Die Bodensee-Wasserversorgung hat im Wasserwerk Sipplinger Berg ihr neues Notstromaggregat von MTU Onsite Energy, einer Tochter der Rolls-Royce Power Systems, in Betrieb genommen.
Mit rund 1700 Kilometer Rohrleitungen und 125 Millionen Kubikmeter Wasserabgabe im Jahr ist die Bodensee-Wasserversorgung der größte Wasserversorgungszweckverband in ganz Deutschland. Das Aggregat erweitert die vorhandene Notstromanlage und sorgt dafür, dass die Trinkwasserversorgung für vier Millionen Bürger in Baden-Württemberg bei Stromausfall noch sicherer ist.
Das Aggregat in Zahlen
Nach Angaben von MTU ist der neun Meter lange und 67 Tonnen schwere Energieerzeuger das stärkste Stromaggregat, das das Unternehmen je gebaut hat. Das Notstromaggregat basiert auf einem schnelllaufenden 20-Zylinder MTU-Dieselmotor, jeder Zylinder hat einen Hubraum von 9,6 Liter.
Außer dem Motor und dem Generator hat MTU zahlreiche Komponenten für die Notstromanlage geliefert, die drei Stockwerke eines neuen Gebäudes füllen: Abluft- und Abgassystem, Zuluftanlage, Kraftstoffversorgung, Motorkühlsystem, Druckluftkessel sowie die Schaltanlage.
Um die Ladeluft und den Motor zu kühlen, wird beim neuen Aggregat Bodenseewasser verwendet. Das Wasser wird aus 60 Metern Tiefe gefördert und ist maximal acht Grad Celsius warm - eine ideale Voraussetzung zur Kühlung.
Keine Angst vorm Netzausfall
Durch die Erweiterung der Notstromanlage wird nun auch die schrittweise Generalüberholung der beiden vorhandenen MTU-Aggregate möglich. Nach der Generalüberholung besteht dann die Möglichkeit, bei Netzausfall auch eine 11,5 MW Förderpumpe über die drei Ersatzstromaggregate zu betreiben. Somit ist eine Erhöhung der Rohwasser-Fördermenge auf 3000 Liter/Sekunde möglich.
Falls es zu einem Stromausfall kommt, verfügt die Bodensee-Wasserversorgung zunächst über große Speicher, durch die sie die Kunden weiter mit Trinkwasser versorgen kann. Erst wenn das Stromnetz für längere Zeit unterbrochen ist, wird das Aggregat hochgefahren.
Um die Umwelt und die Verschleißteile zu schonen, ist es bewusst so eingestellt, dass es nicht schon innerhalb von Sekunden, sondern erst nach drei bis fünf Minuten Strom produzieren kann. Die Bodensee- Wasserversorgung kann zwischenzeitlich problemlos die Versorgung ihrer Verbandsmitglieder aus 29 Behältern mit etwa 500.000 Kubikmeter Inhalt aufrechterhalten.
Um bei Stromausfall die 181 Verbandsmitglieder in ganz Baden-Württemberg sicher mit Trinkwasser versorgen zu können, betreibt die Bodensee- Wasserversorgung auf dem Sipplinger Berg bereits seit 1986 eine Notstromanlage mit zwei MTU-Aggregaten. Das neue Stromaggregat erhöht die verfügbare Leistung von 8,8 auf 15,3 Megawatt.
Mit dieser Energie können im Notstrombetrieb bis zu 75 Prozent des durchschnittlichen Wasserbedarfs gefördert, aufbereitet und transportiert werden. Mit dieser Investition könne die Bodensee-Wasserversorgung auf die nicht auszuschließenden unsicheren und instabilen Netzverhältnisse im Zuge der Energiewende sehr gut und schnell reagieren.
Verantwortlich für die Gesamtplanung der neuen Anlage auf dem Sipplinger Berg war EnBW Energie Baden-Württemberg. Nach Verifikation verschiedener Vorstudien entwickelte sie ein Gesamtkonzept, welches den gesteigerten Bedürfnissen, wie beispielsweise einer erhöhten Umgebungstemperatur, resultierend aus dem Klimawandel, gerecht wird.