Die 16 Häuser einer Wohnsiedlung in der Kleinstadt Neath in Wales/ Großbritannien werden kaum anders aussehen als die Häuser ringsherum. Dennoch haben diese Häuser etwas ganz Besonderes: Sie können ihre eigene Energie erzeugen, speichern und zur Verfügung stellen.
Auf zweierlei Art Sonnenenergie ernten
„Wir nennen es Gebäude als Kraftwerke“, sagt Kevin Bygate, CEO von Specific, dem U.K. Innovationszentrum an der Swansea University in Wales. Die Häuser werden von der Pobl-Gruppe entwickelt, die Sozialwohnungen zur Verfügung stellt. Die Gebäude nutzen eine Kombination verschiedener Technologien: Solardächer und Sonnenkollektoren an den Hauswänden gewinnen die benötigte Energie. Die obere Hälfte des Hauses ist in eine perforierte Stahlhaut gewickelt, die die Wärme der Sonne zwischen der Stahlhaut und der Wand isoliert. Ein Akku speichert die Energie, bis sie im Haus oder zum Aufladen eines Elektroautos benötigt wird.
Im Sommer für den Winter speichern
Die Häuser werden immer noch am Netz angeschlossen sein, sodass bei höherem Bedarf Energie aus dem Stromnetz hinzugezogen werden kann. Das wird besonders an kalten Tagen für das Heizen von Bedeutung sein. Da Klimazonen wie Großbritannien einen größeren CO2-Fußabdruck durch das Heizen als durch den Stromverbrauch verursachen, wollen die Forscher ein System entwickeln, das im Sommer erzeugte Wärme für den Winter speichert. Andersherum können auch die Häuser bei einem Überschuss Strom in das Netz einspeisen. So können die Bewohner zusätzlich Geld verdienen.
Für Entwicklungsländer ohne Stromnetz
Noch ist das Projektteam lokal fokussiert, jedoch wollen die Entwickler das gleiche System überall auf der Welt zum Einsatz bringen. „Besonders an Orten, die nicht Großbritanniens düsteres Wetter haben. Wir dachten, wenn es in der U.K. funktioniert, sollte es überall funktionieren“, sagt Bygate. „Viele Regionen der Welt haben doppelt so viel Einstrahlung wie wir.“ In den Entwicklungsländern könnten ähnliche Häuser ohne Stromnetz existieren. Bestehende Häuser können auch nachgerüstet werden.
Die Häuser-Kraftwerk könnten im Bau zehn bis zwanzig Prozent teurer sein als herkömmliche Wohnhäuser, diese Kosten könnten sich aber durch die Energieeinsparung amortisieren. Außerdem erwarten die Forscher, dass die Kosten dieses Pilotprojekts sinken, wenn die einzelnen Technologien günstiger werden. Nach der Fertigstellung der ersten Siedlung hoffen die Entwickler, weitere dieser Häuser zu bauen.