Durch den kommerziellen Einsatz der Technologie Power-to-Gas sind die Klimaschutzziele der Bundesregierung kostengünstiger zu erreichen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE im Auftrag von Etogas. Demnach könnten die jährlichen Gesamtkosten des deutschen Energiesystems bei einer weitgehenden Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen um einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag pro Jahr niedriger ausfallen, wenn die Speichertechnologie künftig entsprechend ausgebaut wird.
Grundlage der Studie ist das derzeit umfassendste Simulationsmodell für eine kostenoptimierte, nachhaltige Energieversorgung in Deutschland: Das Simulationsmodell Remod-D (Regenerative Energien-Modell – Deutschland) betrachtet als bislang einzige wissenschaftliche Arbeit das gesamte Energiesystem unter Einbeziehung aller Wandlungsketten und Verbrauchssektoren. Es umfasst alle Sektoren - Strom, Wärme, Industrie, Mobilität - und ermittelt für sie möglichst niedrige Gesamtkosten unter der Vorgabe der nationalen CO2-Minderungsziele. Erst durch diese umfassende, sektorübergreifende Betrachtung werden die kostensenkenden Effekte durch Power-to-Gas sichtbar, da Synergien gerade zwischen dem Strom- und Mobilitätssektor offengelegt werden.
Bislang wurde kontrovers diskutiert, ob Power-to-Gas die Kosten der Energiewende erhöht oder senken kann. Nun liegen wissenschaftliche Erkenntnisse zu dieser Frage vor: Sinkt der Kohlendioxid-Ausstoß in 35 Jahren mit Hilfe des kommerziellen Ausbaus von Power-to-Gas um 75 bis 82 Prozent, ist das mit wesentlich geringeren volkswirtschaftlichen Kosten verbunden, so die Studie, in die auch die Erfahrungswerte aus mehreren Power-to-Gas-Projekten eingeflossen sind. Bei 80 Prozent Reduktion etwa summieren sich die Einsparungen, im Vergleich zu einem Energiesystem ohne die Speichertechnologie, auf 60 Milliarden Euro pro Jahr; bei 82 Prozent sind es sogar bereits rund 90 Milliarden. Die nötigen Investitionen zum Aufbau der Kapazitäten würden sich schnell bezahlt machen: Bei einer 80-Prozent-Reduktion amortisieren sie sich nach weniger als fünf Jahren, bei 82 Prozent noch schneller.
Die Aussage, dass ohne eine breite Nutzung von Power-to-Gas weitgehende CO2-Emissionsreduktionen nur mit höheren Kosten erreichbar sind, gelte auch bei unterschiedlichen langfristigen Kostenentwicklungen für die Speichertechnologie. Unsicherer dagegen erscheinen die möglichen Kostenentwicklungen der verschiedenen Antriebskonzepte und deshalb eine Einschätzung, welche der Konzepte im Verkehrsbereich sich langfristig durchsetzen werden.
Der Analyse zufolge stellt sich bei einer kostenoptimierten CO2-Reduktion von 81 Prozent ein Mix aus rund 45 Prozent fossilem Erdgas, 40 Prozent synthetischem erneuerbarem Erdgas und 15 Prozent Biogas ein. Große Teile des synthetischen erneuerbaren Erdgases werden im Mobilitätssektor genutzt. Gasbasierte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die mit komprimiertem Gas (CNG) betrieben werden, stellen bei dieser Emissonsreduktion wahrscheinlich die kostengünstigste Lösung für die klimafreundliche PKW-Mobilität dar. Erst höhere CO2-Reduktionsziele führen im Rahmen des Modells zu einem wachsenden Anteil elektrischer Mobilitätstechnologien mit und ohne Brennstoffzellen. Damit zeigt sich: Erneuerbare Mobilität benötigt einen breiteren Ansatz, Erdgasautos mit erneuerbarem Gas und Elektrofahrzeuge ergänzen sich gut. (sq)
Ergebnisse unter: www.etogas.com