem die Effizienz und Präzision in der Fertigung und Logistik, was zu einer gleichbleibend hohen Produktqualität und schnellen Lieferzeiten führen soll.
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher sagt: „Hamburg entwickelt sich zu einem führenden Wasserstoff-Standort in Deutschland. Mit unseren internationalen Energiepartnern stärken wir den Hamburger Hafen als bedeutenden Umschlagsplatz für Wasserstoff in Europa.“
Fertigung und Entwicklung unter einem Dach
Die automatisierte Stack-Produktion ist Teil des Forschungsprojekts PEP.IN und wurde über das Wasserstoff-Leitprojekt H2Giga des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Ziel ist die Erforschung von neuartigen Verfahren zur wettbewerbsfähigen und serienmäßigen Produktion von PEM-Elektrolyse-Stacks und -Elektrolyseuren in Deutschland, um grünen Wasserstoff bezahlbar und wettbewerbsfähig zu machen.
Der Gigahub entstand dabei in eineinhalb Jahren Bauzeit auf einem über 26.000 m2 großen Gelände im Victoria Park, einem Gewerbegebiet im Hamburger Stadtteil Rahlstedt an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Realisiert wurde das Projekt in einem Joint Venture von Garbe Industrial Real Estate und der Jebens-Gruppe.
Nachhaltigkeit spielte bei der Entstehung des Gigahubs eine zentrale Rolle. So sind beispielsweise die Gründächer mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Für 2025 wird eine Platin-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen angestrebt. Zunächst werden rund 200 Mitarbeitende in den Bereichen der Fertigung, Entwicklung, dem Testing sowie im Service des Gigahubs untergebracht. Der Standort dient gleichzeitig als Kunden- und Trainingscenter.
Über Quest One
Quest One entwickelt und produziert Elektrolyseure sowie Elektrolyse-Stacks für eine wirtschaftliche Produktion von grünem Wasserstoff. 1997 unter dem Namen H-Tec Wasserstoff-Energie-Systeme als Wissenschaftsprojekt gegründet, ist Quest One seit 2021 ein Tochterunternehmen von MAN Energy Solutions und Volkswagen.
Quest One beschäftigt circa 550 Mitarbeiter an drei Standorten. Die Produktion und Entwicklung der Elektrolyse-Stacks sind in Hamburg angesiedelt, die Produktion der Elektrolyseure erfolgt am Standort Augsburg. Einen weiteren Standort unterhält das Unternehmen im US-amerikanischen Houston.