Die energiebedingten CO2-Emissionen sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 5 Millionen Tonnen auf 428 Millionen Tonnen gestiegen, was einem Zuwachs von 1,2 Prozent entspricht. Das haben die beiden Think Tanks Agora Energiewende und Agora Verkehrswende auf der Grundlage der Halbjahresstatistik der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen zur Entwicklung des Energieverbrauchs in Deutschland ermittelt. Auch für das Gesamtjahr 2017 erwarten die beiden Denkfabriken einen Emissionsanstieg.
Ungleiches Wachstum
Die CO2-Emissionen haben sich dabei nicht bei allen Energieträgern gleich entwickelt: So stiegen die Emissionen aus Mineralöl um 4,6 Millionen Tonnen CO2, aus Erdgas um 2,9 Millionen Tonnen und aus Braunkohle um 2,3 Millionen Tonnen.
Demgegenüber sanken die Emissionen aus der Steinkohlenutzung um 5,1 Millionen Tonnen. Ursache beim Anstieg des Mineralöls ist ausschließlich der höhere Benzin-, Diesel- und Kerosinverbrauch, während der Heizölabsatz trotz der kälteren Witterung im ersten Halbjahr 2017 sogar leicht gefallen ist.
Braunkohle und Erneuerbare schlagen Steinkohle
Die Verbrauchsänderungen bei Braunkohle, Steinkohle und Erdgas sind vor allem auf die Entwicklungen am Strommarkt zurückzuführen: So haben die Erneuerbaren Energien deutlich zugelegt, ebenso die Nutzung von Gas in Kraftwerken (insbesondere KWK-Anlagen), was zu Lasten der Steinkohle ging – hier wurden auch einige Steinkohlekraftwerke im 1. Halbjahr 2017 stillgelegt. Gleichzeitig weiteten die Braunkohlenkraftwerke ihre Stromproduktion aus aufgrund einer verbesserten Kraftwerksverfügbarkeit.
Deutschland hinkt den Klimazielen hinterher
Ziel der Bundesregierung ist es, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu mindern; 2016 lag die Emissionsminderung erst bei minus 27,6 Prozent.
„Die Lücke zum Klimaschutzziel von minus 40 Prozent wird nicht kleiner, sondern bleibt bei rund 150 Millionen Tonnen“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Um das Klimaschutzziel doch noch zu erreichen „muss unmittelbar nach der Bundestagswahl ein Sofortprogramm Klimaschutz 2020 aufgelegt werden, das für Strom, Wärme und Verkehr schnell wirkende Maßnahmen enthält“, stellt Graichen fest.
Keine Energiewende ohne Verkehrswende
Mit einem Plus von fast 5 Millionen Tonnen CO2 im ersten Halbjahr 2017 trug der Verkehr am stärksten zum Emissionsanstieg bei. Ursache dafür war ein Absatzplus beim Diesel von 6,5 Prozent, bei Benzin von 2,5 Prozent und beim Flugbenzin von fast 8 Prozent. „Das zeigt, wie wichtig es ist, endlich auch Klimaschutzpolitik im Verkehr entschlossen zu betreiben“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Wenn eine umfassende Verkehrswende kein Schwerpunkt in der nächsten Legislaturperiode wird, lassen sich Deutschlands ambitionierte Klimaschutzziele nicht erreichen.“