Wiegand-Glas hatte schon im Jahr 2020 das „Eco2Bottle“-Konzept ins Leben gerufen und damit ein klares Zeichen für Umwelt- und Ressourcenschutz an den Markt und seine Kunden geschickt. Das Konzept sieht vor, in allen Produktionsschritten CO2-Emissionen zu vermeiden, zu reduzieren oder zu kompensieren – gemeinsam mit Lebensmittel- und Getränkeproduzenten bis zum Konsumenten. „Es kommt dabei auf individuelle Lösungen an“, sagt Lukas Neubauer, Leiter Controlling & Unternehmensentwicklung bei Wiegand-Glas. „Wir betrachten jeden Kunden, jeden Markt und jedes Produkt ganz genau, geben Tipps für die gesamte Lieferkette und entwickeln dann mithilfe eines abgestimmten Werkzeugkastens die passende Verpackungslösung.“ Bedacht wird dabei die Stromversorgung, das Recycling, das Gewicht des Glases, die weitere Verpackung, die Logistik und natürlich die Energie, die für die Produktion selbst benötigt wird.
Soulproducts gestaltet mit
Diese freiwillige Verpflichtung, sich der Energieeffizienz und dem Schutz der Natur und Umwelt zu widmen, weckte auch das Interesse der Firma Soulproducts. Das junge Unternehmen ging 2012 in Wien an den Start, um positiven Einfluss auf die Welt zu nehmen. So entstand die Idee zum Kernprodukt, die 100 Prozent plastikfreie, klimaneutrale und wiederverwendbare Glastrinkflasche in gutem Design.
Nachdem das mittlerweile nach Berlin umgezogene Unternehmen viele Jahre mit Wiegand-Glas zusammengearbeitet und die bei der Produktion entstandenen Emissionen über Zertifikate ausgeglichen hatte, gab es den Verantwortlichen der Glashütte einen wegweisenden Impuls – die Umstellung einer Produktionslinie von Erdgas auf 100 Prozent Biomethan: „Wir optimieren unsere Produktion seit Jahren kontinuierlich, um unsere Emissionen zu senken. Der Umstieg auf Biomethan bei der Glasherstellung ist ein absoluter Meilenstein für uns“, sagt Julian Offermann, Einkäufer bei Soulproducts. „Wir freuen uns, dass wir Wiegand-Glas so schnell von der Idee überzeugen konnten und sie das Eco2Bottle-Konzept um unser Produkt erweitert haben.“
Grüne 1-Liter-Soulbottle
Die 1-Liter-Soulbottle war ohnehin schon ein sehr nachhaltiges Produkt. In zwei Schritten wurde das Ausgangsprodukt weiter optimiert und dabei der CO2-Fußabdruck deutlich gesenkt. Zunächst wurde schon ein großer Anteil an Emissionen durch eine Farbumstellung und den dadurch erhöhten Scherbeneinsatz von unter 30 Prozent auf mehr als 60 Prozent Recycling-Glas, eine verbesserte und mehrfach wiederverwendbare Verpackung und kürzere Liefer- und Transportwege der Rohstoffe sowie der Endprodukte zum Kunden eingespart.
Im Anschluss sorgten der Einsatz von Ökostrom und die Nutzung von Biomethan für eine weitere deutliche Reduzierung des CO2-Fußabdrucks des Endprodukts. „Durch die Nutzung von Biomethan greifen wir auf eine natürliche Energiequelle zurück, die aus biogenen Gasen erzeugt wird“, berichtet Lukas Neubauer. „Damit werden Emissionen vermieden, die sonst beim Verbrennen von Erdgas im Produktionsprozess entstehen.“ Das Zusammenspiel all dieser Maßnahmen führt, verglichen mit der ursprünglichen 1,0-Liter-Soulbottle, zu mehr als 75 Prozent reduzierten Emissionen.
Vorteile im Emissionshandel
Diese Klimafreundlichkeit hat für emissionshandelspflichtige Unternehmen auch finanzielle Vorteile. Denn im Bundesemissionshandelsgesetz (BEHG) und europäischen Emissionshandel (EU-ETS) ist Biomethan aktuell und bis einschließlich 2022 vom CO2-Preis befreit, je nach Substrat und Nachweis sogar zeitlich unbegrenzt.
Überall Biomethan
Für Wiegand-Glas ist das nach der Erfahrung mit dem Eco2Bottle-Konzept keine Herausforderung mehr. Bei der Produktion der Soulbottles setzt das Unternehmen auf Biomethan aus Siedlungsabfällen. Bezogen wird das Gas über bmp greengas. Für die Zusammenarbeit sprach unter anderem die Kernausrichtung des Unternehmens auf das grüne Gas. Damit war die für Wiegand-Glas wichtige Expertise ebenso gegeben wie die vollumfängliche Betreuung von der Bestellung und dem Bilanzkreis-Management über den Transport bis zur Herkunftsnachweisführung und zum Übertrag der Nachweise.
Regina Hafner, bei bmp greengas vertriebsseitig für die Industriesparte verantwortlich, erzählt: „Es gibt ganz unterschiedliche Biomethan-Qualitäten. Der Begriff Qualität ist hier ein wenig irreführend, denn jedes Biomethan ist erstmal gutes grünes Gas, ob produziert aus Gülle, Energiepflanzen oder aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und unser breites Portfolio ermöglicht es, für unsere Kunden und deren Anforderungen exakt das passende Produkt zu finden.“
Planungssicherheit dank Gas
Besonders in energieintensiven Branchen wie Glashütten, Pharma- oder Stahlproduzenten ist mit Biomethan ein riesiges Potenzial der CO2-Einsparung gegeben. Aber auch in anderen Verpackungsprozessen oder Produktionsbereichen ist Biomethan ein nachhaltiger und verlässlicher Energieträger, der zu einer CO2-neutralen Produktion beiträgt. Biomethan kann aufgrund seiner Brennwerteigenschaften über das bestehende Gasnetz transportiert werden, ohne technische Umrüstungen, langfristige Vorbereitungen oder zusätzliche Investitionen. „Biomethan kann Erdgas zu 100 Prozent ersetzen oder in beliebiger Menge beigemischt werden. Unternehmen können also individuell und flexibel festlegen, wie groß der Anteil des grünen Gases am Gesamtverbrauch sein soll. Das ermöglicht eine investitionssichere, langfristige Planung in einer dynamischen Preiswelt. Vertragslaufzeiten von fünf bis zehn Jahren sind dabei nicht unüblich“, so Hafner.
Abgesehen von Unternehmen, die gesetzlichen Verpflichtungen zur CO2-Einsparung unterworfen sind, gibt es auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen, die sich freiwillig der Nachhaltigkeit verpflichten. Ob eigene Ziele wie Klimaneutralität bis 2030 oder ein Wettbewerbsvorteil, weil das Produkt immer grüner und der Verbraucher für Nachhaltigkeit immer empfänglicher wird: Biomethan unterstützt beim schonenden und verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen und bietet die verlässliche Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte. „Teilweise kommt selbst in den unternehmenseigenen Fuhrparks Biomethan zum Einsatz, weil dort statt Diesel Biogas getankt wird“, sagt Regina Hafner.
Es ist also auch eine Frage der Überzeugung – wie bei Soulproducts. Hier bleibt man mit ganzer Seele grün und ist damit ein Vorbild für viele andere Unternehmen, die auch abseits des politischen Drucks für den Schutz des Klimas aktiv werden möchten.