Konjunktur-Prognose Ifo senkt Prognose für Wachstum in 2021

Das Ifo-Institut gab seine Konjunktur-Prognose bekannt.

Bild: iStock, berya113
16.12.2020

Das Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose für das kommende Jahr gesenkt. Dafür wurde die Vorhersage für das Jahr 2022 an auf plus 2,5 Prozent, von plus 1,7 Prozent gehoben. Die Erholung verschiebe sich dabei allerdings aufgrund des Shutdowns weltweit nach hinten. Erst Ende 2021 kann die Produktion von Waren und Dienstleitungen demnach ihr Vorkrisenniveau erreichen. Dabei wurde der neue Lockdown noch nicht berücksichtigt.

Insgesamt erwartet das Ifo-Institut, dass die Wirtschaftsleistung des Jahres 2020 um 5,1 Prozent geschrumpft sein dürfte, zuvor hatten die Forscher minus 5,2 Prozent angenommen. Für die Prognose wurde unterstellt, dass die seit November geltenden Infektionsschutzmaßnahmen unverändert bis März 2021 in Kraft bleiben.

Ab April werden dann die bestehenden Infektionsschutzmaßnahmen allmählich gelockert und bis zum Sommer vollständig aufgehoben. Nicht berücksichtigt wurde in der Prognose die am vergangenen Sonntag beschlossene Schließung von Teilen des Einzelhandels.

Ausblick auf Lage 2021/22

Unter diesen Annahmen wird die Zahl der Arbeitslosen von 2,3 Millionen im Jahr 2019 (5,0 Prozent) auf 2,7 Millionen im Jahr 2020 steigen (5,9 Prozent) und im kommenden Jahr stabil bleiben. Im Jahr 2022 rechnet das Ifo-Institut dann mit einem Rückgang auf 2,5 Millionen Personen (5,5 Prozent).

Die Exporte werden nach minus 9,7 Prozent im Jahr 2020 im kommenden Jahr um 8,8 Prozent und im Jahr 2022 um 6,1 Prozent wachsen. Die Importe werden nach minus 8,7 Prozent dann im Jahr 2021 um 6,8 Prozent und im Jahr 2022 sogar um 7,1 Prozent steigen. Damit nimmt der viel kritisierte Überschuss der Leistungsbilanz (Exporte, Importe, Dienstleistungen, Übertragungen) von 235,2 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 281,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 zu.

Das Loch in der Staatskasse schrumpft von 160,5 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 133,0 Milliarden im kommenden Jahr und auf 84,3 Milliarden im Jahr 2022.

Weltwirtschaft

Im Sommer 2020 zog die gesamtwirtschaftliche Produktion wieder stark an. Dies war eine Folge der Rücknahme der Infektionsschutzmaßnahmen. Die Rücknahme führte dazu, dass die Unternehmen wieder verstärkt produzieren konnten. Dennoch lag die gesamtwirtschaftliche Produktion in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im dritten Quartal immer noch um 4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Der grenzüberschreitende Warenverkehr musste im Frühjahr deutliche Verluste hinnehmen.

Die wirtschaftliche Entwicklung dürfte im Winterhalbjahr 2020/2021 in vielen Ländern sehr gedämpft und zum Teil sogar wieder rückläufig sein.

Die weitere konjunkturelle Entwicklung hängt entscheidend vom unterstellten Pandemieverlauf und den Maßnahmen zu deren Bekämpfung ab. In der vorliegenden Prognose wird angenommen, dass die Infektionsschutzmaßnahmen und damit die aktuell eingeschränkte Mobilität in Europa bis zum Ende des ersten Quartals 2021 im Großen und Ganzen bestehen bleiben wird. Bis zum Sommer 2021 wird unterstellt, dass ein Großteil der Maßnahmen in Europa und in den USA gelockert werden.

Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt in diesem Jahr voraussichtlich um 3,6 Prozent sinken und in den Jahren 2021 und 2022 um 5,8 Prozent beziehungsweise 4,2 Prozent zulegen. Das Produktionspotenzial wird insbesondere in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften aufgrund der Corona-Pandemie deutlich niedriger eingeschätzt als noch vor Ausbruch der Krise.

Der Welthandel wird sich im Winterhalbjahr 2020/21 wohl weiter erholen und im Sommer das Vorkrisenniveau wieder übertreffen. Damit dürfte der weltweite Warenhandel im Winterhalbjahr weniger stark vom Konjunktureinbruch betroffen sein als das globale Bruttoinlandsprodukt. Grund hierfür ist, dass die Infektionsschutzmaßnahmen den grenzüberschreitenden Austausch von Waren wenig einschränken dürften.

Alles in allem wird der weltweite Warenhandel in diesem Jahr voraussichtlich um 6,1 Prozent schrumpfen und in den Jahren 2021 und 2022 um 6,6 Prozent beziehungsweise 4,1 Prozent steigen. In der hier verwendeten Abgrenzung ist nur der Warenhandel berücksichtigt, nicht aber der Handel mit Dienstleistungen, so dass der Rückgang des gesamten internationalen Handels im laufenden Jahr noch stärker ausfallen dürfte.

Mögliche Folgen des neuen Lockdowns

Das Schließen des stationären Nichtlebensmittel-Einzelhandels zwischen dem 16.12.2020 und dem 10.01.2021 wird den Konjunktureinbruch am Ende dieses Jahres verstärken. Dabei fällt ins Gewicht, dass der Dezember der umsatzstärkste Monat im Einzelhandel ist, in dem knapp 10 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaftet werden.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Online-Handel einen bedeutenden Teil der Umsatzausfälle kompensieren dürfte. Schätzungen des Ifo-Instituts zufolge liegt der mit dem teilweise Schließen des Einzelhandels verbundene Wertschöpfungsverlust im vierten Quartal bei 1,15 Milliarden Euro und im ersten bei 0,55 Milliarden Euro; dies würde den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal 2020 um 0,15 Prozentpunkte verstärken, und den Anstieg im ersten und zweiten Quartal 2021 um 0,08 beziehungsweise 0,07 Prozentpunkte erhöhen.

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